“You wanted your brother. Now you got him.”
Sind wir ehrlich: Thematisch gesehen waren die ersten acht Episoden der dritten Staffel von ‘The Walking Dead’ keine Meisterleistung. Doch die Toten sind auferstanden und der Tod ist omnipräsent – immerhin das hat man im Vergleich zu vorherigen Staffeln besser darstellen können. Charaktere sterben kurz nach ihrer Einführung und selbst eingesessene Figuren können jederzeit ins Gras beißen. Verdammt, sogar Rick, Daryl und Michonne machten mir diese Woche verdammte Sorgen dank einer actiongeladenen Folge, die zwar zunächst durch einen Rausch an Gewalt und Risiken überzeugen kann, aber auf Grund verfehlter Charakterisierung in vergangenen Episoden zu kurz kommt.
Rick, Daryl, Oscar und Michonne dringen in Woodbury ein und befreien Maggie und Glenn. Es kommt zum offenen Gefecht inmitten der Hauptstraße vom kleinen Dörfchen. Rick sieht Shane und reagiert zu spät, als dieser Oscar erschießt. Es stellt sich heraus, dass Rick nur halluzinierte. Der Typ war aber echt, ähnelte Shane ein wenig und erschoss wirklich Oscar. Armer Oscar. Daryl bleibt zurück um den anderen die Möglichkeit zu geben, zu entkommen, und wird gefangen genommen.
Währenddessen schleicht sich Michonne in das Haus des Governors um auf ihn zu warten – mitsamt Katana. Als sie ein Klopfen hört, entdeckt sie seine Zombieaquarien und zombiefizierte Tochter Penny. Er erscheint, sie erlöst Penny, es kommt zum Kampf und Michonne rammt ihm ein abgebrochenes Glasstück ins Auge. Verletzt und wehrlos könnte sie ihn erledigen, doch Andrea taucht auf. Die Beiden haben ein Stare-Off und Michonne entscheidet sich zu fliehen. Daryl bleibt in Gefangenschaft. Der Governor, nun mit Comic-Augenbinde, ruft den Krieg aus und erklärt Merle samt Bruder zu Verrätern und will das Volk über ihr Schicksal entscheiden lassen.
Im Cold Open dringt eine kleine Gruppe um Comic-Favorit Tyrese in das Gefängnis ein. Im Schlepptau hat er eine gebissene Mutter, den zugehörigen Vater und Sohn und Sasha (booya!). Ob das seine Tochter und Chris aus den Comics sind, ist bisher noch nicht geklärt, wäre aber unnötig. Im Comic versuchen diese nämlich sich gegenseitig das Leben zu nehmen. Doch seine Tochter Julie kommt als Zombie zurück ohne gebissen worden zu sein – so merken die Figuren im Comic, dass sie bereits infiziert sind. In der Serie wurde das ja anders gelöst.
Wie auch immer, Carl Badass Deluxe Grimes rettet den Tag und die Gruppe ist sicher im Gefängnis und ich hoffe, dass Tyrese nicht das gleiche Schicksal erleidet wie im Comic, immerhin stieß er im Vergleich zur Vorlage recht spät hinzu. Auch merkwürdig, dass ein neuer farbiger Mann in der gleichen Folge auftaucht, in der der Andere stirbt; insbesondere wenn man bedenkt, dass die Serie in Georgia spielt. Aber das nur am Rande.
Die Action, wenn auch komplett unübersichtlich (ob gewollt oder ungewollt kann ich nicht erkennen), war gut. Wenn es zur Sache geht, enttäuscht die Serie ja nie. Die kleinen Character Beats wollen dann aber wieder nicht funktionieren. Okay, Michonne kann wohl raten, dass es Blake war, der ihr Merle hinterher geschickt hat, aber muss sie die Mission so in Gefahr bringen? Ist ihre Rachlust wirklich so groß? Hier würden wir mehr verstehen, wenn Michonne mehr Charakter und Hintergrundgeschichte hätte – wurde aber versäumt. Ähnlich wie ihre Beziehung zu Andrea. Die beiden Frauen stehen sich gegenüber und zweifellos können wir vermuten, dass die beiden Einiges durchlebt haben und beste Freundinnen wurden, die sich nun beide gegenseitig vom Anderen verraten fühlen – aber als Zuschauer vermuten wir nur, wir wissen nicht. Und damit ist es quasi nonexistent und somit verfliegt auch die Spannung.
Ebenso wird der Governor ein wenig zu schnell radikal in der Folge. Klar, gewisse Untertöne wurden angespielt in den vergangenen Folgen, aber er ist doch wesentlich neutraler als im Comic dargestellt worden. Mal abwarten, wie sich das noch entwickelt. Seine Rede zum Schluss der Episode hat mich jedenfalls noch nicht völlig überzeugt.
Der Cliffhanger ist dank einer überaus spoiler-sorglosen Vorschau bereits aufgelöst, was aber angesichts der Popularität der Charaktere nicht überrascht. Es bleibt abzuwarten, ob Merle nun Spion des Governors ist, was ich für wahrscheinlich halte, oder ob er tatsächlich so vor die Räder geworfen wurde und wieder Teil von Ricks Gruppe wird, was ich für interessanter halte.
Im Februar wissen wir mehr. In der Zwischenzeit wird man hier weiterhin Reviews der Folgen aus der ersten Staffel finden, sodass die Serie komplett abgedeckt ist.