Review - PewPewPew

Frankreich, 2012
Regie: Christian Vincent
Drehbuch: Etienne Comar, Philippe Rousselet
Darsteller: Catherine Frot, Jean d’Ormesson, Hippolyte Girardot
Länge: 95 Minuten
FSK: empfohlen ab 65 Jahre
Rating: ½☆☆☆☆

Selten hat ein solch harmloser Film mich so erzürnt! Wenn man nach 15 Minuten im Film noch kein Gefühl dafür hat, was für einen Ton man hier vorfinden soll, beschleicht mich ein schwummriges Gefühl. Wenn der titelgebende Präsident eine insgesamte Screentime von vielleicht 8 Minuten und erst nach gut 30 Minuten seinen ersten Auftritt hat, kann einiges nicht stimmen. ‘Die Köchin & der Präsident’ bricht so manche Drehbuchgesetze, die besonders stark auffallen, weil der Film absolut keine Geschichte zu erzählen hat und so lahm ist, wie kaum ein anderer Film in den letzten Jahren.

Catherine Frot spielt Hortense Laborie, eine Seelchen vom Lande, die gut kochen kann und sich von Niemandem etwas erzählen lässt. That’s it. You want more characterization? Uwe Boll soll ja auch Filme machen… Ist sie anfangs noch zögerlich, als ein Angebot der Präsidentenküche ankommt, weil demenzkranker Opa daheim und so, spielt das nach 5 Minuten keine Rolle mehr und wird nie wieder erwähnt. Nebenstränge werden aufgegeben oder halbherzig erzählt, wie die Rahmenstory eines australischen Reporterteams, das eine Dokumentation über Hortense 3 Jahre nach der Haupthandlung in der Antarktis machen will. Übrigens sehr lustig: Deutsche Synchronsprecher, die sich in französischen Filmen an australischen Akzenten versuchen.

Ach, habe ich erwähnt, dass der Film aus Frankreich ist? Falls nicht, keine Sorge. Der Film vergisst es nie und erwähnt es an jeder möglichen Ecke. Oh, alles ist so toll quirky und lustig und komisch. Und überhaupt, die Leute vom Land sind ja die wahrhaft guten Leute, da wo noch alles in Ordnung ist und die Menschen so gezeigt werden, wie sie wirklich sind. Diese Leute müssten mal in Paris aufräumen und den Leuten zeigen, wo der Hase lang läuft.

Aber zurück zum Hauptthema: Das ist nämlich Essen. Essen, Essen, Essen. Nichts anderes. Hortense kocht – und das einzige, was passieren kann, ist, dass es dem Präsidenten nicht mundet. That’s it. Nerve-wrecking stakes, people! Absolut nichts steht hier auf dem Spiel.

Statt Story gibt es hier hübsche Bilder von französischen Gerichten, bei deren detailreichen Beschreibungen Hobbyköchen der Bauch gepinselt wird, wenn sie Anleitungsschritte verstehen. Der Rest des Publikums schaut in die Röhre. Immerhin sieht das Essen nett photographiert aus, aber das war es auch schon. Statt Story gibt es hier “Food Porn – The Movie”, unterlegt mit der Titelmelodie von Die Sims. Und das im 5-Minuten-Rhythmus. Am Ende hört Hortense auf, weil ihr die Arbeit zu viel wird und sie lieber Trüffel in Neuseeland anbauen will. Das ist doch eine Geschichte, die erzählt werden will! Es gibt keinen wahren Konflikt. Nicht einen. Ja, die Köche in der Zentralküche sind neidisch, weil Hortense jetzt alleine für den Präsidenten kocht und ihm das so gut schmeckt, aber das ist doch keine Spannung. Genauso beschwert sich einmal ein Mitarbeiter über die Reisekosten von Hortense, die in ihre Heimat fährt um Steinpilze zu kaufen. Hortense ist verblüfft: Aber es waren doch Steinpilze! Die guten, wo aussehen wie Champagnerkorken!

Absolut nichts in diesem Film verlangt verfilmt zu werden. Kein kreativer Funke, nirgends. Weder im Bild, dem Schauspiel, der Regie oder der Geschichte. Nichts. Dies ist ein Film, der ohne die reiche Filmförderung Frankreichs nicht existieren würde oder es maximal auf einen Sonntagnachmittag in der ARD schaffen würde.

Doch das Problem geht tiefer: Wie so oft hat man hier wieder einen dieser Feel-Good-Filme versucht zu machen, von denen man in den letzten Jahren aus unserem Nachbarland überschwemmt wird.

Es ist die Sorte Filme, die niemandem etwas Böses will. Jeder ist willkommen, Kontroverse verabschiedet sich an der Tür, Herz und Humor gehen Hand in Hand. Somit kann man immer nur überhaupt Mittelmaß erreichen, wenn man nichts zu erzählen hat, sogar noch weniger.

