The Walking Dead S03E14 - "Prey" - PewPewPew - PewPewPew

“Hey man, these guys were talking, she’s trouble.”

Das ist wohl die Woodbury-centric Episode, die wir nicht verlangten, aber brauchten. Es ist wiederum keine glorreiche Episode, aber sie schafft es eine klare Geschichte zu erzählen mit Figuren, deren Entscheidungen nachvollziehbar sind. Die Gratwanderung des Governors zwischen charismatischem Führer und Kerl, der auch mal die Nationalgarde umlegt, wenn er es für richtig hält, gelang den Autoren nie. Man versuchte den Governor des Comics mehr zu Philip Blake zu gestalten, der dank der Walking Dead Buchserie humanisiert wurde, im Comic jedoch stets ein Psychpath war. Es war ein netter Versuch, aber man wäre, nach dem gesamten Desaster dieser Staffel, besser an gewesen, einfach eine Karikatur des Bösen zu zeigen. Aber nun haben wir eben genau das und eben auch etwas Gewissheit. Andrea hat auch endlich genug und flieht.

Das ist auch im Prinzip die Episode. Nicht viel passiert, Andrea wird vom Governor gejagt, der jetzt Max-Mode-Psychopath ist, inklusive mitgeschleifter Schaufel und verrücktem Pfeifen. Andrea schafft es schlussendlich zum Gefängnis und wird jedoch in letzter Sekunde von ihm gestoppt. Zurück in Woodbury sieht man sie am Ende der Episode zu unglaublich unpassender Rockmusik (dabei ist die Musik von Bear McCready generell großartig, insbesondere das pochende Governor-Theme hat es in sich) gefesselt und geknebelt in der Vorrichtung des Governors, die für Michonne gedacht war. Anscheinend traut sich die Serie doch eventuell in die dunkelsten Seiten des Comicbuchs abzudriften, als der Governor Michonne in einer Garage fesselt und mehrfach brutalst missbraucht. Ich bin mir eigentlich sicher, dass es niemals so weit kommen wird, aber die schlichte Andeutungen an die perversen Fantasien reichen aus, sodass es mir kalt den Rücken runterläuft. Und überhaupt, wie krass ist das bitte, dass die Kamera so lange auf dem Spekulum verharrt?

Natürlich kommen wir diese Woche auch wieder nicht ohne dumme Momente aus. So mahnt Milton Andrea, dass sie niemals nahe genug an ihn rankommen würde, tut dies dann aber binnen 60 Sekunden – aber natürlich kann die Figur hier nicht ihr Ende finden – immerhin haben wir noch 2 Episoden zu füllen. Ebenso wirkt Allens Disput mit Tyrese deplatziert, da es keinen Aufbau für die Szene gab und dieser eher private Moment wohl kaum auf offener Straße so angesprochen werden würde. Und überhaupt: Tyrese ändert verdammt schnell seine Meinung. “He has done some bad things.” Ja, aber du weißt ja genau, was. Dann bitte nenn diese Dinge doch genau und nicht nur diese vage Andeutungen, die schon in der letztwöchigen Episode mich wieder komplett verzweifeln ließen.

Ich erinnere mich noch gut daran, dass es eine weitläufige Beschwerde an LOST war, dass die Figuren nie miteinander reden. Doch es gab Gründe dafür, die in den Flashbacks erläutert wurden und außerdem waren unsere Charaktere allesamt Ausgestoßene in der ein oder anderen Hinsicht. In The Walking Dead tragen alle ihre Herzen auf der Zunge. Daher werden die Gräueltaten schlicht und ergreifend nur angedeutet, weil die Autoren eine Spur Ungewissheit bei ihren Figuren wollen. Naja, das hat ja super geklappt bisher.

Dazu ist es natürlich äußerst bequem, dass Rick gerade Wache schiebt und der ohnehin Halluzinationen hat, sodass er Andreas kurzzeitiges Aufblitzen als Erscheinung interpretiert. Dann das Problem der “Stealth Zombies”, die einfach aus dem Nichts erscheinen. Ja, der Comic hat die Dichotomie der “Walker” und der “Lurker”, aber ernsthaft, Andrea ist in dem Waldstück, das recht überschaubar ist. Jedes Mal, wenn die Kamera nahe an Charaktere in brenzligen Situationen ist, weiß man, dass gleich ein Zombie von hinten kommt. Das ist einfach billig. Dazu stehen plötzlich welche 3 Meter vor ihr, die sie vorher nicht gesehen haben soll? That’s lazy and cheap.

Alles in allem eine verdammt mittelmäßige Episode, die aber dann wieder doch auch erträglich ist – und wer hätte gedacht, dass dies noch ein Satz ist, den man in der dritten Staffel von einer Andrea-Episode behaupten könnte? Sie trifft Entscheidungen, agiert zwar nicht wieder super schlau in den Situationen, aber kann sich immerhin behaupten und ich fieberte mit (der Trick mit der Tür kam für mich überraschend, nice!). Jetzt wird sie leiden müssen. Genau wie wir, denn es gibt noch eine Folge vor dem Finale, in der wir uns dem großen Mysterium widmen müssen: Wer verbrannte die Zombies in der Grube? Milton wäre offensichtlich, wahrscheinlich sogar für diese Sendung zu offensichtlich; aber wieso sollte er sich dann so dumm dranstellen?

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Auch wenn einige Stimmen im Netz meinen, dass er damit die Zombies anlocken wollte, war ich mir fast sicher, dass er Zelda’s Lullaby anfängt zu pfeifen.

Allen und Ben sind das also und Sasha ist Tyrese’ Schwester. Damit ist diese Gruppe absolut nicht wiederzuerkennen aus den Comics und wir verlieren die Zwillinge und somit auch den glorreichsten Momente der Serie bzgl. Carl. (“Are you afraid of me?” – “No.”)

Miltons Reaktion auf die Möglichkeit mit zum Gefängnis zu flüchten war gleichermaßen süß und dumm. Eine Kategorie, die die Serie perfektioniert hat.

Der anfängliche Flashback ist nett gemeint, aber sinnlos, denn wir erfahren nichts, das wir nicht bereits wussten.

Übrigens wird sehr im Hintergrund wieder der Herbst eingeführt, weshalb auch die Kleidung dicker wird und in Woodbury Lauf auf den Straßen liegt. Nicht sehr subtil, da Rick noch letzte Woche wie üblich drei Liter im Gesicht schwitzte. Wir werden wohl wieder einen Zeitsprung erleben. Dabei würde man meinen, dass die Show genug Geld macht, dass man sich die erhöhten Produktionskosten eines simulierten Winters erlauben könnte.