Desplat vs. Giacchino – Das ultimative Star Wars Dilemma - PewPewPew

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Große Liebe für Star Wars: Pew-Freund Owley bei einem Interview mit Giacchino

Die Umbrüche bei Rogue One: A Star Wars Story reißen nicht ab. Komponist und Oscar-Gewinner Michael Giacchino ersetzt Komponist und Oscar-Gewinner Alexandre Desplat. Erst einmal kein Problem, oder? Giacchino ist ein erstklassiger Komponist und wird seit Jahren als der inoffizielle Nachfolger/Erbe von John Williams gehandelt. Giacchino passt einfach zu Star Wars. Seine melodischen Kompositionen sind einprägsam, seine Musiktitel sind hilarious und er macht mit seinen klassischen Motiven großartige Momente noch größer. Nicht umsonst schrieb LOST-Schöpfer Damon Lindelof Sätze wie “Giacchino plays the momentousness of the moment” in sein Skript. Giacchino liefert ab.

Dass Giacchino den Score nun übernimmt, ist kein “Problem”. Es ist lediglich ein Symptom der Veränderungen an Rogue One, die jetzt Form annehmen. Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Ich bin mir trotz der beschwichtigenden Pieces wie dem in der Disney-nahen Entertainment Weekly sicher, dass der ursprüngliche Pitch eines Kriegsfilms im Star Wars Universum nicht dem endgültigen Film entsprechen wird. Im Trailer sind viele Explosionen, Laser und PewPewPew zu sehen, aber muss eben nicht bedeuten, dass der Ton dem eines Kriegsfilms entsprechen wird. Auch in Marvels Civil War wurde viel gekämpft.

Alexandre Desplat ist nicht “dark and gritty™” und der Film muss diesem Blockbuster-Meme auch nicht folgen, um erfolgreich zu sein oder zu gefallen. Aber Rogue One ist ein Spin-off und versprach zumindest anders zu werden als der bisherige Space Opera Abenteuerfilm, von dem wir inzwischen sieben DVDs im Regal stehen haben.

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Rogue One © Disney

Desplats bisherige Zusammenarbeit mit Edwards ist großartig, die brachialen Töne für Godzilla erschufen Angst, Ehrfurcht und Epos. Desplats extrem dunkler, brummiger, pochender Score für Zero Dark Thirty halte ich für fast noch wichtiger zu erwähnen. Die erste veröffentlichte Konzeptzeichnung schreit förmlich nach einem Vergleich mit dem Einsatz der Navy Seals. Und bereits im Trailer konnte man seine markanten Züge erkennen.

Und nun hat, so die offizielle Aussage, Desplat leider keine Zeit mehr seine bisherige Arbeit den Veränderungen und Nachdrehs anzupassen. Welche vertraglichen Angelegenheiten ihn von Rogue One auch wegzwingen mögen, es müssen wichtige sein. Disney scheint dies nicht zu stören und ersetzt ihn, anstatt ihn aus den Verpflichtungen eventuell freizukaufen. Vielleicht hat Desplat auch selbst kein großes Interesse, um dafür zu kämpfen. Wir werden es nie erfahren. Oder zumindest nicht so schnell. Die Making-Of-Dokumentation auf der The Force Awakens Blu-Ray war eine bloße Marketingkampagne, ganz im Sinne des Comic-Con Reels und auch dass man J.W. Rinzlers Buch auf Eis gelegt hat, spricht Bände. Rinzlers Bücher sind ehrlich und halten nichts zurück. 30 Jahre später ist das in Ordnung, mit viel Abstand kann man über die positiven und negativen Aspekte des Filmemachens mit etwas Gelassenheit reden. Jetzt jedoch zu sagen, dass man kalte Füße bekommen hat und Desplats und Edwards’ Vision für Rogue One nicht mehr dem Wunsch Disneys entsprechen, ist unmöglich.

Jedenfalls werde ich nicht das Gefühl los, dass uns eine einzigartige Erfahrung im SW Universum geraubt wurde. Aber Giacchino hat bereits mit Jurassic World einen der besten Scores des letzten Jahres abgelegt und Williams gebührend beerbt. Das wird schon. Es ist nur schade, dass selbst der letzte Lichtblick des aktuellen Star Wars Universums so durch die Disney-Maschinerie gedrückt wird.