“Little Ass Kicker.”

Nach der Explosion letzte Woche war nichts anderes als eine Aftershow-Folge zu erwarten und genau das erhalten wir. Rick schnappt sich eine Axt, dreht durch und beantwortet am Ende der Episode einen – gasp – Telefonanruf. Der Rest der Gruppe sucht nach Milchpuder für die kleine Judith (oder wie auch immer man sich hier einigen wird) und in Woodbury verlässt Michonne Andrea, die lieber dort bleiben möchte, sich das jedoch schnell anders überlegt, als sie die Zombiefestspiele des Governors erlebt.

Wie bereits in der letzten Review gesagt: The Walking Dead muss um etwas gehen. Was wir hier haben, ist größtenteils belanglos. Es muss kein tiefer soziopolitischer Kommentar um den Status der amerikanischen Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts sein, aber ein wenig mehr Substanz schadet nicht.

Solange die Charaktere reden und keine direkte Gefahr vorhanden ist, gibt es meist Probleme. Ein bisschen mehr Humor dürfte auch nicht schaden (“Dinner!”). Wie auch immer, mehr davon. Mehr menschliche Momente. Michonne hat, wie befürchtet, immer noch keinen wirklichen Charakter. Sie ist einfach die coole schwarze Kickasssamuraitante, die alle mit ihren großen Augen misstrauisch anblickt, weil sie vermutlich eine stramme Zeit hinter sich hat. Sofern wir das aber als Zuschauer nicht sehen, existiert das praktisch nicht. Was wir an Charakter haben, sehen wir in der Szene – und das ist eben nichts außer bösen Blicken und Badass-Samurai-Action. Das reicht nicht.

Der Konflikt zwischen Michonne und Andrea ist immerhin ganz interessant. Es wäre hier interessant ein bisschen Vorgeschichte zu haben, sodass wir verstehen können, wieso Michonne so misstrauisch ist. Immerhin war ihr Misstrauen gerechnetfertigt: Andrea will am liebsten abhauen, als sie erfährt, dass die Woodbury-Leute Mitglieder ihrer Gruppe in einer Arena voller angeketteter Zombies zur Unterhaltung kämpfen lassen. Es ist ein netter Kommentar, ein guter Anfang. Die Leute brauchen Unterhaltung, doch in dieser Form? Gibt es nicht schon genug Gewalt? Interessante Idee, die hoffentlich in der nächsten Folge weiter diskutiert wird.

Die Gruppe im Gefängnis musste schnell reagieren. Das Baby hat Hunger und noch einen Todesfall halten die Leute nicht mehr aus. Schön zu sehen, wie eng die Leute inzwischen sind, durch welche Scheiße sie gemeinsam gegangen sind und wie sehr sie das zusammengeschweißt hat. Auch wenn wir nicht viel Ahnung haben, wer diese Leute eigentlich sind, haben wir ein Verständnis dafür, was sie als Gruppe stark macht.

Doch die Dialoge handeln immer noch nur davon wie schlimm doch alles in der letzten Folge war und welches Elend sie erleiden. Das ist realistisch, aber in den ganzen Monaten reden die Leute doch auch mal über was anderes, oder? Ich will mal menschliche Momente. Einen netten Moment gibt es immerhin draußen zwischen Glenn und Hershel. Glenn ist dort Gräber am Schaufeln – auch eins für Carol, die wir für tot halten sollen. Yeah, don’t think so.

Ricks Amoklauf im Knast endet auch interessant: Am Ende findet er nicht einmal mehr Loris Körper, der wohl von einem Zombie komplett gefressen wurde. Die Serie lässt ihren Charakteren auch keinen einzigen Hoffnungsschimmer. Nicht einmal verabschieden kann der arme Kerl sich von seiner toten Frau. Doch dazu hat er auch jetzt keine Zeit: Das Telefon klingelt. WTF!? Rick hebt ab, Stille…”Hallo?”. Fans der Comics wissen, wer sich dahinter befindet und wir dürfen gespannt sein, ob sich das auf dem Bildschirm genauso effektvoll vollzieht wie im Comic, aber wir wollen das Mysterium für unsere Fernsehfans in den Kommentaren bewahren, hmkay?

“Go! I’m dead!”

Nach der großartigen Einführung von Woodbury und dem Governor in der letzten Folge, kommen wir in ein tiefes Tal der Tränen in der vierten Folge. Die Screentime wird aufgeteilt zwischen Woodbury und dem Gefängnis, wobei wir in Woodbury nichts erfahren, das wir nicht schon wissen. Merle ist creepy, Andrea gefällt’s, der Governor ist shady und Michonne misstrauisch. Alles Puffer für die Balls-to-the-Wall-Action im Gefängnis.

