“You gotta play the hands you’re dealt. I only got one.”
Oh, beim Zombiegott, was hat diese Episode für einen katastrophalen Start. Nach den ersten zehn Minuten war ich mir sicher, dass ich hier wieder leider – gegen meine Wünsche und Hoffnungen – einen Zerriss vom Feinsten schreiben muss, aber dann fängt sich die Folge und endet großartig. So großartig, dass man sich wirklich auf die nächste Woche freuen kann.
Nächste Woche ist nämlich das Finale und die Maxime der Show besagt, dass deshalb viele Figuren von uns gehen müssen. Deshalb werden die ersten Minuten von Gesprächen dominiert, die uns zeigen wollen, wie weit die Figuren gekommen sind und wie sie sich charakterlich verändert haben. Das ist alles gut und schön, wirkt aber verdammt schwerfällig und aufgezwungen, denn wenn man die Charaktere die Staffel über konsequent und gut weiterentwickellt hätte, wüsste der Zuschauer all dies und bräuchte es nicht erneut vorgeführt bekommen, sodass wir nächste Woche um die Toten jammern.
Weiterhin wird der Beginn von der gewohnten Dummheit der Figuren geplagt, weil man eine Geschichte im Kopf hat, die erzählt werden will und der sich alles und jeder beugen muss. Es hätte schlauere und klügere Wege gegeben, Merle sie Sache in die Hand nehmen zu lassen, doch es muss so geschehen, dass Rick sich moralisch und intellektuell begräbt. Daryl und Hershel schauen misstrauisch, folgen aber, weil Rick seinen Satz wiederholt und das bedeutet Dringlichkeit.
Dass Rick dem Governor tatsächlich Glauben schenken kann, macht ihn für den Zuschauer dumm und dazu verliert er jegliche moralische Autorität. Dies kann sich gegen Ende der Episode dank Lori-Geist und Hershel-Gebet ein bisschen erholen und das Ende der Ricktatorship einleuten. Lasst uns hoffen, dass Rick nun back for good ist; aber meine Güte, wie haben sie den Kerl versaut. Aber all dies kam ohnehin nur zustande, weil Merles Figur sterben muss und ihm ein guter Abschied bereitet wird. Nichts davon ist wirklich aufgebaut oder verdient, vor zwei Episoden war er immerhin noch das rassistsche Arschloch, das wir kennen, aber all das führt zu einem starken emotionalen Moment gegen Ende der Folge, der uns für Merle und Daryl fühlen lässt – und solche Momente muss man nehmen, denn sie sind spärlich in dieser Serie.
Zwischenzeitlich erbittet Glenn Hershel um Erlaubnis, Maggie einen Heiratsantrag zu machen. Hershel gibt ihm seinen Segen und Glenn drückt Maggie den Ring in die Hand, sie sagt Ja. Kein Kniefall, keine Rede, kein Schnickschnack, dafür gibt es keinen Platz in dieser Welt. Ein schöner, kleiner Moment.
Ansonsten war es auch schön die Details, die die Serie immer wieder pflegt, gewürdigt zu sehen. So waren Merles letzten Worte “I ain’t gonna beg.” auch in einer gewissen Weise seine “ersten”, als er angekettet auf dem Hochhausdach in Atlanta kurz überlegt an Gott zu beten. Weiterhin gibt es einen Dawn of the Dead Zombiecameo und wir haben mit den zwei abgetrennten Fingern und Merles Abschied hübsches Foreshadowing auf visueller Ebene. Das darf gerne so weitergehen.
Merles Besäufnis, Taktik und Ausführung waren großartig und Michael Rookers Darbietung führt uns durch diese wackelige Charakterschwankungen wie immer einzigartig gut. Goodbye, Mr. Rooker, I’ll miss you.
Ben hat also bereits das Zeitliche gesegnet und wurde sogar zurückgelassen. Es gab leider keine Zeit in der Episode, sodass Allen reagieren konnte, aber ich hoffe, dass es da nächste Woche was dazu gibt.
Ein bisschen Spekulation? Ich bin komplett spoilerfrei, weshalb all dies nur meine Einschätzung ist, aber es ist interessant über die Möglichkeiten im Finale und letztes Jahr habe ich das schließlich auch schon gemacht. Ein paar Spoilercomics, beware!
Wer wird also sterben? Wenn ich ein Glücksspieler wäre, würde ich all mein Geld auf Hershel setzen. Er war der moralische Kompass von Rick, der während dieser Staffel abdriftete und wird jetzt nicht mehr nötig sein, da Rick in Form des Governors sah, wohin ihn das alles führt. Dazu hat der Kerl halt einfach nur noch ein Bein… Carol und Beth sind beide höchst wahrscheinlich sind, wobei Carol wahrscheinlich von Daryl gebraucht wird und es einen netten Anlass für Maggies Suizidplot geben würde, wenn sie wie im Comic Vater und Geschwister verliert. Dazu wäre es es ideal, wenn Beth mit Judith ähnlich wie Lori das Zeitliche segnen würde. Immerhin will wohl niemand, dass Staffel 4 zu “On the road with the baby” mutiert. Hier bietet sich ein eleganter Ausweg. Glenn und Maggie sind meine Wildcards. Ich hoffe zwar, dass man sich an den Comics orientieren wird bezüglich ihrer Schicksale, aber wie ich die Autoren kenne, werden sie selbst den glorreichen Moment in Ausgage #100 versauen können. Der Rest ist eigentlich ziemlich sicher. Jetzt ist es nur noch fraglich, wer den Governor töten wird und wie. Andrea ist hier die Wildcard, es könnte sein, dass sie wie Tyrese im Comic vor die Tore des Gefängnisses geführt wird, oder sich wie ihr Comicvorbild nützlich zeigen kann im großen Endkampf. Sollte sie überleben für Staffel 4, kann sie Staffel 3 ganz schnell vergessen machen, wenn sie selbst Herrn Blake umlegt.
Und wie endet alles? Wie wäre es denn mal mit einem Cliffhanger? Die anderen Staffeln gaben hübsche Enden ab, aber man wusste grob wie es weitergeht dank Comics und abgeschlossenen Storylines. Ein richtiger Cliffhanger à la LOST und eine große Abweichung von den Comics wäre doch mal eine Überraschung, die uns die Sommerpause über ein wenig diskutieren lässt.