THE LEGO MOVIE Review - PewPewPew

THE LEGO MOVIE Review

09 Apr, 2014 · Sascha · Featured,Film,Review

©Warner Bros.

©Warner Bros.

USA 2014
Regie: Phil Lord & Christopher Miller
Drehbuch: Phil Lord & Christopher Miller
Darsteller: Chris Pratt, Elizabeth Banks, Morgan Freeman, Will Arnett, Liam Neeson, Will Ferrell
Länge: 100 Minuten

Ein kurzer Blick in die Kinogeschichte verdeutlicht die enormen Gefahren, die man mit der Verfilmung der LEGO Steine umschifft hat. Zunächst einmal wären da die schrecklich lieblosen Verfilmungen der Hasbro Produkte. Weiterhin gilt es den großen See aus lieblosen und uninspirierten Animationsfilmen zu umschiffen, den LEGO bereits selbst mit unzähligen B-Produktionen gefüllt hat. Und schlussendlich ist der Film, wenn man ihn von allem Charme und kreativem Spiel befreit, ein 100-minütiger Werbefilm für ein Produkt. Obgleich der Nostalgie und dem Charme der Bausteine, würde dies schnell kapitalismuskritische Rufe hervorbringen. Ironischerweise sollte sich später das Gegenteil in die Tat umsetzen.

Dass Phil Lord und Chris Miller also am Ende so erfolgreich waren, ist erfreulich, war aber irgendwo abzusehen. Das kreative Duo ist spätestens nach dem großen Erfolg dieser Verfilmung das Go-To-Team für charmante und selbstironische Wiederbelebungen von totgeglaubten oder schwer zugänglichen Projekten. Nicht ohnehin waren sie jetzt das Wunschteam des Studios für Ghostbusters 3. Nach ihrem Animationshit Cloudy With A Chance of Meatballs gelang ihnen mit 21 Jump Street die Comedy-Überraschung des Jahres 2012, nachdem sie bereits mit ihrer Serie Clone High Kultstatus erreicht hatten. Dass mit The LEGO Movie die kurze Karriere dieser kreativen Zusammenarbeit nun ihre Krone aufgesetzt bekommt, war also abzusehen – und ist dennoch überraschend. Die Analyse eines Geniestreichs.

Brave New Lego

In unserer postmodernen Welt normal zu sein, ist fast unmöglich. Doch Emmet hat es geschafft. Emmet ist normal und sehr froh damit, zumindest oberflächlich. Dabei tut er alles, was die Regierung anordnet. Er kennt seinen Platz und geht genau nach Plan vor. Er macht Frühsport, rasiert sich, kauft überteuerten Kaffee und schaut die unlustige und monotone Sitcom (gleichzeitig auch die einzige Fernsehunterhaltung) Where Are My Pants, in der Folge um Folge die titelgebende Frage gestellt, aber nie gelöst wird. Und natürlich singt und summt er die allgegenwärtige und völlig enervierende Pop-Hymne Everything is Awesome, während in Wahrheit aber natürlich nicht alles awesome ist. Emmet ist in Wahrheit tief traurig, er findet keinen Anschluss bei seinen Bauarbeiterkollegen.

Auch die Welt an sich erfährt einen dystopischen Anstrich. Der geniale Song des Trailers dient schlussendlich nur dem Zusammenhalt dieser Welt und dem stetigen Fortschritt der Baupläne der Regierung. Eine Abweichung des Plans oder kreative Eigenansätze scheinen verboten. Doch Emmets Schicksal soll sich dramatisch ändern als er der Rebellin Wyldstyle begegnet, die von einer Verschwörung vom Präsidenten Business berichtet. Diese kann nur noch von Emmet selbst verhindert werden, denn er ist der Besondere. Mehr braucht Emmet gar nicht mehr zu hören, es ist bereits um ihn geschehen. Blind vor Liebe folgt er Wyldstyle auf ein Abenteuer durch das LEGO Universum, trifft auf auf Batman und stolpert von einem Missgeschick ins nächste.