Rick und Co. räumen gerade das Gefängnis auf. Alle schauen sich freudig an, Hershel kann sogar wieder gehen und ein Funken Hoffnung keimt auf. Doch wir befinden uns hier in The Walking Dead und Glenn stöhnt passend “Können wir nicht einmal einen guten Tag haben?” als Walker auf der anderen Seite des Zauns lauern. Doch das sind nicht die einzigen. Jemand im Gefängnis – es stellt sich heraus, dass es Andrew war, den Rick entkommen ließ – hat die Zäune geöffnet und nun strömen Walker von überall her. Beth und Hershel können sich in einer Ecke retten, während Maggie, Carl und Lori in die dunklen Gassen des Gefängnisses gedrückt werden. T-Dog wird gebissen und sichert Carol ein wenig Zeit um zu entkommen. Lori bekommt Wehen und hat Probleme bei der Geburt. Sie zwingt Maggie das Baby aus ihr herauszuschneiden um wenigstens ein Leben zu retten. Lori stirbt und Carl schiebt seiner Mutter eine Kugel in den Kopf, sodass sie nicht wiederkehrt. BLAM.

Alles in allem könnte man meinen, dass man hier eine gute Folge gesehen hat. Dem ist aber nicht so. Was man hier sieht, sind Autoren bei der Arbeit, die sie fundamental falsch verstehen. Das Problem der zweiten Staffel war nicht (nur), dass wir zu wenig Action hatten, sondern dass die Serie sich um nichts wirklich dreht. Es ist in Ordnung eine geniale actionreiche Folge voller Zombiesplatter zu haben, in der Helden ihr Leben lassen. Doch das kann nicht zur Normalität werden und wenn es in dem Tempo weitergeht, das die ersten Folgen anlegen, haben wir schon keine Leute mehr vor der Winterpause. The Walking Dead ist gut in den Momenten, wenn die Charaktere gegen die Zombies ankämpfen. Doch da muss mehr sein als die imminente Gefahr von Zombies gefressen zu werden. Wer war T-Dog? Wieso spricht er sich für die Knackis aus 5 Minuten bevor er stirbt? Dass wir für ihn fühlen, wenn er sich für Carol opfert? Opfer und Heldentaten müssen sich verdient machen beim Zuschauer. Nun ist T-Dog tot. Whatever.

Doch Lori ist anders. Auch wenn sie von Fans gehasst wurde, kann man nicht leugnen, dass sie immens wichtig für Carl und Rick war, so komplex ihr Verhältnis auch war. Man geht hier ein großes Risiko ein, sie zu diesem Zeitpunkt sterben zu lassen. (Mein Comic-Herz weint natürlich, weil der beste Cliffhanger aller Zeiten – sofern umgesetzt – nicht seine ganze Pracht entfalten kann.) Es ist eine feine Linie, die die Schreiber hier gehen müssen und ich bin mir nicht sicher, dass dazu fähig sind. Zweifellos, die Folgen sind besser geworden, doch so wirklich interessant waren bisher keine Dialoge. Die Diskussion um Oscar und Axel war auch leicht an der Grenze zur Fremdscham, besonders dank T-Dogs Mini-Dale-Gedächtnis-Arc.

The Walking Dead muss sich um mehr drehen als Zombies, die Todesgefahr und den Horror. Wenn es so weitergeht – und das darf man Interviews der Showrunner Mazarra und Kirkman entnehmen – wird sich der Anteil an Action, Gore und Horror pro Folge so halten. Und das ist nicht gut. Es muss Zuschauer mehr zum Bildschirm treiben als die Frage “Wer stirbt denn heute?”. Es entsteht zwar durchaus Potential hier in der Folge (Ricks Schuld, Carls Elternmord, das Baby und die Gruppe), doch es bleibt abzuwarten, wie das genutzt wird.

Immerhin das Ende überzeugt dann doch stark; insbesondere Andrew Lincolns ist großartig. Wie sein Rick sich da vor Carl stellt und ihn anjammert, in der Hoffnung ihn zu brechen, ihn umarmen zu können und das Leid zu teilen und der Junge da einfach so knallhart steht bis Rick realisiert, was passiert sein muss. Großartiges Ende, das leider vom Schnitt so abrupt in die Credits geschickt wird. Da hätte Rick ruhig noch ein paar Sekunden heulend auf dem Boden liegen können.

“Welcome to Woodbury.”

