Featured Archives - Page 7 of 33 - PewPewPew - PewPewPew

Die Lichter gehen aus, jetzt noch ein paar Trailer und ein bisschen Werbung, dann beginnt endlich der Film. Folglich wird man in eine ganz andere Welt transportiert, kann loslassen und sich nicht nur in den Sitz fallen lassen. Ein wenig Zeit vergeht. Der zweite Akt hat längst begonnen. Es gab die ersten Actionszenen, es wurde geschossen oder gerannt, geliebt oder gestritten. Gerade jetzt nimmt der Plot etwas an Fahrt auf. Doch dann das: In einem ruhigen Moment des Films wird das Bild plötzlich schwarz, der Ton verstummt. Dies ist kein technisches Problem, sondern es handelt sich um eine bewusste Unterbrechung der Immersion des zahlenden Zuschauers aus rein kommerziellen Zwecken.

Pausen im Kino sind schrecklich. Viele Filmfans aus ländlichen Gegenden kennen das Problem. Ein neuer Film läuft in den Kinos an und man möchte das große Spektakel natürlich auf der möglichst größten Leinwand mit der besten Technologie sehen. Wenn alles glatt läuft, bietet die CineStar Kinokette in meiner Heimat daher die eigentlich beste Kinoerfahrung. Das Saarland ist klein und hat eben viele, kleine Kinos, die entweder historisch interessanter oder von der Ausstattung her charmanter als ein Multiplex sind. Aber wenn ich einen Film mit audiovisueller Wucht sehen möchte, dann gibt es einer Ansicht nach bei uns nur das CineStar als Auswahl.

Bereits vor fünf Jahren habe ich meinem Unmut über Pausen im Kino kund getan. Außer dem CineStar kenne ich in meiner Umgebung kein einziges Kino, das Pausen bei “Überlänge” einlegt. Auch in den schönen Mutiplex-Kinos des Nachbarlands Luxembourg gibt es keine Pausen. In meinem alten Post hatte ich damals die kuriose Auswahl der Pausen dargelegt. Ein Indie-Film mit fast 160 Minuten bekommt keine Pause, während Blockbuster wie Hunger Games mit weitaus weniger Länge unterbrochen wird. Ich hatte damals in dem Sneak-Preview-Forum des Kinos nachgefragt, wie viel Einfluss man als Betreiber auf die Pausen hat und was die offizielle Begründung für die Pausen ist. Die Erklärung kam überraschend deutlich, auch weil die Seite privat geführt wurde. Die Pausen sind von oben angeordnet und dienen, wie vermutet, natürlich nur der Gewinnmaximierung. Ich war überrascht, wie klipp und klar mir das mitgeteilt wurde.

Ich kann den Gedanken der Pausen zumindest im Ansatz nachvollziehen. An den Kinotickets verdienen die Ketten sowieso wenig, der Essensverkauf ist die Haupteinnahmequelle eines Betreibers. Dazu sind Streamingdienste zur enormen Konkurrenz geworden und die sinkende Qualität der Blockbuster hilft auch nicht, die Besucherzahlen zu steigern. Aber Pause sind nicht die Lösung des Problems. Gerade beim Vergleich von Netflix vs. Kino gewinnen die Lichtspielhäuser doch haushoch, wenn es um die Immersion geht. Große Leinwand, hammer Sound – und gerade hier will man dramatisch reinqrätschen und den Zuschauer für 15 (!) Minuten aus dem Filmerlebnis reißen?

Ich beschäfte mich mit dem Thema, weil ich gerade das vergangene Filmjahr reflektiere. Ein Kinobesuch im Sommer hat mich besonders geärgert. Valerian hatte es ohnehin schwer an den Kinokassen. Dass der Film dann noch eine Pause von – ich habe die Uhr mitlaufen lassen – 16 Minuten und 43 Sekunden erleiden musste, hat sicherlich nicht geholfen. Dass jedoch vorher weder online noch offline deklariert wurde, dass der Film pausiert werden würde, sondern erst im Kinosessel vor dem direkten Beginn des Films eine Nachricht eingeblendet wurde, brachte mich zur Weißglut. Was für ein perfides Spiel mit dem Zuschauer. Erst wenn er nicht mehr davonrennen kann, wird ihm bewusst gemacht, dass er in einem anderen Kino die bessere Erfahrung gehabt hätte. Dazu wird dann doch in der gesamten Pause eine Essenswerbung eingeblendet. Die meisten Zuschauer bleiben ohnehin genervt sitzen. Das Essen ist teuer genug, groß können die Einnahmen also nicht wirklich sein. Ein anekdotischer Beweis, aber dennoch glaube ich nicht, dass sich das bei einer Rechnung wirklich groß lohnt.