Sieg in zwei Zügen

Lord und Miller schaffen es auf ihrer hyperaktiven Reise vor allem durch den Look ihrer LEGO-Welt zu überzeugen. Die Animation, trotz ihrer fotorealistischen Bilder aus dem Computer, schafft es die erhoffte Stop-Motion-Ästhetik vieler Amateur- und Fanfilmchen zu emulieren, dabei jedoch einen distinktiven Charakter zu entwickeln, der diese Welt greifbar macht. Mit verantwortlich für diese schicken Animationen ist Regisseur und Cutter Chris McKay, bekannt für Robot Chicken, der außerdem das nun unausweichliche Sequel des LEGO Films übernehmen wird. Doch nicht nur die Animationen erwecken diese kunterbunte Welt zum Leben, auch die obsessive Detailverliebtheit wird von Fans für Fans zelebriert. Angefangen bei Interpretationen von Elementen im LEGO-Universum bis hin zu zwei leicht verrückten Steinen an einer Bettkonstruktion, die den DIY-Baucharakter des Spielzeugs simulieren sollen, wird das Fanherz wohlig umsorgt. Ebenso gibt es mit dem kaputten Astronautenhelm Referenzen an die kultige Geschichte der Bausteine.

Die andere wichtige Hauptkomponente ist der zugängliche Humor des Films. Neben Wortwitzen oder Situationskomik sind es besonders die Cameos und Nebenfiguren, die über alle Lizenzen hinaus hier über die Leinwand laufen und mit kurzen Referenzen oder Insiderwitzen unterhalten. Ein großes Highlight des Films ist Will Arnetts Batman, der Emmet und Wyldstyle nicht nur auf fulminante Art das Leben rettet, sondern auch noch nebenbei den Hitsong “Darkness! No Parents!” seiner einköpfigen Death Metal Band vorträgt und in den Lyrics dunkle und grüblerische Helden wie die Neudefinition von Superman auf die Schippe nimmt. Dieser kommt natürlich auch hier im Film vor. Mit im Schlepptau, nicht gewollt und ungeliebt: Green Lantern. Immerhin beweist Warner Bros. hier Sinn für Galgenhumor.

Business und Moral

Doch trotz seiner intelligenten Machart bleibt The Lego Movie in erster Linie Film für die jüngeren Zuschauer und ein Werbefilm für das Produkt. Letzteres Problem kann der Film gut umschiffen, indem er sich gegen die rigide Logik der Wirtschaft und Ordnung von Präsident Business stellt, der sich in Wahrheit als großer Bösewicht entpuppt, der am System klammert. Für amerikanischen Verhältnisse eine Schelte für “job creators”, wie die Neocons bei Fox News meinten. Andererseits ein kluger Schachzug um der erwartbaren Kritik die Munition vorwegzunehmen. Stattdessen preist der Film die Kreativität an, die einen durch Zusammenarbeit, Wille und Mitgefühl große Taten vollbringen lässt. Ironischerweise ist dies mit heutigen LEGO-Modellen, die sich an die speziellen Lizenzvorgaben, die hier so prominent und cool zur Schau gestellt werden, klammern, kaum mehr möglich.

Einen allzu bitteren Geschmack hinterlässt das Product Placement jedoch nicht. Dafür bewegt sich der Film viel zu charmant, selbstironisch und hyperaktiv fort. Viel nerviger hingegen ist eine Wendung im dritten Akt, die aufmerksamen Zuschauern ohnehin bewusst wurde. Hier macht der Film eine Vollbremsung um die Moral des Films selbst dem jüngsten Zuschauer und dem lahmsten Elternteil einzuhämmern. Das hätte der Film nicht nötig gehabt und es raubt der eigentlichen Action jegliches Momentum. Die Gravitas der überraschend mitreißenden Geschichte wird komplett verschoben, während das Produkt selbst sichtbarer wird.

Schlussendlich macht dies aber nur einen Bruchteil des Films aus, der mit seinen visuellen Gags, seinen liebevollen Figuren und der kongenialen Animation ein absolutes Highlight dieses Kinojahres darstellt.

Rating: ★★★★½