Vor etwas mehr als einem halben Jahr habe ich über eine Episodenidee des früheren Showrunners Frank Darabont berichtet, die einer Gruppe von Soldaten in ihrem Kampf um Atlanta begleitet hätte. Der Hauptdarsteller wäre Sam Witwer gewesen, ein relativ bekannter Schauspieler, der auch den Zombie im Panzer gespielt hat. Es wäre eine geniale Episode im Stile von Black Hawk Down geworden, nur mit Zombies. Doch sie wurde abgelehnt. Immerhin wären unsere Helden gar nicht vorgekommen. Das gefiel AMC gar nicht. Das ist schade, denn der Serie tut es verdammt gut sich mal abseits der Strecke umzugucken, wie uns “Walk With Me” beweist.

Wir steigen ein bei der noch immer kranken Andrea und Michonne, die ihre beiden Zombiefreunde immer noch angekettet hat. Ein Helicopter stürzt in der Nähe ab. Als sie die Absturzstelle begutachten wollen, kommen Männer und retten den Piloten, den Rest der Leichen töten sie. Die zwei Beißer im Gepäck machen Lärm und Michonne muss sie opfern. Doch das alles rettet sie nicht: Sie werden entdeckt – von Merle!

Die beiden werden nach Woodbury gebracht und dort vom Governor empfangen, der von David Morissey gespielt wird und seinem Comic-Ebenbild in keinster Weise ähnelt. Das ist okay, denn ich empfand diese Figur immer als Karikatur und Morissey bringt wesentlich mehr Tiefe zu der Rolle, die sie auch braucht. Dieser Governor ist nämlich ein Mann von Autorität, Kraft und Durchsetzungsvermögen. Ein, wie René es treffend ausdrückte, Staatsmann.

Und obwohl das Gefängnis, Rick und so weiter nicht in dieser Episode vorkommen, sind sie dennoch die ganze Zeit über in unseren Gedanken. Wenn dieser Typ in der gleichen Zeit Woodbury, wie wir es hier sehen, aus dem Boden gestampft hat, was sagt das dann über unseren Helden aus? Was macht Rick falsch? Ist Rick ein Waschlappen? Was Comicfans bereits wissen, wird in der Folge lange und spielerisch bis zum Ende herausgezögert: Der Governor ist ein Psychopath, der für seine Sicherheit seinen Verstand und seine Moral geopfert hat. Die zentrale Frage der Serie, wie weit man bereit ist zu gehen, wird hier in Form seiner Figur schaurig beantwortet und ich kann mir gut vorstellen, wie beängstigend das auf unwissende Zuschauer gewirkt haben muss.

Nebenbei kriegen wir auch Merle in der light Version vorgeschoben, einen Merle, der sich untergeordnet. Was das über den, der über ihm steht, aussagt, ist auch klar. Weiterhin gibt es eine nette Verbeugung vor Day of the Dead und wir kriegen Informationen über die Zombies, die auch verhungern – aber eben zu langsam. Dallas Roberts (aus Rubicon, einer schrecklich guten und kriminell unbekannten Serie) spielt einen Zombieforscher, der hart an der Karikatur vorbeischrammt. Ebenso Danai Gurira spielt ihre Michonne ein wenig zu hart. Klar, Comicfans wissen, dass zwischen Michonne und ihr Katana nichts kommt, aber die einseitigen, bösen Blicke haben spätestens in der zweiten Szene ihre Wirkung verloren. Hoffentlich kommt da bald mehr von ihr.

Insgesamt eine sehr gute Folge. Woodbury ist eingeführt, jetzt bleibt noch ein bisschen Gefängnisquatsch übrig und dann kommt es bestimmt in ein paar Folgen auch schon zur ersten Konfrontation. Die kriegen das dann wohl wirklich komplett in einer Staffel (16 Folgen) durch. Schade.

“Yeah, yeah, I get it. I get it. Shit happens.”

Und sie haben es geschafft: Ladies and gentlemen, I present to you – the almost perfect episode of ‘The Walking Dead’. Wirklich, ich bin geschockt. Es gibt zwar noch ein oder zwei kleine Sachen, die für mich stören, aber dennoch: Das war klasse. Fangen wir an.

Die Episode beginnt wo wir letzte Woche aufgehört haben. Rick hackt Hershel das angebissene Bein ab und die Gefängnisinsassen schauen geschockt. Zurück in ihrem Zellentrakt angekommen, bemerken sie, dass die Insassen ihnen gefolgt sind. Nach einem kurzen Stand-Off wird den unwissenden Knastis die neue Welt erklärt: Keine Polizei, keine Zivilisation, keine Hoffnung auf Rettung. Doch mit ihrer Freiheit sind nicht nichts vertrauenswürdig geworden und sollen daher ihren eigenen Zellentrakt bekommen, Rick und Co. helfen sogar bei der Säuberung.

