Vereinigte Staaten 2012
Regie: Jonathan Dayton & Valerie Faris
Drehbuch: Zoe Kazan
Darsteller: Paul Dano, Zoe Kazan, Chris Messina, Antonio Banderas, Annette Bening
Länge: 104 Minuten
Rating:
“She’s complicated, that’s what I like best about her.”
Sechs Jahre ist es her, dass uns Jonathan Dayton und Valerie Faris mit ihrem fulminanten Regie-Debut ‘Little Miss Sunshine’ verzauberten. Doch dann kam lange nichts. Nun melden sie sich mit ‘Ruby Sparks’ zurück, einem Film über den Autor Calvin Weir-Fields. Calvin ist Ende zwanzig und hat erst einen Roman geschrieben. Doch dieser, zehn Jahre alte Roman hat die Literaturwelt verblüfft wie nie zuvor. Calvin ist ein Wunderkind und lebt mit seinem Hund in einer schönen Villa im Valley. Doch ihn plagt eine Schreibblockade und eine Freundin hatte er seit dem schmerzhaften Ende seiner letzten Beziehung auch nicht mehr. In seinen Träumen begegnet ihm eine Figur, über die ihn sein Therapeut zu schreiben zwingt. Daraus formt sich Ruby, das rothaarige Manic Pixie Dream Girl, das eines morgens einfach in seiner küch steht und ihn von seinen sich nun wieder problemlos füllenden Seiten in sein wahres Leben katapultiert. Doch Calvin verliert nicht den Verstand, sein Bruder und seine Familie können Ruby sehen.
Alles ist schön, Ruby bringt sein Leben wieder auf Trab, die beiden haben jede Menge Spaß, doch dann kommt wie in jeder Beziehung die Routine. Dazu ist Calvin sich Rubys Liebe ungewiss. Er fällt wieder in alte Muster und versucht seine Kreation zu perfektionieren. Er schreibt etwas in sein Manuskript und Ruby folgt, doch stets im Extremen. “Ruby ist gut gelaunt.” Ruby wird ihm zu gut gelaunt. “Ruby ist treu.” Ruby wird zu anhänglich. “Ruby ist ruhiger.” Ruby wird depressiv. Zoe Kazans Drehbuch ist eine wunderschöne Allegorie an die Versuche den Partner zu perfektionieren und ihn nicht als den Menschen zu respektieren, der er ist. Ständig wird der Idee des Menschen nachgerannt und nicht der einzelne Mensch für das anerkannt, was er ist, mit all seinen Fehlern und Problemen.
Es kommt wie es kommen muss: Calvin verliert Ruby. Aber nicht bevor er ihr auf traurige und herzzerbrechendeweise sein Geheimnis offenbart und Ruby quasi quält, ihr neue Zeilen schreibt und abstruse Handlungen vornehmen lässt, bis sie endlich begreift und geht. Calvin ist am Boden zerstört, findet aber nun den Mut seinen Roman zu Ende zu schreiben. Er hat wieder kommerziellen und kritischen Erfolg, doch das erfüllt ihn wieder nicht. Er ist immer noch mies drauf, vermisst Ruby, bis er sie eines Tages im gleichen Park findet, wo er sie bereits schon einmal traf. Sie scheint sie nicht an ihn zu erinnern – oder es ist eine komplett neue Ruby?
Von allen Möglichkeiten ist keine die Beste. Calvin ist als Charakter nicht gewachsen, hat nichts gelernt und wird am Ende sogar noch im Beruf und in der Liebe belohnt. Zoe Kazans interessante Demontierung des Manic Pixie Dream Girls in den vorherigen 100 Minuten wirkt dadurch im Vergleich nicht mehr viel. Doch obgleich das Ende einen bitteren Geschmack im Mund zurücklässt, zerstört es nicht die wunderbar quirkigen Momente zuvor. Insbesondere die Szenen im Big Sur National Park bei Calvins Eltern, gespielt von Annette Bening und dem hier großartigen Hippie-Künstler Antonio Bandera, sind herrlich schön. Die Chemie zwischen Kazan und Dano stimmt – wie könnte es auch anders sein, sind die Beiden doch auch im wahren Leben ein Paar. Ihnen beim Spiel zuzuschauen ist ein wahres Vergnügen und ihre Charaktere sind interessant und lassen ‘Ruby Sparks’ zu einem der schönsten Liebesfilme des Jahres werden, der einen zum Denken anregt.