Das scheint dem CineStar aber egal zu sein. Die Kinoerfahrung oder der Zuschauer liegen ihm scheinbar ohnehin nicht am Herzen. Bereits vor einigen Jahren tauschte man die Kinotickets in Kinoquittungen um. Statt einem kleinen Stück Erinnerung gibt es nun eine Kaufbestätigung. Ich sammelte diese Tickets gerne in einer Box und klebte sie vor langer Zeit mal als ein Geschenk für einen Freund in ein Scrapbook, denn die Besuche im CineStar waren für uns immer schöne Erinnerungen. Wieso der Wechsel zur Kinoquittung? Auf der inzwischen gelöschten Facebook-Seite des Saarbrücker CineStars (in der Zwischenzeit wurden alle lokalen Seiten gelöscht, es gibt nur noch eine zentrale Anlaufstelle für das CineStar auf Facebook) wurde mir keine schlüssige Antwort gegeben. Mit Kinotickets lässt sich kaum nicht die Umwelt retten. Sind reguläre Tickets also einfach zu teuer? In der vagen Antwort des Kinos wurden damals auch Vorteile für den Zuschauer angesprochen, die sich mir bis heute nicht erschließen wollen.

CU-zVLHWwAAUT5z.jpg large

Währenddessen sehe ich schöne Fotos wie das von Bianca, für die der Kinobesuch von Die Schöne und das Biest als Disney-Megafan natürlich ein besonderes Erlebnis ist, an das sie sich noch in vielen Jahren erinnern wird – auch dank der schönen Tickets.

Was also tun? Längere Fahrten ins nahe gelegene Ausland auf sich nehmen? Kleinere Kinos noch mehr unterstützen und bei bildgewaltigen Blockbustern in den sauren Apfel beißen? Das CineStar scheint zu wissen, dass es keine wirkliche Alternative gibt. So macht das keinen Spaß mehr. Mein Vorsatz in Sachen Film für das neue Jahr scheint also klar.

Dieser Artikel erschien zuerst in der 11. Ausgabe des WASD-Magazins.

divbar
Videospiele sehen schwarz und zeigen extreme Konsequenzen und Reaktionen auf den Klimawandel

Spoiler-Warnung: Dieser Text verrät das Ende einiger Spielewelten. Und noch eine Spoiler-Warnung: Wenn das mit der Umweltzerstörung so weitergeht, dann verabschiedet sich irgendwann auch die echte Welt. Für diese deprimierende Tatsache, haben einige Videospiele ein paar faszinierende Antworten parat.

Die Ozeane erwärmen sich schneller als befürchtet, das Arktiseis schmilzt, jedes Jahr erleben wir neue Hitzerekorde, in Afrika kommt es zu immer schlimmeren Dürren und die Waldbrände in den USA mutieren zu einem ganzjährigen Phänomen. Es stimmt schon: Der Planet hat schlimmere Phasen in seiner Geschichte durchlebt – der Mensch allerdings nicht.

Meteoriteneinschläge, Ausbrüche von Supervulkanen, Eiszeiten – insgesamt hat das Leben auf der Erde bisher fünf Phasen des Massenaussterbens überlebt. Biologen warnen, dass aktuell die sechste Phase ansteht: Das Anthropozän, das durch den Menschen geprägte Zeitalter, könnte bis zu 75 Prozent der Spezies ausrotten. Aber es will uns einfach nicht gelingen, das Ruder herumzureißen, um das Absterben der Flora und Fauna aufzuhalten.

Extremfall als Normalität

In Videospielen sind lebensfeindliche Umgebungen ja nicht gerade eine Rarität. Die “Fallout”-Serie handelt von der Welt nach einem verheerenden Atomkrieg, in “Half-Life” muss Gordon Freeman die Menschen vor Außerirdischen retten und in zahllosen Spielen wollen uns Zombies an den Hals. Einige Konzepte jonglieren mit den Genrekonventionen, wie jüngst “Everybody’s Gone To The Rapture”, aber im Kern geht es meist ums nackte Überleben. Und so bedrohend diese Momente auch sein können, meist beschränkt sich die Gefahr auf das Individuum, den Spieler, nicht den Planeten.

Hier und da allerdings, lassen Videospiele den Helden in der Postapokalypse nicht mehr nur kosmetische Großtaten vollbringen, sondern gleich ein neues Zeitalter einläuten. Vorbei sind die Zeiten, in denen der Spieler in der tristen Klima-Apokalypse verweilen oder zaghaft versuchen musste, die Zivilisation wiederaufzubauen. Im Gegenteil: In manchen Spielen, kann er den ganzen Quatsch gleich ganz beenden – und der Welt so etwas Erholung gönnen. Dass diese Geschichten dann eben oft mit einem herben Dämpfer für die Menschheit enden, ist dann ein Teil der Botschaft, ganz so als wolle man uns sanft anstupsen und darauf hinweisen, es bitteschön erst gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Und vielleicht ist die Hoffnung dahinter, dass sich Spieler und Spielerinnen vom Couchpotato zu AktivistInnen entwickeln, wenn sie sehen, welche radikalen Schritte irgendwann nötig wären, um die Flora und Fauna zu retten.