Die verläuft natürlich nicht so reibungslos wie erhofft und Big Tiny (hätte Tiny nicht gereicht? We get it, people!) wird gebissen. Tomas, ein impulsiver Typ lateinamerikanischer Abstammung, dessen Schauspieler scharf am Over-Acting kratzt, macht kurzen Prozess mit ihm und hackt seinen Kopf in Stücke. Rick und Daryl schauen sich an und wissen ganz genau: Der Typ ist eine Gefahr und muss weg. Als er später auch in einer riskanten Situation mit seiner Machete nach Rick schlägt und es so aussehen lassen will, als ob er einen Zombie treffen wollte, haut Rick ihm einfach eine Machete in den Kopf.

Tomas’ Freund Andrew läuft in einer netten Verbeugung vor dem Comic davon. Doch anders als im Comic läuft Rick ihm hinterher. Sie kommen an einen Hof voller Zombies und Rick schließt hinter ihm die Tür und überlässt ihn somit seinem Schicksal.

©AMC

Währenddessen versucht Carol Hershel zu stabilisieren. Kurzzeitig sieht es aus als ob dieser stirbt und Lori beginnt mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung, die ihm zwar das Leben rettet, aber auch verrückt ist. Kein Witz. Die Frau beginnt ihre Lippen auf einen Mann zu pressen, der kurz davor steht ihr gleich ins Gesicht zu beißen. Unglaublich dumm. Doch Lori handelt nach ihrem besten Wissen, denn immerhin ist die einzige Frau, die Hershel ausgebildet hat ihn in irgendeiner Weise mal zu ersetzen, draußen an einer Zombieleiche am rumschnibbeln. Wegen Kaiserschnitt üben und so. Hat das nicht ein paar Stunden Zeit? Ich meine, Hershel liegt dort im Sterben und sie ist das einzige Gruppenmitglied, das ihm wirklich helfen kann. Unglaublich ärgerlich wie dumm die Charaktere wieder geschrieben werden. Während sie draußen an ihrem Zombie rumspielt wird sich auch noch von einer unbekannten Gestalt beobachtet. Irgendwas sagt mir, dass es nicht jemand aus Woodbury war.

Doch Hershel kommt durch (dank Carl, der mal alleine in die Klinik gelaufen ist, Medikamente fand und nur zwei Walker töten musste. No big deal. I love this kid) und die anderen zwei Gefangenen haben ihren eigenen Zellentrakt.

Rick ist endlich der Ärsche tretende Badass in dieser Folge, wie wir ihn aus dem Comic kennen. Er trifft harte, grausige Entscheidungen für das Wohlsein seiner Gruppe. Lange mussten wir darauf warten. Es gibt einen gewissen Soapanteil und auch die Reiberei zwischen Carl und Lori könnte nerven, doch es führt alles zu einem Punkt. Subtext. Charakterentwicklung. Etc. Solange das alles zu etwas führt, kann man da gut und gerne durch.

Doch all dies kommt so unerwartet, so radikal und schnell. Insbesondere die Kälte, die Rick Lori erweist, als diese ihr Herz öffnet und zugibt, was für eine schlechte Frau sie ist usw., überrascht. Rick entgegnet ihr nur ein “Wir sind dir alle dankbar”. Eine kurze Berührung an der Schulter. Das ist alles. Kalt und grausig. Diese Charaktere haben einiges durchgemacht über den Winter. Und das ist okay, denn sie sind inzwischen so, wie man sich das wünscht. Doch das gleicht alles eher einem minimalen Reboot (so nötig er war) als einer Charakterentwicklung, die im Comic so detaillert durchgekaut wurde.

Bei dem bisherigen Tempo der dritten Staffel wäre eine Flashback-Winterepisode gerne gesehen. Klar, man hat den Zeitsprung rein aus Produktionsgründen gemacht, denn ein Winter wäre Produktionshölle deluxe mit Sternchen, aber so eine kleine Episode wäre schon nett. Sonst haben wir der Prisonplot ja wirklich schon in der dritten Staffel durch und das wäre verdammt schade.

Vereinigte Staaten, 2012
Regie: Stephen Chbosky
Drehbuch: Stephen Chbosky
Darsteller: Logan Lerman, Emma Watson, Ezra Miller, Paul Rudd
Länge: 104 Minuten
Rating: ★★★★½

“Right now we are alive and in this moment I swear we are infinite.”

