1. Midnight in Paris (Review)
‘Midnight in Paris’ ist ruhig, in der besten Weise wie man das verstehen kann und die beste Alternative zum lauten Kinosommer. Er ist lustig, charmant, intellektuell und wundervoll magisch. Owen Wilson kann einmal wieder zeigen, was für ein wirklich guter Schauspieler er ist und der Rest des Casts ist ebenso fantastisch (alleine für Michael Sheens Charakter Paul, einem der besten Platzhirschen der letzten Kinojahre, lohnt sich der Kinobesuch. Corey Stolls als Hemingway stiehlt jede Szene. Oscarnomierung, bitte!). Woody Allen war nie wirklich fort, ist aber trotzdem zurück.
2. The Tree of Life (Review)
Vergleiche zu Stanley Kubricks Sci-Fi Epos “2001? lassen sich natürlich nicht verleugnen. Ähnlich wie “2001? ist “The Tree of Life” Kino Marke “Eine Nummer zu groß”. Es ist Kino so groß und so genial wie es nur sein kann und verfehlt dabei den Großteil heutiger Zuschauer. Dafür, dass Malick in diesen Zeiten nicht nur etwas so Originelles, sondern etwas so Großes probiert und es ihm dabei gelingt, so persönlich jeden Zuschauer individuell anzusprechen, gebührt ihm Respekt. Das Problem dabei ist, dass nicht jeder Zuschauer sich mit Malicks Erinnerungen und Visionen anfreunden kann, wodurch primär Abneigung nicht nur gegenüber dem gezeigten, sondern dem gesamten Werk entsteht. Klappt jedoch die Verbindung, hört man Malick gerne auch durch die schwächeren Teile seiner Erzählung zu und wird verzaubert vom Rest.
3. Blue Valentine
‘Blue Valentine’ ist ein so zutiefst menschlicher Film, der dem Zuschauer eine simple und banale, aber auch so schmerzhaft ehrliche Geschichte zweier Menschen erzählt, dass man gegen Ende nicht will, dass es aufhört, obwohl es so weh tut; und ist damit näher an der Portraitierung einer realen Beziehung als ein Film vor ihm. Das ist hauptsächlich den Hauptdarstellern Ryan Gosling und Michelle Williams zu verdanken, deren On-Screen Chemistry einen so in die Geschichte einfangen, verzaubern und dazu auffordern, Lücken in der Geschichte mit eigenen Gefühlen, Erfahrungen, Hoffnungen und Ängste zu füllen.
4. Super 8 (Review)
‘Super 8? war die ultimative Kinoerfahrung dieses Sommers, die durch alten Charme überzeugen kann, den man erst dann wirklich schmerzlich vermisst, wenn man ihm inmitten eines Sommers von aufeinander eindreschenden Robotern und anderer Sequels begegnet. Der Film ist gruselig, immersiv, lustig, echt, originell und vor allem spannend und mysteriös. Die Action ist wohl dosiert über die 112 Minuten und es wird nie langweilig, vor allem dank der wunderbaren Dynamik und dem Spiel der Jungdarsteller. Auch wenn ‘Super 8? Mainstream ist und das Drehbuch in der Review im dritten Akt etwas abfällt, ist der Film und die Erfahrung des ersten Schauens magisch und verzaubernd. Es ist einer dieser Film, über deren Schwächen man gerne hinwegblickt, weil sie einem die Erfahrung nicht versauen und, wenn man nicht allzu genau hinblickt, gar nicht wirklich auffallen (wollen).
Brian Lee Tenney schreibt in seiner Review zu “Rise of the Planet of the Apes”, dass manche Filme einfach für einen gemacht wurden, als ob die Filmemacher in den eigenen Kopf geschaut hätten und Wünsche, Erinnerungen, Emotionen und Ideen herausgenommen hätten und einen Film nur für dich gemacht hätten. Das ist ‘Super 8? für mich.
