via GeekTyrant, © AMC
Letzte Woche demontierten wir noch die dritte Staffel im PewCast, diese Woche beginnen bereits die Dreharbeiten zur neuen Staffel und nun bekommen wir unseren “First Look”: Rick, der wie immer aussieht, steht im Wald. Im Rücken ein Walker. Na immerhin. Könnte übrigens die Schauspielerin sein, die als Klassenbeste die Zombieschule abschloss.
Die dritte Staffel von AMCs Hit-Serie The Walking Dead ging zu Ende und nicht wenige Fans wurden schwer enttäuscht. In der neuen Folge des PewCasts besprachen Matthias Hopf von Das Film Feuilleton, der auch auf Moviepilot Reviews zu jeder Episode verfasste, und ich enttäuschende Enden, Plots und Charaktere. Man findet uns auch immer noch auf iTunes und wenn ihr wollt, könnt ihr uns dort auch ein wenig Feedback hinterlassen.
Hier die Links zu MP3, Soundcloud und Podcast-Feeds:
MP3: pewcast006.mp3 (71 MB)
Soundcloud: PewCast 006: Star Trek Into Darkness
iTunes: PewCast
Podcast-Feed: http://feeds.feedburner.com/pewcast
Bildquelle © AMC
Meine Güte, ist das lang her. Seit fast vier Wochen kämpfe ich mit mir, der Serie und dieser Review, die inzwischen niemanden mehr interessiert. Trotzdem muss sie raus, weil ich a) bisher jede Episode reviewt habe und eine Kontinuitätshure bin, b) ich ja doch irgendwo ein Ventil für die angestaute Wut brauche und c) ich bereits einen Podcast über die dritte Staffel aufgenommen habe, der erst nach dieser Review online soll und ich meinen Gast bereits seit über einer Woche vertröste. Ich bin ein schrecklicher Mensch.
“I just didn’t want anyone to die.”
Also, was haben wir denn hier? Fangen wir am besten von vorne an und gehen chronologisch durch. Die Folge beginnt mit Miltons Tod schon einmal richtig beschissen. Ich mag den Schauspieler Dallas Roberts (Rubicon, The Grey) sehr und hatte gehofft, dass er den Sprung in Ricks Gruppe schafft. Seine Interaktion mit Hershel vor einigen Episoden war interessant und machte Fans wie mir ein wenig Hoffnung. Aber nein, natürlich werden jegliche Nebencharaktere wieder vorzeitig abgeschossen. Keine Figur außer Rick, Carl, Glenn, Daryl und vielleicht Carol dürfen länger als eine Staffel überleben und so etwas wie einen – kann man das überhaupt bei der Serie so nennen? – character arc durchlaufen. Milton, als jemand mit einem wissenschaftlichen Hintergrund, wäre durchaus interessant gewesen. Aber mit seinem Tod verlaufen auch seine relativ spannenden Experimente im Sand. Seine Geschichte wird immerhin halbwegs nett abgeschlossen insofern, dass er am Ende selbst zum Zombie wird und Andrea tötet, einer Person, der er sehr nahe stand, und somit jegliche Theorien seinerseits falsifiziert.
Die gesamte Situation mit ihm und Andrea wäre auch nicht so furchtbar schlimm, wenn sie denn ein wenig anders ausgeführt worden wäre – ein symptomatisches Problem der Serie. Der Plot wird natürlich die gesamte Laufzeit der Folge gespannt, weshalb man immer und immer wieder zu den zwei schneidet, obwohl es keine Neuerungen gibt. Dazu kann Milton anscheinend über Stunden mit ihr reden und irgendwie ausharren, aber keine vier Meter – so wirkt es nämlich durch die Kameraeinstellungen – zu ihr kriechen und helfen kann. Andrea verhält sich noch äußerst dumm: Anstatt sich ausschließlich auf ihre Aktionen zu konzentrieren, schaut sie ab und an auf zu Milton, was fair und clever ist, wenn es nicht gefühlt Stunden wären, die Andrea hier verschwendet. Am Ende kann sie nicht einmal den Fuß heben um Zombiemilton mit einem Tritt zurückzustoßen. Aber was soll’s. Das Drehbuch wollte, dass Andrea stirbt. Es gab ohnehin keinen Ausweg. Schade um die Figur.