Wer Jugendbuchliteratur angelsächsischer Autoren kennt, der kennt ‘The Perks of Being a Wallflower’. Wer Jugendbuchliteratur angelsächsischer Autoren liebt, der liebt ‘The Perks of Being a Wallflower’. Ja, meiner Ansicht nach geht in dem inzwischen mächtig gewachsenen Feld von “Young Adult Literature” nichts um Stephen Chboskys modernen Klassiker herum. Gerade deshalb ist eine Filmadaption eine schwierige Sache, immerhin kann die wahre Vision eines Autoren nie wahrhaftig auf die Leinwand transportiert werden, richtig? Falsch, denn Chbosky, der seit der Veröffentlichung seines Briefromans auch als Drehbuchautor in Hollywood gearbeitet hat, schrieb nicht nur das Drehbuch für die Adaption, sondern führte auch dazu noch Regie. Gute Nachricht für alle Fans: Mit Erfolg.

Charlie (Logan Lerman) hat nach dem Selbstmord seines besten Freundes eine schwierige Zeit hinter sich. Doch eine Möglichkeit zum Neuanfang lauert in Form dem Beginn der Highschool am Horizont. Schnell lernt er jedoch, dass er es als introvertierte Leseratte nicht leicht hat. Noch am ersten Tag beginnt er die Tage bis zum Abschluss zu zählen um dieser Hölle zu entkommen. Doch das ändert sich als er die Stiefgeschwister Sam (Emma Watson) und Patrick (Ezra Miller) kennenlernt, die ihm eine neue, unendliche Seite des Lebens aufzeigen. Doch trotz neuer Freunde und genialer Partys schlummert tief in Charlie eine tiefe Traurigkeit, wie eine tickende Zeitbombe.

Es gibt da eine Szene relativ am Anfang des Films. Nach einer Party fahren Sam, Patrick und Charlie in einem Pick-up-Truck durch einen Tunnel in einer nicht näher zu erkennenden Stadt (es wird suggeriert: es könnte Deine sein) und es läuft David Bowies “Heroes” im Radio. Sie erkennen den Song nicht, doch das spielt keine Rolle. Es fühlt sich richtig an. Sam begibt sich auf die Ladefläche, breitet ihre Arme auf und genießt den Fahrtwind und die Musik, kurz: den Moment. Sam, träumerisch und verliebt, himmelt sie an, bis er realisiert: Alles passt, trotz meiner Probleme. Es sind diese magischen Momente im Leben in denen wir alles vergessen und sich alles gut anfühlt. Als ob uns nichts etwas anhaben könnte und wir niemals sterben. Wir fühlen uns unendlich. Wofür Chbosky in seinem Roman Seiten braucht, schafft er hier visuell und musikalisch untermalt in wenigen Sekunden.

‘The Perks of Being a Wallflower’ ist ein Roman, der von seinen Figuren lebt und daher war das Casting ein essentieller Teil auf dem Weg zur erfolgreichen Adaption. Wenn jemand die Figuren besser kennt als jeder andere, dann Chbosky, der ein glückliches Händchen bei seiner Auswahl besaß. Logan Lerman zeigt die ganze Breite seines Talents und empfiehlt sich mit dieser Rolle auch für weitere Dramen abseits seines bisherigen Spektrums mit einer Performance, die die zaghafte Unsicherheit, beginnende Freude und dennoch tiefe Traurigkeit seines Charakters zu zeigen und kontrollieren weiß. Ezra Miller überrascht nach der kongenialen Rolle als amoklaufender Teenager in ‘We Need To Speak About Kevin’ mit seinem überschwänglich sympathischen Patrick und Emma Watson macht in einer reifen Darstellung der Sam, soviel wie ihr Manic Pixie Dream Girl hergibt.

Chboskys Regiearbeit ist nicht phänomenal. Trotzdem liefert er eine solide Arbeit ohne große Überraschungen und Firlefanz ab, die insbesondere dank Andrew Dunns Photographie im Gedächtnis bleibt; fängt sie doch visuell dank Grobkörnigkeit und leichten Farben einen gewissen unverwechselbaren Look der frühen 1990er ein. Viel mehr Lob gebührt Chboskys Vermögen mehrere Fäden der Geschichte wesentlich besser über die Laufzeit des Films anzudeuten und langsam zu verbinden und in Sequenzen vor allem musikalisch zu untermalen. Hier sind die Szenen zu finden, in der der Film über seine Vorlage dank des Mediums hinauswächst.

Jeder hat seine Geheimnisse und Probleme. Charlies Probleme sind größer als die der meisten Teenager. Ebenso wie die der anderen Figuren. Ein angelsächsischer Kritiker bemängelte, dass der Film suggeriert, nur wer misshandelt, gemobbt oder verprügelt wird, eine richtige oder intensive Jugenderfahrung hat. Das ist natürlich Quatsch. Der Film erzählt eine Geschichte und so krass die Probleme der Figuren auch sein mögen, man fühlt mich ihnen.

