Vereinigte Staaten 2012
Regie: Zal Batmanglij
Drehbuch: Zal Batmanglij & Brit Marling
Darsteller: Zal Batmanglij, Christopher Denham, Nicole Vicius
Länge: 85 Minuten
Rating:
“Somewhere in the valley there is a woman living in a basement.”
Zwei junge, investigative Journalisten haben im Rahmen ihrer Recherche Kontakt zu einer Sekte geschlossen, die eine junge Frau beschützt. Sie zu treffen ist schwieriger als ins Weiße Haus einzubrechen. Sie müssen sich mit Kernseife waschen, neue, weiße Kleider anziehen und ihnen werden die Augen verbunden. Sie werden zu einem Keller irgendwo im LA Valley geführt und werden Maggie vorgestellt – einer jungen Frau, die behauptet aus der Zukunft zu sein.
‘Sound of my Voice’ ist so gut wie Mysteryfilme sein können. Den gesamten Film über werden Brotkrumen entlang der Geschichte links und rechts gestreut, nie weiß man genau, wem man Glauben schenken soll und wenn man sich am Ende sicher ist, wird alles auf den Kopf gestellt. Ich habe lange über den Film nachgedacht, viel gelesen, ihn mehrmals gesehen und bin mir immer noch nicht sicher, ob Maggie jetzt aus der Zukunft stammt oder nicht – und ich bin vollkommen glücklich mit diesem Schwebezustand, der an mir nagt und den Film nicht gehen lässt.
Viel davon ist Brit Marling geschuldet, dem aufkommenden Indiestar, der mich zwar mit ‘Another Earth’ trotz einer großartigen Darstellung ein wenig verzweifeln ließ, hier aber komplett umhaut. Ihre Maggie ist liebevoll, furchteinflößend, verständnisvoll, einschüchternd, jugendlich. Kapitel um Kapitel lernen wir mehr kennen und sie verblüfft einen immer wieder. Daneben erfüllen Christopher Denham und Nicole Vicius zwar ihre Rollen sicher und überzeugend, aber es ist Marlings Präsenz in dem kleinen Kellerraum, die einen fesselt.
Dagegen ist die Dekonstruktion der Sekte bzw. des Kults ebenfalls spannend. Wer gehen kann, kann gehen, jederzeit. Batmanglij und Marling sind gar nicht so sehr daran interessiert zu untersuchen, wieso die Menschen zu Maggie gelangen (der Film lässt die erste Kontaktaufnahme klugerweise aus und überrascht den unwissenden Zuschauer in den ersten Minuten sehr). Es geht eher um die Leidenschaft, die man aufbringen kann und will und wie sehr die Leute Zugehörigkeit und Liebe suchen. Jeder der Charaktere ist in einer Hinsicht gebrochen oder allein, selbst unsere zwei Journalisten, die nach und nach Maggies Einfluss merken.
‘Sound of my Voice’ ist ein fesselnder und spannender Low-Budget Sci-Fi-Film, der nachdenklich macht. Spät im im dritten Akt fügt sich alles zusammen und es macht auch Sinn, je nachdem für welche Seite man sich entscheidet. Es gibt gute Argumente auf beiden Seiten und genau deshalb wird man über den Film in den kommenden Jahren noch oft reden und ihn als Beispiel dafür nennen, wie Filme ein gutes Mysterium verkaufen. Seine Welt ist nicht schwarz und weiß, sondern verwirrend, undurchsichtig, subtil, nervenaufreibend und unheimlich.