5. Beginners
Liebevoll, ruhig und intim erzählt Mike Mills souverän auf drei Zeitebenen die Geschichte von der Liebe eines Vaters zu seinem Sohn, zu ihrer Mutter und zu ihren Liebespartnern. Doch der heimliche Star des Films ist Cosmo, ein Hund, der als Spiegel für Olivers (fantastisch: Ewan McGregor) Seele, Wünsche und Ängste dient, und immer wieder fragt: “Are we married yet?” Denn Oliver ist verliebt, in die hübsche Anna, die er auf einer Kostümparty traf und seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht. Doch Olivers Angst vor Verpflichtungen und Enttäuschungen treiben dicke Keile zwischen die beiden, dazu hat sein Vater ihm noch gestanden, dass er sein ganzes Leben lang schwul war – und jetzt einen Freund hat. Christopher Plummer in der Rolle seines Lebens. Wenn er nicht den Oscar für den besten Nebendarsteller bekommt, verstehe ich die Welt nicht mehr.
6. Source Code (Review)
Zeitreisen sind in der Kinowelt nichts neues und Zeitschleifen sind einem breiten Publikum spätestens seit “Groundhog Day” (Und täglich grüßt das Murmeltier) mit Bill Murray bekannt. Source Code schafft es jede seiner Zeitschleifen frisch wirken zu lassen. Durch Jones’ abwechslungsreiche Regiearbeit wirkt die Suche nach dem Terroristen an Bord nie langweilig. Ebenso schafft es das Script die 8 Minuten immer wieder auf abwechselnden Schauplätzen, auch (zu meiner Überraschung) außerhalb des Zuges, stattfinden zu lassen. Das Konzept selbst, sobald etabliert, dient jedoch lediglich der grundlegenden Spannungsmaximierung, was den Film auf das Level eines Thrillers reduziert; den besten des Jahres. Erst gegen Ende nimmt sich der Film und dank eines kongenialen Twists seiner zu Beginn angestoßenen philosophischen Diskussion wieder an und beendet sie befriedigend.
7. Contagion
Schon mit der Anfangssequenz hat sich Steven Soderbergh ein Denkmal verdient. Ohne große Bilder schnürt Soderbergh die Zuschauer binnen Sekunden in den Sitzen fest und zeigt ihnen normale Interaktionen zwischen Menschen, wie wir sie selbst im Alltag täglich dutzende Mal ausführen und erzeugt gleichzeitig eine so beklemmende Enge und Nähe und vor allem Angst, dass man die Tür aus Kino heraus definitiv mit der Tür aufmachen will. Natürlich leidet der Film unter gewissen Problemen, insbesondere bei den Charakteren, aber bei der realen Darstellung einer weltweiten Pandemie gibt es eben dieses Problem. Daher wartet der Film aber mit bekannten Gesichtern auf, die dem Zuschauer vertraut und einladend sind. Man wird sich nicht an die Namen der Charaktere erinnern, dafür aber umso deutlicher an ihre Schicksale und vor allem an den Gedanken: Verdammt, das würde mir auch passieren.
8. Winter’s Bone
Ree ist 17 Jahre jung und lebt im tiefsten Missouri, einer Gegend, die man wohl zuletzt in der Stummfilmära auf der Leinwand gesehen hat und die sich seitdem ein wenig verändert hat. Geplagt von Arbeitslosigkeit und ländlicher Armut zieht es die Menschen in Methlabore und patriarchisch geführte kriminelle Familienstrukturen. So auch Rees Vater, der zu einem Gerichtstermin nicht auftauchte und seine Kaution damit hinfällig wird. Sollte er in ein paar Tagen erneut nicht auftauchen, würde das Haus gepfändet werden, in dem Ree mit ihrer kranken Mutter und ihren zwei kleinen Geschwistern lebt. Also macht sich Ree, gespielt von Jennifer Lawrence mit für die Rolle perfekt passender Schnauze, auf die Suche und versinkt tief im sprichwörtlichen und später auch realen Sumpf der kriminellen Verwandtschaft. Fantastisch gespielt (John Hawkes als Rees Onkel!), dreckig und so nah an der Realität, dass es schmerzt.