Under The Sea

Während das Great Barrier Reef letztes Jahr von Wissenschaftlern für quasi tot erklärt wurde, konnten sich Indiegamer immerhin noch “Abzûs” Korallenriffe bewundern. Entgegen der religiösen Wanderung durch düstere Täler und Wüsten des spirituellen Vorgängers *Journey bietet “Abzû” flinkes Gameplay in einem lebhaften Ozean. Trotz der zahlreichen Bewohner und farbenfrohen Pflanzenwelt ist diese Unterwasserwelt aber nicht so paradiesisch, wie es auf den ersten Blick scheint. In Wahrheit bedroht nämlich eine von Menschenhand kreierte Technologie die Natur.

In “Abzû” verleiht eine natürliche Machtquelle der Zivilisation ihre Kraft, doch ihre Gier nach mehr führt zu ihrer technologischen Apokalypse, die selbst nach dem Verschwinden der Menschen die Bewohner des Meeres nachhaltig bedroht. Der Twist: Der spielbare Sporttaucher entpuppt sich als menschenähnlicher Roboter, der realisiert, dass nicht der stereotypische weiße Hai sein Feind ist, sondern er selbst ausgerechnet die Macht zerstören muss, die ihm Leben einhaucht. Denn nur so hat die Natur eine Chance und symbolisch wächst am Ende Gras in Zeitraffer über die technologischen Wunden vergangener Zeiten.

(weiterlesen…)

Mir kam heute Mittag beim Warten auf die neue Platte meiner Lieblingsband The National die Idee, dass ich jeden einzelnen Song der Band noch einmal vorher hören könnte. Die Veröffentlichung von “Sleep Well Beast” ist bei uns im Haus sowas wie ein Feiertag und die Marvelnerds gucken das ganze MCU ja schließlich auch noch einmal von vorne bis hinten durch bevor sie im Kino den neuen Thor-Streifen sehen. Also habe ich angefangen und es tatsächlich vor Mitternacht geschafft.

Ich dachte, ich verewige den Reviewthread auch im Blog.

The National (2001): It’s all there already but not really fully realized. Besides a general moodiness, nothing sticks. Lacks melodies.

Sad Songs for Dirty Lovers (2003): Matt found his voice, the instruments are let loose. Strong instrumental parts, yet no real coherence. Incredibly strong standouts, but it kind of fizzles out toward the end and lingers too much on Matt’s lost loves. “Lucky You” is GOAT tho.

Cherry Tree EP (2004): This EP is better than some albums. The precursor of what’s to come with Alligator & the tune that’ll come to define ’em. A stronger emphasis on riffs & drums. There’s a more melodic variety and a balance between a catchy corus and meaningful lyrics. It also features “About Today,” perhaps the most beautiful song about a failing relationship. A start for the emotional anxiety of Boxer.

Alligator (2005): And there it is, the band we love so much. The screaming, the elegiac lyrics, the build-ups, the “sound.” Fully realized.

Boxer (2007): Hard to overstate the importance, timeliness and perfection of this album. Every song lands, the progression is flawless.

The Virginia EP (2008): A mixed bag, although I prefer some of the live recordings to the studio versions. “Blank State” is a lot of fun.

High Violet (2010): Stellar! Lyrically their best album imho and on par with Boxer. Love how the piano balances out the pounding guitars. Extra tweet just to say how much I love the “You’re the voice that’s swallowing my soul” line: Immensely. It’s also the album on which Matt sounds most inebriated which adds, like, so much.

Trouble Will Find Me (2013): I don’t really have an opinion on this album other than it’s their most accessible one. There is a slight shift towards a faster tempo and more pushing drums. Which feels like the natural next step in the evolution of the band. “Don’t Swallow The Cap” is my favorite here. It’s their most pop song ever, while still staying true to their tunes. Great stuff.

Das Ghostbusters Remake ist ein fürchterlicher Film. Paul Feigs Film ignoriert die Geschichte der Reihe, die ihm die große Aufmerksamkeit erst garantiert, erarbeitet gleichzeitig nichts Neues und tut etwas Unverzeihliches, das keine Komödie tun darf: Er ist schlicht nicht lustig.

Es gibt viele gute Gründe, den Film nicht zu mögen. Dazu gehört nicht, dass es die etablierten Figuren und Geschichten ignoriert. Dazu gehört nicht, dass das Marketing absolut katastrophal war. Dazu gehört ebenfalls nicht, dass die Schauspielerinnen nicht lustig sind. Und ganz sicher gehört dazu nicht, dass Frauen die Hauptrolle spielen. Es liegt auch nicht an den etlichen Witze über Flatulenz, Brüste, Queefs oder Penisse. Auch das laute Schreien, obwohl unlustig und kein Stück besser als in den Trailern, ist kein grober Fehler.