Währenddessen wird dem Zuschauer suggeriert, dass sich Ricks Gruppe aufbricht und das Gefängnis verlässt. Schnell werden jegliche Gefängnisplots fallen gelassen oder blitzschnell zu Ende geführt. Alles kein Problem, die Serie nehmt ihre Subplots nicht ernst, wieso sollte wir es dann tun?
Der Governor treibt seine Leute zusammen, sie fahren zum Gefängnis und machen es platt. Sie sind überrascht, dass keine Gegenwehr kommt. Wir als Zuschauer natürlich nicht, weil wir vor fünf Minuten sahen, dass Ricks Leute wegfuhren und uns somit jeglicher Nährboden für Spannung zerstört wurde. Sie gehen ins Gefängnis hinein und, siehe da, Rick und Co. sind doch gar nicht weg und vertreiben alle Woodbury-Leute direkt, weil…. ja, weil? Vielleicht sind es die paar Walker in den dunklen Gängen, die man schnell abhängen und mit dem Schließen eines einzigen Tores einsperren könnte? Oder waren es vielleicht Glenn und Maggie, die jeweils ein ganzes Magazin aus M4s auf die fliehenden Einwohner schossen und keinen trafen? War es vielleicht das Drehbuch? Ohhh, ja, es war das Drehbuch. Böses Drehbuch.
Immerhin führt die Flucht zu einem der Höhepunkte der Folge als ein junger Woodburyianer durch den Wald flieht – wieso auch immer – und auf Carl, Hershel und Beth samt Judith trifft. Carl zielt auf ihn, er soll seine Waffe niederlegen. Aber der Junge tut dies nicht, stattdessen bewegt er sich auf Carl zu und will sie ihm direkt in die Hand geben. Kann man nicht riskieren und Carl streckt ihn nieder. Guter Moment, was daraus jedoch später folgt ist jedoch fraglich.
Der Governor stoppt seine fliehenden Einwohner und – nicht vergessen, lieber Zuschauer – weil er ganz schön fies ist, streckt er alle in einem Wutausbruch nieder. Das Ganze passiert ohne Gegenwehr, obwohl alle dort eigentlich bewaffnet sind. Nicht einmal ein Versuch der Gegenwehr findet statt. Martinez wird verschont und fährt mit dem Governor davon. Wohin? Wissen wir nicht. Wieso? Wissen wir auch nicht, dafür kennen wir Martinez nicht gut genug. Der andere, schwarze Typ fährt auch mit, aber bei ihm kennen wir nicht einmal seinen Namen, wieso sollte wir uns dann also Gedanken um seine Motivation machen?
Rick und Co. fahren dem Governor hinterher, weil sie es ein für alle Mal beenden wollen und treffen auf das Massaker. Es gibt eine Überlebende, sie führt sie zurück nach Woodbury und dort treffen wir auf Sasha und Tyrese, die zurückgeblieben sind. Alle kommen zurück ins Gefängnis. Friede, Freude, Eierkuchen. Doch der Konflikt zwischen Carl und Rick brodelt. Könnte der wahre Bösewicht der vierten Staffel Carl werden? Es wäre eine gute Möglichkeit sich des Kinderschauspielerproblems zu entledigen.
