Hey @robertkirkman – please let me be a writer on your show, m’kay?
— PewPewPew(@reeft) February 12, 2013
. @robertkirkman I promise I’m good. I also read your comic book and know your characters which puts me lightyears ahead of the whole team.
— PewPewPew(@reeft) February 12, 2013
Ich bin fast geneigt diese zwei Tweets als Review stehen zu lassen, aber ich will mich erklären. Dies war wieder seit langer Zeit, nach einigen Höhepunkten und üblicher Mittelmäßigkeit, ein richtiger Tiefpunkt der Serie. Ich weiß gar nicht so recht, wo ich anfangen soll, weil bis auf kleine Lichtblicke, die – komplett unerwarteterweise – von Carol kommen, einer Figur, der komplett gegen ihr Comicvorbild agiert und sich tatsächlich entwickelt und so etwas wie Tiefe und Ecken zeigt. Es mag zwar für Leute, die ausschließlich die Serie gucken, nervig sein, aber die Serie führt mich immer und immer wieder zurück zum Comic. Der ist auch nicht perfekt, aber er funktioniert. Und inzwischen sind wir an dem Punkt angekommen, an dem sich die Serie und Comic fast schon konträr gegenüberstehen.
Charaktere, die im Comic Fanfavoriten sind, wie Rick, Carl, Michonne oder insbesondere Andrea, sind komplett verhunzt in der Serie, sodass man eigentlich nur ihren unweigerlichen Tod abwarten kann oder sie durch radikale Änderungen kaum noch wiedererkennen wird. So verwandelte sich Carl dank einem Zeitsprung zwischen zwei Episoden zum Badass, Lori stirbt einfach einen unglaublich nervigen Tod. Man folgt dem Fanaufschrei blind. Staffel zwei zu lahm? Totale Hektik und Chaos im Gefängnis in Staffel drei! Dabei würde es gerade Sinn machen, dass die Charaktere auf der Farm unsicher sind und umherziehen müssen. Diese Hektik und das Herumirren von Ort zu Ort, das man in den 8 Monaten einfach mal voraussetzt, hätte eine wunderbare zweite Staffel ergeben. Die Soap-aspekte, die die zweite Staffel auf der Farm stattdessen so plagten, hätte dabei einen fabelhaften Platz im Gefängnis, einem Setting, dass dieser Thematik auch eine interessante Spielfläche bietet, gefunden.
Aber fangen wir von vorne an: Dass der Cliffhanger und der vermutliche Tod einer der Dickson-Brüder schnell aufgelöst werden würde, wusste man auch ohne Schauen eines Trailers. Dafür haben die Autoren viel zu große Angst vor den Zuschauern. Doch das es so jämmerlich und schlecht gemacht werden würde, ist schon ein Hammer. Ganz abgesehen davon, dass Rick und Maggie ganz Woodbury alleine mal einfach so Volldeppen aussehen lassen wie und damit dem bevorstehenden Endkampf einige Luft rauben, ist das Ganze einfach schlecht gemacht. Angefangen von der Kameraarbeit, dem Schauspiel und insbesondere das Setting und die Extras.
Da werden gottliebenden Freedomlover, die sonntags fein im Garten grillen, während draußen die Zombies rumlaufen, zu den größten Thunderdome-Typen überhaupt, weil es in der Arena zur Sache geht. Macht keinen Sinn. Das war das Schöne an Woodbury im Comic. Man wusste nicht wirklich, was diese Stadt ausmacht und man sah nicht viel. Wir kannten den Governor, seine Schergen, aber relativ wenig über das Alltägliche leben und die Leute, die in dieser Stadt wohnen.
Dass der Governor in diesem Chaos so ruhig bleibt, ist auch konträr seinem Charakter. Insbesondere im Comic kam es wesentlich besser rüber, dass er, obwohl er augenscheinlich soviel mehr erreicht hat als Rick, ebenso alles nach dem anderen macht ohne groß vorzuplanen. Der ruhige Gang zu dem angefressenen Mann und sein Gnadenschuss waren eher lachhaft als badass. Und überhaupt: Diese Leute in der Stadt sind so unglaublich dumm. Andreas Charakter ist natürlich völlig verhunzt, wieso und weshalb habe ich bereits breit in den anderen Reviews dargelegt, aber OH MEIN GOTT. Diese Rede war nicht inspirerend, sie war Fremdscham pur. Das Schlimmste dabei ist, dass die Leute ihr den Blödsinn auch noch abkauften. Das Problem ist, dass die Masse so funktioniert, wie die Schreiber es haben wollen und nicht nach einer eigenen, natürlichen Logik agieren, wie sie es in der Situation würden.
Und überhaupt: Rick. Was ist los? Es ist nicht so als hätte Meryl im Winebago mit ihnen schlafen müssen, es gibt genug Zellen. Daryl wird gebraucht. Rick braucht eigentlich jeden. Und lass doch mal Michonne in Ruhe. Dass er Tyrese, der ausnahmsweise seiner Vorlage recht nahe kommt und auch schlau agiert, ins Gesicht spuckt, ist schon allerhand. Dass er durchdreht ist genauso lächerlich. Nichts macht Sinn, alles erscheint sinnlos, weil wir ohnehin bereits wissen, wie das ausgehen wird: Rick wird sich bei Tyrese entschuldigen und sie arbeiten zusammen gegen den Governor und seine Leute. Daryl und Meryl werden vielleicht eine Standalone-Episode bekommen, die das Potential zur Awesomeness hat, aber auch sie werden am Ende an einem kritischen Punkt am Ende der Staffel zurückkehren, ganz ähnlich wie [Comic-Spoiler, markieren]Dale und Andrea auch im Comic zurückkehren und den Tag retten[/Spoiler]. Man hat noch vor Ricks Kampf als Anführer seiner Gruppe zu erzählen, ob das jetzt Sinn macht oder nicht. Deshalb müssen Sachen passieren, die eigentlich nicht passieren würden in dieser Welt, was sie unglaubwürdig macht.
Das Problem ist weiterhin, dass die Serie nichts hat, das sich lohnt erzählt zu werden. Wenn die Action auf ein Minimum heruntergedrosselt wird, wenn es keine unnötigen Tode von Figuren gibt, wenn es nicht um Zombiekills geht – dann hat die Serie nichts zu bieten. Die Atmosphäre lockt die Zuschauer weiterhin Woche für Woche vor den Fernseher, aber etwas Wesentliches erfährt man nicht. Okay, die Serie hat es nicht leicht. Die Zombieapokalypse fördert keine vielfältigen Charaktere heraus. Diejenigen, die überlebt haben, taten das aus einem Grund. Die Möglichkeiten sind nicht unbegrenzt. Aber trotzdem müssen die Figuren einer natürlichen Logik folgen. Nimmt man alles weg, das The Walking Dead cool macht, was bleibt übrig?
Lichtblicke waren Carol auf ganzer Linie und Glenns Ausbruch auf der Straße. Wie man im Hintergrund die Zombies anschlürfen sieht und sie einfach von den Figuren nicht beachtet werden ist ein schöner Kommentar auf den Subtext der Staffel. Immerhin.