Stattdessen versagt Paul Feig bei den wichtigsten Elementen einer Komödie. Weder schafft es Feig, eine stringente Tonalität zu inszenieren, noch trifft er das für Humor essenzielle Timing. Solche konzeptionellen Ansätze sind ohnehin nicht der Style des Regisseurs. Wie Hemsworth in einem Video bestätigte ist die Arbeitsmethode von Feig die von vielen modernen Komödiegiganten wie Judd Apatow: Einfach die Kamera laufen lassen, ein paar Sätze aufsagen lassen und improvisieren – irgendwie wird es schon funktionieren. Spätestens im Editing Room müsste dem Mann dann auffallen, dass seine Version der Impro-Methode fehlschlägt. Doch der Film beweist seine Unfähigkeit. (weiterlesen…)

2017 ist jetzt schon zur Hälfte rum, Zeit einen Blick zurück auf das bisherige Serienjahr zu werfen. Da die Werewolves on Wheels bisher nur LOST in diesem Jahr abgehakt haben, gibt es einiges zu besprechen. Es folgt: Die Geschichte von René und Sascha und den vierzig Serien.

Wir haben die folgende Liste ein wenig gestreckt und Serien mitgenommen, die wir nur zum Teil oder gar nicht gesehen haben, aber damit müssen wir jetzt alle leben. Spiel, Spaß und Überraschung! Da dürfte ja für jeden was dabei sein.

  1. Handmaid’s Tale
  2. Fargo
  3. Star Wars Rebels
  4. The Walking Dead
  5. Fear The Walking Dead
  6. Blood Drive
  7. Taboo
  8. The OA
  9. The Expanse
  10. Crashing
  11. The Mist
  12. Master of None
  13. Attack on Titan
  14. Girls
  15. Silicon Valley
  16. The Young Pope
  17. Real Time with Bill Maher
  18. Feud
  19. The Leftovers
  20. Dear White People
  21. House of Cards
  22. Lemony Snicket
  23. Prison Break
  24. Preacher
  25. South Park
  26. American Gods
  27. Legion
  28. Twin Peaks
  29. Supergirl
  30. House of Cards
  31. Macgyver
  32. New Girl
  33. Dirk Gently
  34. 13 Reasons Why
  35. Glow
  36. Rick & Morty
  37. Game of Thrones
  38. Better Call Saul
  39. Star Trek Discovery
  40. Stranger Things

Shownotes:

Böhmi blockt Saschi
Scientist Man Analyzes Ghostbusters (2016)
The OA Review

Links zu MP3, Soundcloud und Podcast-Feeds:

MP3: wowcast88.mp3 (212MB, 1:56h)
Soundcloud: Wowcast 88: 40 aus 2017
iTunes: NC-Podcast
Podcast-Feed: http://feeds.feedburner.com/nc-podcast

“We have to go back!”

LOST …and found, heißt es im 87. Wowcast – René und ich finden endlich wieder zusammen, um über Serien zu reden. Jedoch ist es in diesem 100. gemeinsamen Podcast nicht nur irgendeine Serie, sondern die, laut 50% des Podcasts, beste Serie aller Zeiten: ABCs LOST.

Nach einer Hörerumfrage sollte die siebte Episode der fünften Staffel, “The Life and Death of Jeremy Bentham”, besprochen werden. In rund einer Stunde wird über Jesus-Figuren, Inselkorken, Inselmythologie und Zeitreisen aufgeklärt. Außerdem gibt es allgemein ein kleines Resümee sowie einen Ausblick auf die kommenden Ausgaben.

Shownotes:

LOST-Umfrage
LOSTpedia-Eintrag der Folge

Links zu MP3, Soundcloud und Podcast-Feeds:

MP3: wowcast87.mp3 (99,6MB, 1:12h)
Soundcloud: Wowcast 87: LOST (aka die 100. Folge)
iTunes: NC-Podcast
Podcast-Feed: http://feeds.feedburner.com/nc-podcast
Bildquelle © ABC

E3 2017 Trailerfest

19 Jun, 2017 · Sascha · Featured,Games · 2 comments

Hier ein paar Trailer zur diesjährigen E3 2017, die eigentlich ohne große Überraschungen ziemlich langweilig an mir vorbeizog und deshalb auch etwas verspätet hier im Blog besprochen wird. Wie immer stelle ich keine komplette Trailerliste zusammen, sondern binde nur das ein, das mich halbwegs interessiert und womöglich irgendwann von mir auch gespielt wird.