Aber das ist eines der kleineren Probleme der Serie. Nach wie handelt die Serie über nichts Weiteres als den initialen Schock. Es gibt keine anderen Stilmittel, die Serie ist auch nicht weiter interessiert. Nach wie vor ist die zentrale Frage, die die meisten Leute vor die Bildschirme treibt: Uhhh, wer könnte diese Woche unerwartet sterben? Das ist das Einzige, was die dritte Staffel erreicht hat, wenn man das überhaupt als positiven Aspekt sehen will. Ich tue es nicht. Trotz einem starken Start konnte die Serie nur wieder von einem Extrem ins andere überschwingen. Statt langweiliger Soap auf der Farm gab es jetzt andauernd Action / Splatter ohne Inhalt und Bedeutung. Im Nachhinein ist sogar die viel kritisierte zweite noch als thematisch stringenter zu betrachten. Showrunner Glen Mazzara wurde gefeuert und vielleicht mag der Grund dieses Finale sein, das keine Auflösung bietet für den Konflikt, der über die gesamte Staffel aufgebaut wurde. Eine riesige Enttäuschung. Wollen wir hoffen, dass der neue Showrunner Scott Gimple, der mit ‘Clear‘ die beste Folge der Staffel schrieb, die restliche Gefängnisgeschichte schnell auflöst und uns wieder mehr in Richtung des Comics schickt.
Ich hätte wirklich gerne Frank Darabonts Version des Gefängnnisses gesehen. :(
Gerade haben wir gelernt, dass The Walking Dead eigentlich in Wahrheit eine Live Action Verfilmung von Toy Story ist, da findet man auch schon ein Intro, das dies imposant in Szene setzt. Großartig.
09 Apr, 2013 · Sascha · Alles sonst so · Comments
Terry Richardson hat Norman Reedus photographiert und dabei entstand dieses Photo, das ich gerne mit euch teilen würde. You may be cool, but you will never be this cool. via
“You gotta play the hands you’re dealt. I only got one.”
Oh, beim Zombiegott, was hat diese Episode für einen katastrophalen Start. Nach den ersten zehn Minuten war ich mir sicher, dass ich hier wieder leider – gegen meine Wünsche und Hoffnungen – einen Zerriss vom Feinsten schreiben muss, aber dann fängt sich die Folge und endet großartig. So großartig, dass man sich wirklich auf die nächste Woche freuen kann.
Nächste Woche ist nämlich das Finale und die Maxime der Show besagt, dass deshalb viele Figuren von uns gehen müssen. Deshalb werden die ersten Minuten von Gesprächen dominiert, die uns zeigen wollen, wie weit die Figuren gekommen sind und wie sie sich charakterlich verändert haben. Das ist alles gut und schön, wirkt aber verdammt schwerfällig und aufgezwungen, denn wenn man die Charaktere die Staffel über konsequent und gut weiterentwickellt hätte, wüsste der Zuschauer all dies und bräuchte es nicht erneut vorgeführt bekommen, sodass wir nächste Woche um die Toten jammern.
Weiterhin wird der Beginn von der gewohnten Dummheit der Figuren geplagt, weil man eine Geschichte im Kopf hat, die erzählt werden will und der sich alles und jeder beugen muss. Es hätte schlauere und klügere Wege gegeben, Merle sie Sache in die Hand nehmen zu lassen, doch es muss so geschehen, dass Rick sich moralisch und intellektuell begräbt. Daryl und Hershel schauen misstrauisch, folgen aber, weil Rick seinen Satz wiederholt und das bedeutet Dringlichkeit.
Dass Rick dem Governor tatsächlich Glauben schenken kann, macht ihn für den Zuschauer dumm und dazu verliert er jegliche moralische Autorität. Dies kann sich gegen Ende der Episode dank Lori-Geist und Hershel-Gebet ein bisschen erholen und das Ende der Ricktatorship einleuten. Lasst uns hoffen, dass Rick nun back for good ist; aber meine Güte, wie haben sie den Kerl versaut. Aber all dies kam ohnehin nur zustande, weil Merles Figur sterben muss und ihm ein guter Abschied bereitet wird. Nichts davon ist wirklich aufgebaut oder verdient, vor zwei Episoden war er immerhin noch das rassistsche Arschloch, das wir kennen, aber all das führt zu einem starken emotionalen Moment gegen Ende der Folge, der uns für Merle und Daryl fühlen lässt – und solche Momente muss man nehmen, denn sie sind spärlich in dieser Serie.
