Die Uncharted-Videospiele sind allesamt Meisterwerke ihrer Zeit, die den Mythos Indiana Jones spielbar machen. Laufen, schießen, klettern, an Seilen hängen, Verfolgungsjagden, fiese Bösewichte, legendäre Städte, usw. – all das ist sowohl in Indiana Jones als auch Uncharted zu finden. Während das Zusammenspiel der Charaktere sicherlich seine eigenen Reize hat und Uncharted wohl auch Tomb Raider viel zu verdanken hat, bleiben die Filme mit Harrison Ford als wagemutiger Teilzeit-Archeologe die unverkennbaren Vorbilder für Nathan Drakes Abenteuer.
Angeregt durch die Veröffentlichung dieses Kurzfilms, der wie von vielen Fans lange erhofft endlich Nathan Drake in der Hauptrolle zeigt und ähnliche Hoffnungen wie das geleakte Deadpool-Footage hat, habe ich mir am Wochenende Spielbergs Filmreihe wieder angesehen. Es ist verblüffend, wie sehr die Spiele der strukturellen Abfolge der Filme und auch der Hero’s Journey treu bleiben. Ob es jetzt die Rätsel (Nathan hat natürlich wie Indy ein Notizbuch) oder die Verfolgungsjagd auf dem Weg zum Zielort sind, Indy und Nathan werden auf jeden Fall einmal vom Bösewicht gefasst und später stoßen beide Teams aufeinander. Alles ist nahezu identisch umgesetzt.
Es sind zeitlose Abenteuer, die jeder gerne erleben würde und genau deshalb funktioniert Uncharted: Weil die Spiele Indiana Jones spielbar und das Abenteuer erlebbar werden lassen. Indiana Jones als Charakter ist sicherlich gut definiert und eine zeitlose Ikone, aber nur interessiert, wenn er aus dem Fenster seines Büros hüpft und den nächsten legendären Gegenstand suchen geht. Dies ist auch ein weiterer Grund, weshalb Temple of Doom immer ein wenig wie eine Anomalie war: Jones ist ein unklarer Abenteurer, der zufällig ein Dorf rettet – kein wagemütiger Archeologe auf der Suche nach dem Heiligen Gral. Uncharted 4 schafft es hier ganz eigene Akzente zu setzen, die mich ganz besonders berührten, aber das ist ein anderes Thema.
Zurück zum Kurzfilm: Sicherlicht ist Nathan Fillions Geplänkel gut. Wir wissen seit Firefly, also seit ungefähr fünfzehn Jahren, dass er diese Rolle drauf hat. Aber Nathan Drake ist eben auch mehr als nur ein cleverer Held, der sich aus einer Situation herausreden kann. Fillion fehlt vor allem in den Actionszenen eine gewisse Athletik, auch wenn die POV-Kamera sicherlich ein nettes Gimmick war. Das alles spielt aber keine Rolle. Ein Uncharted-Film ist so oder so eine dumme Idee, die zum Scheitern verurteilt ist. Ebenso wie The Last of Us, ebenfalls aus dem Hause Naughty Dogg, geht es nicht nur um die Geschichte, die Figuren oder das Setting, sondern auch um das Gefühl, die Fantasie endlich in einem filmähnlichen Kostüm zu erfahren. Kann ich mich durch die Unterführung schleichen und keine Zombies auf mich ziehen oder muss ich eventuell doch meine Waffe zücken und das Beste hoffen? Wie lange würde ich in der Apokalypse überleben?
Ich möchte das Medium Videospiele jedoch nicht reduzieren. Sie können und sollen mehr als nur einen Film erfahrbar werden lassen und ganz eigene Erfahrungen schaffen, die nicht verfilmbar sind. Gerade aber Uncharted ist an einer interessanten Kreuzung verortet, wo beide Medien miteinander interagieren, sich beeinflussen und etwas Größeres schaffen. Ein Film wird sich immer mit den Spielen messen lassen müssen – und verlieren. Wir sollten schlau genug sein, um auf solche Adaptionen zu verzichten.