Sea of Thieves

Piraten sind seit etwa zehn Jahren aus der Mode, spätestens seit dem vierten und fürchterlichen Pirates of the Carribean Film wurde es still um sie. Lediglich Black Flag aus der Assassin’s Creed Reihe konnte vor einigen Jahren den Seefahrern neues Leben einhauchen. Auch Sea of Thieves fliegt aktuell unter dem Radar, doch das Spiel hat definitiv Potential. Der clevere Kommentar im Video hilft einige Schwächen locker und fluffig zu überspringen und ansonsten dürfte das Spiel vor allem für Rollenspieler interessant sein. Was mich aber vor allem anzieht sind die unglaublich real aussehenden Wellenbewegungen.

Life is Strange: Before the Storm

Ich hätte kein Sequel zu Life is Strange gebraucht. Dontnods Spiel war eine einzigartige Erfahrung, ein Amalgan aus vielen Inspirationen und dennoch sehr eigenständig. Der emotionale Ausgang ließ mich zufrieden zurück, auch wenn ich leider das dumme Ende auswählte und zunächst enttäuscht war. Auch die Entwickler sind sich unsicher bezüglich der Zukunft, weshalb es zunächst einmal in einer kürzeren Brückenfolge in die Vergangenheit geht. Ohne Zeitreise wird sich das Spiel hauptsächlich auf das durchaus interessante Drama zwischen Chloe und Rachel konzentrieren. Darauf freue ich mich auch, ich bin mir nur nicht sicher, ob es noch wirklich viel zu erzählen gibt. Before the Storm wirkt eher wie eine bereits bekannte Geschichte, die man jetzt spielen kann.

The Last Night

Über The Last Night hatte ich bereits vor fast drei Jahren einmal euphorisch berichtet und dann vergessen, wie das Spiel heißt. Selbst mit Google und Suche im Blog fand ich den Beitrag nicht mehr, was bei mehr als 5000 Beiträge auch mal passieren kann. Dank der E3 bin ich nun komplett überzeugt und völlig weggeblasen, wie krass der Trailer des 2,5D Cyberpunk Adventures dann doch im Unterschied zu der damals spielbaren Demo auf die Pauke haut. Wow! Absolutes Highlight!

Assassin’s Creed Origins

Assassin’s Creed startete als kleines Spiel mit einer großen Zukunft auf der PlayStation 3. Das Mittelalter im Nahen Osten schien das perfekte Setting zu sein und die beginnenden übernatürlichen Elemente gefielen mir so gut, dass ich sogar alle geheimen Artefakte sammelte, nur um eine kurze Cutscene von Adam und Eva zu sehen. Ich war ein großer Fan des Franchises und genoss die gesamte erweiterte Trilogie bis AC3 mich mit diesem völlig komplizierten und insgesamt höchst unbefriedigenden Ende so stark enttäuschte, dass ich seither keinen einzigen Titel mehr spielte. Dass die Reihe immer stärker an die Gegenwart rückte, konnte mich auch nicht davon überzeugen, dass ich gerade etwas total Wichtiges verpasste. Da nun nach Battlefield 1 alle Spiele einen Schritt zurück machen und sich auf die Anfänge ihrer enormen Franchise konzentrieren, heiße ich den Schritt willkommen, dass Assassin’s Creed Origins nun in Ägypten spielen wird. Ich bin seit sehr langer Zeit mal wieder gespannt.

Beyond Good and Evil 2 (weiterlesen…)


HBO

The Leftovers klärt das Mysterium am Ende nicht auf und ist gerade deswegen so befriedigend. Im perfekten Serienfinale vermischen sich Lüge und Wahrheit in den Erzählungen der Figuren zu einer Geschichte über die Existenz des Menschen – und was wirklich zählt.

Bevor Nora Durst (Carrie Coon) sich auf den Weg nach Australien machte, um eine hochentwickelte Technologie zu nutzen und den Verschwundenen in ihre Welt zu folgen, muss sie vor der Kamera noch einmal Stellung nehmen. Ja, sie ist zurechnungsfähig. Ja, sie will wirklich ihre Kinder wiedersehen. Ja, sie ist sich der Risiken und der Unwahrscheinlichkeit des Erfolgs bewusst. Aber man glaubt Nora Jamison Durst nicht. Sie beteuert wiederholt aufrichtig ihre Intentionen, doch am Ende, wenn sie ihren Blick direkt in die Kamera richtet, richtet sie sich auch an uns und entweder glauben wir ihr hier – oder nicht. Wie wir uns entscheiden als Zuschauer, sagt mehr über uns als über Nora aus. Damit legt The Leftovers bereits dank der großartigen Regie von Mimi Leder und dem Drehbuch aus der Feder von Damon Lindelof sowie dem Autoren der Buchvorlage, Tom Perrotta, den Grundstein für das Serienfinale.