Zwischenzeitlich erbittet Glenn Hershel um Erlaubnis, Maggie einen Heiratsantrag zu machen. Hershel gibt ihm seinen Segen und Glenn drückt Maggie den Ring in die Hand, sie sagt Ja. Kein Kniefall, keine Rede, kein Schnickschnack, dafür gibt es keinen Platz in dieser Welt. Ein schöner, kleiner Moment.
Ansonsten war es auch schön die Details, die die Serie immer wieder pflegt, gewürdigt zu sehen. So waren Merles letzten Worte “I ain’t gonna beg.” auch in einer gewissen Weise seine “ersten”, als er angekettet auf dem Hochhausdach in Atlanta kurz überlegt an Gott zu beten. Weiterhin gibt es einen Dawn of the Dead Zombiecameo und wir haben mit den zwei abgetrennten Fingern und Merles Abschied hübsches Foreshadowing auf visueller Ebene. Das darf gerne so weitergehen.
Merles Besäufnis, Taktik und Ausführung waren großartig und Michael Rookers Darbietung führt uns durch diese wackelige Charakterschwankungen wie immer einzigartig gut. Goodbye, Mr. Rooker, I’ll miss you.
Ben hat also bereits das Zeitliche gesegnet und wurde sogar zurückgelassen. Es gab leider keine Zeit in der Episode, sodass Allen reagieren konnte, aber ich hoffe, dass es da nächste Woche was dazu gibt.
Ein bisschen Spekulation? Ich bin komplett spoilerfrei, weshalb all dies nur meine Einschätzung ist, aber es ist interessant über die Möglichkeiten im Finale und letztes Jahr habe ich das schließlich auch schon gemacht. Ein paar Spoilercomics, beware!
Wer wird also sterben? Wenn ich ein Glücksspieler wäre, würde ich all mein Geld auf Hershel setzen. Er war der moralische Kompass von Rick, der während dieser Staffel abdriftete und wird jetzt nicht mehr nötig sein, da Rick in Form des Governors sah, wohin ihn das alles führt. Dazu hat der Kerl halt einfach nur noch ein Bein… Carol und Beth sind beide höchst wahrscheinlich sind, wobei Carol wahrscheinlich von Daryl gebraucht wird und es einen netten Anlass für Maggies Suizidplot geben würde, wenn sie wie im Comic Vater und Geschwister verliert. Dazu wäre es es ideal, wenn Beth mit Judith ähnlich wie Lori das Zeitliche segnen würde. Immerhin will wohl niemand, dass Staffel 4 zu “On the road with the baby” mutiert. Hier bietet sich ein eleganter Ausweg. Glenn und Maggie sind meine Wildcards. Ich hoffe zwar, dass man sich an den Comics orientieren wird bezüglich ihrer Schicksale, aber wie ich die Autoren kenne, werden sie selbst den glorreichen Moment in Ausgage #100 versauen können. Der Rest ist eigentlich ziemlich sicher. Jetzt ist es nur noch fraglich, wer den Governor töten wird und wie. Andrea ist hier die Wildcard, es könnte sein, dass sie wie Tyrese im Comic vor die Tore des Gefängnisses geführt wird, oder sich wie ihr Comicvorbild nützlich zeigen kann im großen Endkampf. Sollte sie überleben für Staffel 4, kann sie Staffel 3 ganz schnell vergessen machen, wenn sie selbst Herrn Blake umlegt.
Und wie endet alles? Wie wäre es denn mal mit einem Cliffhanger? Die anderen Staffeln gaben hübsche Enden ab, aber man wusste grob wie es weitergeht dank Comics und abgeschlossenen Storylines. Ein richtiger Cliffhanger à la LOST und eine große Abweichung von den Comics wäre doch mal eine Überraschung, die uns die Sommerpause über ein wenig diskutieren lässt.
“Hey man, these guys were talking, she’s trouble.”
