'The Raid: Redemption' Review - PewPewPew - PewPewPew

‘The Raid: Redemption’ Review

05 Jul, 2012 · Sascha · Film,Review

Indonesien 2011
Regie: Gareth Evans
Drehbuch: Gareth Evnas
Darsteller: Iko Uwais, Joe Taslim, Donnie Alamsyah
Länge: 101 Minuten
FSK: 18
Rating: ★★★☆☆

Hochhäuser waren schon immer attraktiv für Filmemacher. Sie sind auf Grund ihrer Architektur sowohl visuell ästhetisch als auch handlungstechnisch eingrenzend und regen daher zur Inspiration an. King Kongs Flucht ist nicht nur auf Grund seiner visueller Intensität filmhistorisch prägend, sondern besticht vor allem durch sein dramaturgisches Todesurteil für die Hauptfigur. Auch John McClane wusste bereits wie interessant Hochhäuser im Film sein können. Mit ‘Dredd’ wird nächstes Jahr auch das Remake des Science-Fiction-Klassikers der Richter und Henker seinen Weg in ein Hochhaus finden und mit dem Indie-Hit ‘Attack the Block’ fanden die Betonmeiler sogar ihren Weg in die Filmtitel. Schwer wird es vor allem das Remake ‘Dredd’ haben, das sich sowohl visuell als handlungsspezifisch ungewollt (Das Drehbuch war lange vor dem Release von ‘The Raid’ fertig) nahe am indonesischen Martial-Arts-Hit ‘The Raid’ vergleichen lassen muss, der alle Register des Genre zieht und sich mit voller Kraft in die Herzen von Martial-Arts-Fans kämpft.

Wir werden unserem Helden vorgestellt: Rama ist ein Rekrut bei der Polizei. Am Morgen rezitiert er den Koran, durchgeht höllische Fitnessübungen und verabschiedet sich von seiner schwangeren Frau mit einem Kuss. Das war’s. Entweder du drückst ihm jetzt die Daumen, die nächsten 100 Minuten zu überleben oder nicht – mehr Charakterisierung nimmt zu viel Zeit weg von der Action. Und von der gibt es zu Genüge. In einem Van informiert der Polizeichef seine Truppe über einen Boss des kriminellen Untergrunds, der ein Hochhaus besetzt hält. Es wird ein schwieriger Job, der Kerl hat das Haus bereits gegen andere Gangs erfolgreich verteidigt. Im Haus gewährt er Mitgliedern und Junkies kostenfrei Unterkunft. Daher muss es jetzt geräumt werdne. Ein Redshirt hinterfragt die Anweisungen: Wieso heute? Und warum überhaupt? Egal, es gibt keine Antworten, denn Regisseur Gareth Evans möchte Action und Action soll es geben. Die Reizbefriedigung heiligt alle Plotlöcher.

Wir erfahren nie in welchem Land wir uns befinden. Wir können annehmen, dass es Indonesien ist, da der Film dort produziert wurde und alle Schauspieler einen südasiatischen Look haben, aber wirklich wissen werden wir es nicht und es spielt auch keine Rolle. Rama wird uns am Anfang als Muslim vorgestellt, doch es wird nicht weiter verfolgt. Weder betet er in kritischen Momenten, wie zum Beispiel als er fährt, dass seine Mission nicht autorisiert ist und Hoffnung auf Verstärkung sinnlos ist, zu Allah, noch hat es irgendeinen tieferen Sinn bezüglich seines Charakters. Alles in dieser Hinsicht wirkt billigt, hier wurde gespart. Bewusst. Wo jedoch nicht gespart wurde, sind die Kampfszenen. Während sich das Polizeiteam Stockwerk für Stockwerk hochkämpft, werden tausende Kugeln verschossen, literweise Blut vergossen und jede Menge Kriminelle getötet. Alles ist einfach, alles ist stumpf – und trotzdem ist ‘The Raid’ ein guter Film.

Filme wie dieser brauchen nämlich keine wirkliche Geschichte. Hier sind die Bösen, das sind die Guten, sie kämpfen, habe Spaß oder geh aus dem Kino, was übrigens viele auf Grund der intensiven und realen Gewaltdarstellung bei der Sneak Preview taten. Ein US-Kollege beschrieb den Film perfekt als er sagte, dass ‘The Raid’ eine aus der Bahn geworfene Achterbahnfahrt ist. Rama ist kein Charakter, ist ein Vehikel, der uns durch das Chaos und die Action führt. Und die Action hört für die gesamte Laufzeit von 101 Minuten kaum auf. Regisseur Evans und die beiden Hauptdarsteller haben Kämpfe choreographiert, die über mehrere Minuten andauern, oftmals durch 30 oder mehr sekundenlange Long-Takes an Intensität nicht zu erhöhen sind. Nach jedem Kampf ging ein aufatmendes “Uhhh” durch die Reihen. In diesen Pausen ist der basslastige Score zu spüren, der während der Kämpfe für den Realismus in den Hintergrund tritt. Mike Shinoda von Linkin Park ist für diesen verantwortlich; kein Werk an das man sich erinnern wird, aber während des Films unterstützt seine musikalische Untermalung die dramaturgischen Momente und füllt die Atempausen bestens.

‘The Raid’ ist ein No-Brainer der guten Sorte. Es geht weder um die Charaktere, noch um die Geschichte, deren Plottwist, oder das Motiv dahinter, mir nicht wirklich klar ist. Dennoch findet der Film bei Genre-Fans sein Publikum. Wer auf harte, intensive Actionfilme steht, die weder vor realistischer Gewaltdarstellung noch hyperstilisierten Martial-Arts-Kämpfen zurückschrecken, wird die Achterbahn seines Kinosommers erleben. Einzig allein der Untertitel “Redemption” erschließt sich mich nicht. Erlösung erfahren keine der Charaktere, dafür die Zuschauer, wenn sie am Ende der Fahrt aussteigen dürfen.