Das Konzept der (bequemen) Lüge hat The Leftovers zu genüge untersucht. Insbesondere die (nicht mehr so) geheime Hauptfigur Nora (die fabelhafte Carrie Coon, deren Darbietung in diesem Finale Worte nicht Genüge tun) lügt, dass sich die Balken biegen. Am schlimmsten: Sie belügt sich selbst. Nun, am Ende, wissen wir immer noch nicht, ob sie lügt. Vielleicht weiß sie es auch selbst nicht. Gerade deshalb ist das Finale so spannend.

The Leftovers war schon immer eine Serie aus einer guten Mischung aus Show and Tell. Kurioserweise bricht die Serie das Drehbuchgesetz und lässt uns nichts von dem sehen, was die Figuren sich gegenseitig erzählen. Stattdessen sehen wir ihre Gesichter. In den insgesamt nur 28 Folgen, die diese wunderbare Serie aufweist, gibt es oft diese tiefgehenden Gesprächen, in denen am Ende nur noch die Gesichter der Figuren den Bildschirm einnehmen und wir ganz intim ihren Geschichten lauschen. Wir wissen nicht immer, ob sie stimmen. Oft sind es ohnehin nur Perspektiven der Wahrheit, die jedoch viel über die Erzählerin oder den Erzähler aussagen. Und so ist auch das Ende von The Leftovers ein ganz intimer Moment, in dem wir Lüge nicht mehr von der Wahrheit unterscheiden können. Die Serie argumentiert in den drei Staffeln, dass dies jedoch kein Problem sein muss. Für die, die nicht aufgepasst haben, ertönt auch zu Beginn wieder der alte Theme Song”Let The Mystery Be”.

Dabei ist The Leftovers im Serienfinale so nah dran, das Mysterium zu lösen, wie noch nie zuvor. Nora verabschiedet sich in einer herzzerbrechenden Szene von Matt. Christopher Eccleston brilliert in der Szene, als er Matts Ängste hinsichtlich seiner Krebserkrankung erläutert und damit aber auch gleichzeitig sowohl die so oft von The Leftovers analysierte menschliche Existenz als auch Noras Beweggründe erklärt. Dann betritt Nora einen LKW-Anhänger, in dem etliche Batterien und Laser und sonstiger Technologiekram stehen, in dessen Mitte eine kugelförmige Kammer wartet. Diese wird sich mit Wasser füllen und Nora dann nackt an den Ort der Verschwunden schicken. Der Terminator lässt grüßen. So sehr hat die Serie sich noch nie in Richtung Science-Fiction bewegt und große Zweifel kommen auf, doch Nora zieht die Sache durch. Ihre Nacktheit unterstreicht die Verletzbarkeit sowie ihre große Verzweiflung, die zu dieser Situation führen. In der letzten Sekunde, bevor wir “Sarah” in Australien und das Ende von The Book of Kevin erneut sehen dürfen, öffnet Nora ihren Mund, um etwas zu sagen. Es passiert blitzschnell und kann beim ersten Eindruck so wirken, als ob sie nur noch einmal nach Luft schnappt, doch es ist beim zweiten Schauen sehr klar: Nora ist kurz davor etwas zu schreien.

Wir werden nie erfahren, ob Nora tatsächlich dann in die Welt der Verschwundenen transportiert wurde oder ob sie mit voller Kraft “Stop!” rief und dann enttäuscht und blamiert aus der Kugel ausstieg. Vielleicht war sogar das ganze Theater der beiden Wissenschaftlerinnen ein ausgeklügelter Witz oder ein perfides, psychologisches Experiment, um zu sehen, wie weit die Leute tatsächlich gehen würden. Jede Theorie, die sich über den Ausgang der Eröffnungsszene und die anschließenden, nicht gezeigten Konsequenzen ermöglicht, erscheint thematisch logisch und gleichmäßig ertragreich. Das bedeutet auch, dass es keine Rolle spielt, was wahr ist. Welche Geschichte auch immer Nora für sich auswählt, ist die richtige.

In Australien lebt Nora etliche Jahre (es dürften wohl so ungefähr fünfzehn sein) irgendwo im Nirgendwo. Kevin (Justin Theroux) ist nicht zum weltweit bekannten Jesus geworden, den nun auch Nonnen im Outback kennen (eine Theorie zum Beginn der Staffel), sondern ein ganz normaler Mann mittleren Alters, der nach seiner alten Liebe sucht. Er scheint plötzlich vor Noras Haustür und lädt sie zu einem Tanz in einer nahe gelegenen Stadt ein. Kevin scheint gut drauf zu sein. Er ist erleichtert, dass er Nora gefunden hat. Gleichzeitig beteuert er aber, dass die beiden sich nicht kennen. So will er sie zuvor ausschließlich bei dem Tanzabend in Mapleton kurz und auf dem Amtsgericht gesehen haben. Was ist nun passiert? Handelt es sich doch um die Parallelwelt? Verzweifelt ruft Nora Laurie an, die gerade ihren großmütterlichen Pflichten nachkommt (Jills Baby, Ehe super. Tommy? Nicht so sehr, aber es geht ihm gut). Schön zu sehen, dass Laurie sich doch nicht umgebracht hat, selbst wenn sie es plante und es zur Folge gepasst hätte. Es verwirrt, dass Laurie doch noch lebt und so glücklich ist. Und dann beteuert Kevin erneut in einem herzzerbrechenden Moment, dass er Nora zuvor noch nie gesehen hat.