Das ist wohl die Woodbury-centric Episode, die wir nicht verlangten, aber brauchten. Es ist wiederum keine glorreiche Episode, aber sie schafft es eine klare Geschichte zu erzählen mit Figuren, deren Entscheidungen nachvollziehbar sind. Die Gratwanderung des Governors zwischen charismatischem Führer und Kerl, der auch mal die Nationalgarde umlegt, wenn er es für richtig hält, gelang den Autoren nie. Man versuchte den Governor des Comics mehr zu Philip Blake zu gestalten, der dank der Walking Dead Buchserie humanisiert wurde, im Comic jedoch stets ein Psychpath war. Es war ein netter Versuch, aber man wäre, nach dem gesamten Desaster dieser Staffel, besser an gewesen, einfach eine Karikatur des Bösen zu zeigen. Aber nun haben wir eben genau das und eben auch etwas Gewissheit. Andrea hat auch endlich genug und flieht.
Das ist auch im Prinzip die Episode. Nicht viel passiert, Andrea wird vom Governor gejagt, der jetzt Max-Mode-Psychopath ist, inklusive mitgeschleifter Schaufel und verrücktem Pfeifen. Andrea schafft es schlussendlich zum Gefängnis und wird jedoch in letzter Sekunde von ihm gestoppt. Zurück in Woodbury sieht man sie am Ende der Episode zu unglaublich unpassender Rockmusik (dabei ist die Musik von Bear McCready generell großartig, insbesondere das pochende Governor-Theme hat es in sich) gefesselt und geknebelt in der Vorrichtung des Governors, die für Michonne gedacht war. Anscheinend traut sich die Serie doch eventuell in die dunkelsten Seiten des Comicbuchs abzudriften, als der Governor Michonne in einer Garage fesselt und mehrfach brutalst missbraucht. Ich bin mir eigentlich sicher, dass es niemals so weit kommen wird, aber die schlichte Andeutungen an die perversen Fantasien reichen aus, sodass es mir kalt den Rücken runterläuft. Und überhaupt, wie krass ist das bitte, dass die Kamera so lange auf dem Spekulum verharrt?
Natürlich kommen wir diese Woche auch wieder nicht ohne dumme Momente aus. So mahnt Milton Andrea, dass sie niemals nahe genug an ihn rankommen würde, tut dies dann aber binnen 60 Sekunden – aber natürlich kann die Figur hier nicht ihr Ende finden – immerhin haben wir noch 2 Episoden zu füllen. Ebenso wirkt Allens Disput mit Tyrese deplatziert, da es keinen Aufbau für die Szene gab und dieser eher private Moment wohl kaum auf offener Straße so angesprochen werden würde. Und überhaupt: Tyrese ändert verdammt schnell seine Meinung. “He has done some bad things.” Ja, aber du weißt ja genau, was. Dann bitte nenn diese Dinge doch genau und nicht nur diese vage Andeutungen, die schon in der letztwöchigen Episode mich wieder komplett verzweifeln ließen.
Ich erinnere mich noch gut daran, dass es eine weitläufige Beschwerde an LOST war, dass die Figuren nie miteinander reden. Doch es gab Gründe dafür, die in den Flashbacks erläutert wurden und außerdem waren unsere Charaktere allesamt Ausgestoßene in der ein oder anderen Hinsicht. In The Walking Dead tragen alle ihre Herzen auf der Zunge. Daher werden die Gräueltaten schlicht und ergreifend nur angedeutet, weil die Autoren eine Spur Ungewissheit bei ihren Figuren wollen. Naja, das hat ja super geklappt bisher.
Dazu ist es natürlich äußerst bequem, dass Rick gerade Wache schiebt und der ohnehin Halluzinationen hat, sodass er Andreas kurzzeitiges Aufblitzen als Erscheinung interpretiert. Dann das Problem der “Stealth Zombies”, die einfach aus dem Nichts erscheinen. Ja, der Comic hat die Dichotomie der “Walker” und der “Lurker”, aber ernsthaft, Andrea ist in dem Waldstück, das recht überschaubar ist. Jedes Mal, wenn die Kamera nahe an Charaktere in brenzligen Situationen ist, weiß man, dass gleich ein Zombie von hinten kommt. Das ist einfach billig. Dazu stehen plötzlich welche 3 Meter vor ihr, die sie vorher nicht gesehen haben soll? That’s lazy and cheap.