‘The Perks of Being a Wallflower’ ist eine liebevolle Adaption eines modernen Klassikers. Die Geschichte, ihre Figuren und deren Probleme sind zeitlos. Die schwierige Adaption des Briefromans klappt dank Regisseur, Cast und Soundtrack.

Joseph Gordon-Levitt spielt den Jurastudenten Wilee, der das schnelle Leben als Fahrradkurier zu sehr liebt um sich um seine Abschlussprüfung zu kümmern. Als ihm eine heiße Ladung unterkommt, für der spielsüchtige und manische Polizeikommissar Monday (Michael Shannon) bereit ist zu töten, entfacht eine rasante Verfolgungsjagd durch Manhattan.

Gordon-Levitt ist sympathisch und trägt den Film, Michael Shannon channelt seinen korrupten Cop aus Boardwalk Empire perfekt und David Koepps Aufnahmen vom urbanen Manhattan sprießen nur so vor kinetischer Energie. Die Stuntaufnahmen mit echten Fahrradprofis sind atemberaubend und auch der Hauptdarsteller musste nach einem Unfall mit 30 Stichen genäht werden. Besonders herausstechend sind die Szenen, in denen Wilee einem Objekt ausweichen muss und er blitzschnell mehrere mögliche Pfade erkennt und sie im Kopf, für uns aber visuell, durchspielt.

Drehbuchautor Koepp hat mit seinem Regiedebut definitives Talent hinter der Kamera bewiesen, doch seine sonstigen Geschichten sind packender und dichter. Premium Rushs seichte Story ist zwar erfrischend kurz und bündig im überfüllten und komplizierten Sequelkinosommer, aber streckenweise zu dünn und einfach um völlig zu überzeugen.

Rating: ★★★½☆

Das indirekte Sequel zu 2 Days in Paris. Delpy ist mit ihrem Vater zurück, der dieses Mal zu ihr nach New York kommt – samt ihrer Schwester und Chaosfreund. Kulturchaos ohne Ende. Der Vater versucht kiloweise Wurst und Käse durch den Zoll zu schmuggeln und weigert sich dann zu duschen. Urkomisch.

Doch nicht alles bleibt beim Alten: Delpys Charakter ist inzwischen mit Chris Rock zusammen, der überraschenderweise überzeugt, und das in einer eher seriöseren Rolle. Während alle anderen Charaktere Stereotypen und Vorurteile überspitzt ausspielen, ist Rock auffällig ruhig und zeigt andere, ungewohnte Seiten auf.

Wer auf Feel-Good-Filme, am besten noch aus Frankreich und mit Alles-ist-und-wird-gut-Voice-Over am Ende, steht, wird hier vollends befriedigt. Der Rest kann den Film gerne für ein Date aufheben, bei dem der Film nicht im Vordergrund steht.

Rating: ★★★☆☆

Ja, große Lücke hatte ich das als Blogger, Netzfreund und Filmefan, aber sie wurde geschlossen. Pirates of Silicon Valley ist ein Made-for-TV-Film vom Amisender TNT und das sieht man dem Film kontinuierlich an. Aber das heißt nichts Schlimmes. Seine eher mäßige, visuelle Qualität fügt dem ohnehin schlecht gealterten Film eine gewisse Retroqualität hinzu, die sich positiv auf die gesamte Geschichte um Gates und Jobs auswirkt.

Noah Wyle verkörpert Steve Jobs so gut, dass der ihn später einmal bei einer Keynote noch einmal seine Rolle aufleben ließ. Die restlichen Darstellungen sind leider nur Karikaturen ihrer Vorbilder; insbesondere Michael Anthony Hall als nerdiger Bill Gates gefiel mir überhaupt nicht. Die Geschichte ist nett, wenn auch nicht detailliert genug um die wahren Begebenheiten aufzuzeigen. Der metadokumentarische Ansatz gefiel aber sehr.

Rating: ★★★½☆

Brave war zwar in keiner Weise ein Make-or-Break-Moment für Pixar, aber man war schon gespannt, wie Pixar sich nach dem Totalausfall namens Cars 2 zurückmelden würde. Leider ist Brave keiner der originalen und frischen Hits, mit denen Pixar uns seit Mitte der Neunziger in andere Welten versetzte und träumen ließ, sondern eine bereits oftmals rezitierte Disney-Story, die einer Prinzessin auf dem Weg zu wahrer Erkenntnis folgt. Die Animation ist pixarüblich atemberaubend, insbesondere Meridas Haare, für die ein komplett neues Programm geschaffen wurde, stehlen die Show. Doch die Charaktere und Geschichte sind zu flach, einiges wird nicht mehr aufgegriffen und andere Ideen finde ich teilweise zu krass.