9. Wer ist Hanna (Review)
Besonders das Finale des Films, das in Berlin (Allgemein hat der Film große deutsche Einflüsse und ist zum Teil auf Deutsch, weshalb ich umso glückerlich bin, ihn mit OT gesehen zu haben) spielt, ebenso wie die Verbildlichung der Mädchenfigur Hannas, als sie im zerfallenen Berliner Spreepark ein finales Duell mit ihrer Wölfin Wiegler, die nicht ohne Grund aus dem Maul einer riesiger Wolffigur aus der Dunkelheit tritt, bleibt in Erinnerung. Alles in allem ist “Hanna” ein verdammt guter, frischer, origineller Film, der mit tollen Kampfszenen und einem bombastischen Soundtrack aufwarten kann. Genrefans, aber auch der normale, geneigte Zuschauer werden nicht enttäuscht.
10. 127 Hours
Stell dir vor, alle gehen in einen Film und wissen genau, wie er endet. Die Verfilmung von Aron Ralstons Geschichte “Between a Rock and a Hard Place”, in der er erzählt, wie er bei einem alleinigen Kletterausflug in einer Felsspalte 5 Tage lang festsaß bis er sich selbst den eingeklemmten Unterarm mit einem Taschenmessern abklemmte. Eine phantastische Geschichte von den eigenen Fehlern im Leben und dem Willen zu Leben. Dieses alleiniger Mann gegen Natur Konzept war dieses Jahr stark in Mode: Neben James Franco sah man auch Ryan Reynolds in dem spannenden Film ‘Buried’ und Adrian Brody in dem belanglosen ‘Wrecked’ zu sehen. 127 Hours ist mit Abstand der beste der drei. Und das dank Danny Boyle. Kein anderer Regisseur hat ein so wildes, abwechlungsreiches Spektrum an Filmen in einer so kurzen Schaffenszeit abgeliefert. Dass er es schafft 127 Hours trotz Vorwissen Herz, Intensität und vor allem Spannung zu verleihen, ist vielleicht der größte Erfolg seiner bisherigen Karriere. Dass er bei den Oscars nicht wenigstens für sein Kammerspiel von Mensch gegen Natur nominiert wurde, ist eine Schande.
11. Hell
Deutsches Genrekino hat es schwer. Nicht nur der Tradition wegen läuft Sonntagsabends seit Jahrzehnten der Tatort in der ARD, sondern aus einem viel offensichtlicheren Grund, der sich auch auf den Bestsellerlisten von Büchern widerspiegelt: Die Deutschen lieben Krimi. Schade ist dabei nicht nur, dass dies allgemein die Chance auf Genreproduktionen an sich, bzw. im Horror oder Survival, minimiert, sondern, dass die Produktionen, die dabei am Ende herauskommen, wirklich gut sind (z.B. ‘Rammbock‘). Fehlbaums Debütfilm fällt in diesen Sparte. Er ist gut produziert, hat eine spannende Geschichte mit dichter Atmosphäre, wunderschöner Cinematographie, starken, dreimensionalen Charakteren und ist vor allem eins, was post-apokalyptische Filme immer sein sollten: konsequent.
Ehrenhafte Nennung: X-Men: First Class, Mission Impossible: Ghost Protocol, CRAZY. STUPID. LOVE., Rise of the Planet of the Apes, Never Let Me Go
2011-Filme, die nicht in Deutschland 2011 starteten: Attack the Block, Drive, War Horse, Another Earth, Submarine, Shame, 50/50, Take Shelter, We Need To Talk About Kevin, Hugo, Martha Marcy May Marlene
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