Alles in allem eine verdammt mittelmäßige Episode, die aber dann wieder doch auch erträglich ist – und wer hätte gedacht, dass dies noch ein Satz ist, den man in der dritten Staffel von einer Andrea-Episode behaupten könnte? Sie trifft Entscheidungen, agiert zwar nicht wieder super schlau in den Situationen, aber kann sich immerhin behaupten und ich fieberte mit (der Trick mit der Tür kam für mich überraschend, nice!). Jetzt wird sie leiden müssen. Genau wie wir, denn es gibt noch eine Folge vor dem Finale, in der wir uns dem großen Mysterium widmen müssen: Wer verbrannte die Zombies in der Grube? Milton wäre offensichtlich, wahrscheinlich sogar für diese Sendung zu offensichtlich; aber wieso sollte er sich dann so dumm dranstellen?
Auch wenn einige Stimmen im Netz meinen, dass er damit die Zombies anlocken wollte, war ich mir fast sicher, dass er Zelda’s Lullaby anfängt zu pfeifen.
Allen und Ben sind das also und Sasha ist Tyrese’ Schwester. Damit ist diese Gruppe absolut nicht wiederzuerkennen aus den Comics und wir verlieren die Zwillinge und somit auch den glorreichsten Momente der Serie bzgl. Carl. (“Are you afraid of me?” – “No.”)
Miltons Reaktion auf die Möglichkeit mit zum Gefängnis zu flüchten war gleichermaßen süß und dumm. Eine Kategorie, die die Serie perfektioniert hat.
Der anfängliche Flashback ist nett gemeint, aber sinnlos, denn wir erfahren nichts, das wir nicht bereits wussten.
Übrigens wird sehr im Hintergrund wieder der Herbst eingeführt, weshalb auch die Kleidung dicker wird und in Woodbury Lauf auf den Straßen liegt. Nicht sehr subtil, da Rick noch letzte Woche wie üblich drei Liter im Gesicht schwitzte. Wir werden wohl wieder einen Zeitsprung erleben. Dabei würde man meinen, dass die Show genug Geld macht, dass man sich die erhöhten Produktionskosten eines simulierten Winters erlauben könnte.
“I thought you were a cop, not a lawyer.” “Either way, I don’t pretend to be a governor.”
Die letztwöchige Folge ‘Clear’ funktionierte so wunderbar, weil sie komplett losgelöst von dem Kontext der gesamten Staffel stattfand. Nun sind wir wieder da, es gibt jede Menge Altlasten in Form von nervigen Charakteren und Storylines, deren Ausgang wir unweigerlich bereits seit Beginn der Staffel wissen. Doch ‘Arrow On The Doorpost’ ist bei weitem nicht so schlecht wie die Folgen zuvor, dennoch schmerzt es, das Potential der Serie eine Woche lang ausgespielt zu sehen und dann wieder in die alten Bahnen zurückzukehren.
Wir beginnen diese Woche mit einem stummen Cold Opening. Rick und Daryl sind auf einem Farmgelände. Sie sichern das Gelände um eine Scheune, schleichen zwischen Silos herum, während Hershel im Auto wartet.
Sie treffen auf den Governor, der ein Gespräch mit Rick haben wird – eingefädelt von Andrea. Es wird eine versteckte Pistole gezeigt. Normalerweise besagt Chekhov’s Gun, dass eine im ersten Akt eingeführte Pistole im dritten losgeht. Doch nichts passiert. Keine Offenbarung. Die Fronten sind gehärtet. Wir wissen, worauf es rausläuft; und die Figuren genauso.
Eine der Offenbarungen dieser Episode für mich: Hershels Tod wird verdammt schwierig zu schlucken sein. In vielerlei Hinsicht ist er zu der Stimme der Vernunft und zum Herz der Show herangewachsen und hat die Rolle von Comic-Dale übernommen. Im Finale werden seine Überlebenschancen relativ gering sein.