Alleinstehend ist Brave sicherlich ein solider Animationsfilm für Kinder. Im Kontext seiner Macher jedoch kann er nicht an die Magie früherer Werke anschließen. Die Einführung einer weiblichen Protagonistin ist nett, aber sie bleibt in der Geschichtsstruktur der archaischen Disney-Tradition gefangen.

Rating: ★★½☆☆

© AMC

“Only one way to keep you alive.”

Ein ziemlich passendes Zitat am Ende der Folge, als Rick Hershel etwas Schreckliches antut um ihn zu retten. Denn auch die Serie selbst war nach einer eher miesen ersten und überaus durchwachsenen zweiten Staffel in bitterer Not für einen Neustart. Am besten tut man das in einer Serie dieser Art, indem man die Szenerie wechselt, den Cast durchschüttelt und eventuell sogar einen Zeitsprung macht. The Walking Dead macht all das – und es funktioniert.

Die Episode eröffnet mit einem “Cold Opening“, in dem keiner unserer Helden auch nur ein Wort verliert. Gemäß dem Drehbuchgesetz “Show, don’t tell” sehen wir anhand Loris Schwangerschaft und Carls Alter, dass etwas Zeit vergangen ist (guter Versuch Chandler Riggs in der Serie zu behalten; fragt sich nur wie lange das noch gehen wird…). Acht Monate insgesamt. Die Gruppe hat einen harten Winter hinter sich, Charaktere haben sich weiterentwickelt und all diese wahrscheinlich anstrengenden Entwicklungen bleiben uns erspart. Wir wissen nur schnell: Unsere Helden sind müde, kaputt und hungrig.

Als die Gruppe zu Beginn auf der Flucht vor freilaufenden Horden und auf der Suche nach Essen in ein Landhaus einbricht, tötet Carl ohne zu zögern einen Walker. Auch Lori hat sich gewandelt. Sie hat mehr Verständnis für Rick und fürchtet inzwischen um ihr Leben: Was wäre, wenn sie eine Totgeburt hat und das Baby sie von innen auffrisst? Als Zuschauer erfährt man Sympathie für Lori; ein neues Gefühl. Man hat hier für einen großen Teil einen notwendigen Reset-Button gedrückt. Hoffentlich bleibt das alles so, wenn wir die Gefängnissoap kriegen, die uns wohl oder übel bevorsteht.

Denn dort geht es hin. Als Rick über das Gefängnis stolpert, ist das alles nicht so theatralisch und groß wie im Comic, aber hey, ich beschwer mich nicht. Was folgt ist das größte und over-the-topste Zombie-Gemetzel, das die Serie bis jetzt gesehen hat und auch in cineastischer Hinsicht keine direkte Vergleiche finden wird, als die Gruppe um Rick mit nichts als Messern und Stangen bewaffnet im Nahkampf das Gefängnis Stück für Stück erobert.

© AMC

Natürlich kann die Folge nicht komplett perfekt enden, vorher muss noch etwas Dummes passieren: Hershel läuft über einen Zombie, der scheinbar tot gegen Wand sitzt, und wird von eben diesem gebissen. Rick hackt ihm daraufhin das Bein ab – um ihn zu retten – und wir kriegen unseren Cliffhanger: Die schockierten Gesichter der Gefängnisinsassen, die im Comic eine zentrale Rolle in den ersten Ausgaben im Gefängnis spielen. Auf den ersten Blick konnte ich hier mal keine bekannten Gesichter (außer vielleicht Dexter) erkennen.

Das mit Hershel ist doof. Es nervt. Selbst wenn man davon ausgeht, dass der Zombie tot ist, steigt man nicht einfach über ihn. Zugegeben, es war dunkel und vielleicht ist das unsere erste Einführung in die Unterscheidung zwischen Walker und Lurker, aber es bleibt dabei: Hershel ist ein fantastischer Charakter und ihn so gehen zu sehen (sofern die Storyline dem Comic-Charakter Allen folgen wird, den die Serie ausgelassen hat) schmerzt einfach. Die Stelle mit ihm, seinem Sohn und dem Governor ist eine meiner Lieblingsszenen im Comic. Beth hätte hier gut funktioniert. Aber soviel zu meinem Comicnerdrage.

Die Folge ist gut. Hershel spricht davon, dass er im Feld vor dem Gefängnis Gemüse anpflanzen könnte. Passend zu meiner Hoffnung trägt die Episode den Titel “Seed”, zu deutsch Samen. Es ist eine vage, unsichere Hoffnung, die ähnlich wie das Samenkorn wachsen kann, wenn man sie pflegt und züchtet. Man hat mit der Folge einen guten Grundstein gelegt; es bleibt abzuwarten, ob man das hohe Niveau auch mal, außer in Piloten und Staffelfinalen, in normalen Episoden vorfinden kann.