HBO

Natürlich stellt sich heraus, dass nichts Übernatürliches in dieser Welt stattgefunden hat. Nora lebt einfach zurückgezogen irgendwo in Australien und Kevin hat jahrelang vergeblich nach ihr gesucht. Punkt. Kevins Reise in die Hotelwelt war bereits in der letzten Woche klar als eine außerordentliche Psychose deklariert worden, doch nun kann auch der restliche Zweifel beseitigt werden. Er litt an einem Herzfehler und dieser wird wohl – irgendwie – sein mehrfaches “Sterben” erklären können. Restzweifel bleiben natürlich bestehen, doch der Flirt mit dem Übernatürlichen endet bei The Leftovers immer in der harschen Realität. Diese versuchen sich die Figuren schön zu reden. Die Serie ist nie vor den großen, schwierigen und schreckenerregenden Fragen zurückgezuckt und hat sie stets auf einem intimen und persönlichen Level geklärt. Figuren bieten ihre Perspektive an und man kann sie annehmen oder nicht, aber immerhin wird man sie verstehen.

Deshalb ist Kevins Wunsch nach einer schönen Geschichte auch so menschlich und äußerst gut nachvollziehbar. Dieser Drang nach einer Story, die man gerne erzählt, wird noch durch das Hochzeitssetting unterstrichen. Gerade hier offenbaren betrunkene Freunde vielleicht, dass sich Mäxchen mit Sabinechen eher auf Tinder als total romantisch in einem Buchladen kennengelernt haben. Und Kevin würde eben sehr gerne den ganzen Scheiß mit Nora vergessen machen. “We fucked up”, sagte er in der letzten Woche zu sich. Nun scheint er seinen bösen Zwilling vernichtet zu haben, ein neuer Mann steht vor Nora Durst und will einen Neuanfang. Sie erkennt die guten Intentionen und lässt ihn wieder an sich ran.

The Leftovers war immer eine Serie über das Zueinanderfinden in dem Chaos des Universums. Das kosmische Mysterium im Zentrum der Serie mag übernatürlich sein, löst aber doch die gleichen Fragen aus, die auch uns täglich plagen. Scheinbar übernatürliche Ereignisse sind mit der Zeit natürlich zu überwinden. Jill und Tommy scheinen Glück gefunden zu haben, Jarden wird nicht mehr Miracle National Park genannt, Laurie scheint in der Rolle als Oma aufzugehen und selbst Kevin Sr. ist irgendwo noch mit 91 Jahren am rumkicken. Die kommende Generation kennt den Sudden Departure nur noch aus Erzählungen. Auch Nora geht es gut; sie will lediglich jemanden, der ihr glaubt und für sie da ist.

Und so endet The Leftovers in einem Gespräch zwischen zwei tief verletzten Menschen mit einer Reihe an Problemen, die jedoch dann zueinander finden – weil sie es wollen. Nora erzählt Kevin, dass sie durch die Maschine ging und in der anderen Welt auf ihre Familie traf. Dies gestaltete sich zunächst schwieriger, da in dieser Welt nicht zwei, sondern die anderen 98% der Menschheit verschwunden sind. Diese Spiegelung unterstreicht erneut deutlich die von vielen Figuren empfundene Trennung. Wie Puzzlestücke, die eigentlich zusammengehören und trotzdem nicht in die richtige Lücke wiederfinden können. Als Nora dann ankommt, muss sie ohnehin erkennen, dass ihre Lücke bereits geschlossen wurde. In einer Welt voller Waisen ist ihre Familie noch ganz gut weggekommen, die Kinder haben ihren Verlust gut verarbeitet und haben eine neue Mutter. Nora The Ghost findet ihren Frieden und kehrt zurück in unsere Welt, weil hier ihr Platz ist. Ihre Geschichte ruht auf vagen Erklärungen, doch das spielt keine Rolle. Nicht für sie, und auch nicht für Kevin. Auch nicht für uns. Sie ist hier, das ist das Wichtige. Er greift nach ihrer Hand und die beiden strahlen sich mit tränenden Augen vor Glück an. Sie haben sich wieder.