Doch wessen Chancen sind schon hoch, abgesehen von vielleicht Rick, denn die Autoren, wenn sie eines geschafft haben diese Staffel, haben die Schicksale aller Figuren so unvorhersehbar gemacht, dass wir jederzeit mit ihrem Tod rechnen können. Dies gilt insbesondere für Hershel, um den ich fürchtete, wenn er nur auf seinen Stumpf hinunterblickt und die Kamera ganz nah bei ihm ist und unsere Sicht eingrenzt.
Das Gleiche gilt für Maggie und Glenn, die aus einer Schicht Wache schieben lieber ein Schäferstündchen machen – ein fataler Fehler im Horrorgenre, wird die ultimative Sünde doch schnell bestraft – doch nicht hier; auch wenn in Verbindung mit Close Ups wieder mit der Erwartunge der Zuschauer gespielt wird. Immerhin wurde das diese Staffel geschafft.
Was jedoch verfehlt wurde, ist eine echte Alternative zu schaffen zu dem scheinbar unausweichlichen Endkampf. Immerhin die Illusion, dass der Governor tatsächlich nur Michonne will, hätte aufrecht erhalten werden können. Aber naja, wir sind es gewohnt, dass wir stets alles wissen und daher kaum Spannung aufkommt.
Es gibt immerhin ein paar nette menschliche Momente (Parallelen!) wie die Anbandelung der Fußsoldaten Daryl und Martinez, die beide eigentlich nicht viel trennt außer ihrer Allianzen, und Hershel und Milton haben als das personifizierte Gewissen ihrer jeweiligen Gruppe ein lustiges (“At least buy me a drink first!”) Gespräch. Milton ist ein Charakter mit Potential und es wäre zu wünschen, dass er die Staffel überlebt und sich Rick anschließt.
Wer jedoch einfach zu diesem Zeitpunkt nur noch zu sterben hat, ist Andrea. Hershel versucht es ihr durch die Blume zu sagen, dass der Governor der falsch Mann für sie ist, aber sie geht trotzdem wieder zurück mit ihm nach Woodbury. Ja, es wird zwar relativ klar gezeigt, dass Andrea diese unsichere Figur ist, die nicht mehr weiß, wo sie eigentlich hingehört, aber zu diesem Zeitpunkt weiß sie so viel creepiges Zeug über ihren Liebhaber, dass sie einfach nur verrückt sein muss, wenn sie bei ihm bleibt.
Und überhaupt, der Governor an sich: Riesiges Potential geht da jedes Mal den Bach runter. Die Autoren haben sich dazu entschieden, ihn gleichzeitig als vernünftigen Strategen und mordlüsternen Psychopathen erscheinen zu lassen. Das geht nicht. Es ist einfach traurig, wie mit dem ikonischsten Bösewicht des Comics umgegangen wird.
Der Endkampf war und ist unausweichlich, mehr lernten wir in dieser Folge nicht. Rick ist der starke Anführer in dieser Situation, den die Gruppe braucht, aber Hershel gegenüber gibt er sich grübelnd, wodurch seine Autorität wieder bröckelt. Durch die letzte Episode spätestens hat sich Michonne bewährt gemacht und ihren Platz in der Gruppe verdient, aber trotzdem ist sie keinen Carl oder Beth oder Maggie wert. Das ist die traurige Wahrheit. Aber Rick muss doch verstehen, dass mit dem Governor kein Kirschen essen möglich ist und er früher oder später auch nach ihm kommt. Ist Rick hier nur ein wenig in seinen Gedanken verloren oder überlegt er wirklich diese Möglichkeit durchzuziehen? Die Episode erzählst es uns nicht.
Drei Episoden noch, wobei das Finale wohl Kampf pur sein wird. Verbleiben uns zwei Episoden voller nerviger Diskussionen oder gibt es noch einige Überraschungen? Was denkt ihr?