Wenn Nora, die das mit Abstand schrecklichste Schicksal in der Serie getroffen hat, wieder glücklich werden kann, dann kann es für jeden ein Happy End geben. Vielleicht erst mit genügend Abstand. In ihren Interviews mit den 121 Fragen, konzentrierte sich die letzte Frage auf die Haltung gegenüber den Verschwundenen: Glaubt die befragte Person, dass die Verschwundenen an einem besseren Ort sind? Nora kann die Frage nun für sich und ihre Familie beantworten.


HBO

Die letzte Einstellung strotzt vor Symbolik. Die Leiter steht noch neben dem Haus, als Warnung oder Vorzeichen, dass erneut jederzeit eine Aufregung oder Angst vor kommenden Ereignissen aufkeimen kann, jedoch irgendwann verfliegen wird. Das Chaos im Garten, das die beiden Liebenden umgibt, stellt einen schönen Kontrast zu der Wärme der Figuren dar, die aus dem Fenster strahlt. Der Sonnenuntergang symbolisiert das Ende der Serie, aber auch den beginnenden Lebensabend, dem Nora und Kevin nun gemeinsam begegnen werden und dann wären da natürlich noch die Brieftauben, die nach tagelanger Abwesenheit doch überraschenderweise auftauchen. Natürlich haben sie ihre Nachrichten abgeliefert, was erneut unterstreicht: Auch in jeder Lüge kann ein Stück Wahrheit stecken.

Darüber hinaus verbinden die Tauben die Serie erneut zur christlichen Bibelgeschichte. Die buchstäbliche Flut, wie Kevin Sr. sie befürchtet, ist vielleicht nicht gekommen. Doch die Zeit nach dem Plötzlichen Verschwinden mag zumindest von einigen Figuren so empfunden worden sein. Als bekämen sie keine Luft, als würden sie das metaphorische Land nicht mehr finden. Und nun, passend zum Zusammenkommen der Figuren, die in ihrer verflossenen Liebe doch den Sinn ihrer Existenz entdecken, kehren auch die Tauben mit der frohen Botschaft zurück. Genau wie bei Moses und seiner Arche. Die Flut ist vorbei. Wenn wir es wollen. Oder daran glauben. Aber wo ist da der Unterschied?

Zitat der Folge: “I like to get a little lost.

– Sollte nicht vergessen werden: Die Maskenbilder haben in dieser Folge Unglaubliches geleistet und Justin Theroux, Amy Brenneman und Carrie Coon in einer glaubwürdigen und dezenten Weise altern lassen, wie man es selten sieht. Auch Justin Theroux‘ Stimme, besonders bei der ersten Begegnung mit Nora, war authentisch gebrechlich.

– Ob real oder eingebildet, das Echo von Noras Kindern, als sie den LKW betritt, war ein purer Gänsehautmoment.

– Grandios: Nora ist nach meiner Rechnung die 122. Person, die die Maschine benutzt. Sie verkörpert quasi die Antwort am Ende aller Fragen.

– Es ist kurios, wie sehr The Leftovers als Parabel für Damon Lindelofs Kampf um das Ende von Lost angesehen werden kann. Der Showrunner glaubt bis heute, dass die Reaktion auf das Finale der ABC-Serie hauptsächlich negativ ausfiel, was ihm sehr viel ausmachte. Interessant ist auch, wie sehr die Staffeln diesem persönlichen Kampf ähneln. Zunächst war da eine tiefe Depression, dann nahm er es mit Humor und nun in der 3. Staffel schien DAS ENDE in riesigen Buchstaben über allem zu schweben. Würde er es erneut versauen, könnte das Finale erneut alle Fans der Serie enttäuschen? Das Gelöbnis des Bräutigams, nie bewusst einen Fehler zu machen, sich aber für Fehler zu entschuldigen, kann durchaus als Lindelofs Argumentationslinie in den Diskussionen um das Ende gelesen werden. Es gibt mehr Szenen aus der gesamten Serie, die man zu weiteren Vergleichen heranziehen könnte, aber diese sticht – insbesondere im Finale – heraus. Aus meiner Sicht muss er sich nicht rechtfertigen, aber wenn The Leftovers die Entschuldigung ist, dann sei ihm doch hier bitte von allen enttäuschten Fans auf ewig vergeben.

– Zu guter Letzt möchte ich mich dann noch fürs Mitlesen bei den wenigen, treuen Seelen über die Jahre hier bedanken. The Leftovers für moviepilot zu betreuen war mir eine große Ehre. Vielen Dank an die Freunde in Berlin für diese Möglichkeit und die Betreuung. Und natürlich ein großer Dank an die Autoren, Regisseure, Schauspieler, die Kreativen und HBO, die diese außerordentliche Serie möglich gemacht und realisiert haben.