Disney killt die Star Wars Episode - PewPewPew - PewPewPew

Disney killt die Star Wars Episode

13 Dec, 2017 · Sascha · Film

Wenn in der Vergangenheit ein Star Wars Film endete, erschienen im Anschluss Geschichten in anderen Medien, die mehr von den Reisen der Helden erzählten. Bereits 1978 erschien der erste Expanded Universe Roman Splinter of the Mind’s Eye von Alan Dean Foster. Auch das Holiday Special, dessen Kanon-Status sowie Mehrwert Thema häufiger Diskussionen war, erschien im gleichen Jahr. Von 1977 bis 1986 veröffentliche Marvel Star Wars Comics. Bereits während die alte Trilogie in den Kinos lief, wurden Büchertrilogien über Han Solo und Lando Calrissian veröffentlicht. Später, während der Prequel Trilogie, wurde das Cross-Media-Storytelling zum Standard. Tartakovskys Clone Wars verband Episode II mit Episode III. Jugendbuchromane gaben Einblicke in die Trainingsjahre von Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi als Padawan.

Viele Bücher und Comics verbanden die Filme miteinander. Manchmal auch Videospiele. Nichts musste gelesen werden, um die Filme zu verstehen oder zu genießen. Aber durch die Erzählungen entstand das Gefühl eines erweiterten Universums. Unterstützt durch die großen Zeitspannen von 13 bzw. 4 Jahren, die die Trilogien abdecken, konnten Lücken gefüllt und weitere Abenteuer erzählt werden. Als Gesamtprodukt konnte George Lucas auf ein immenses Universum blicken, vorangetrieben durch die Kinofilme, die zwar narrativ zusammenhängen und aufeinander aufbauen, aber nicht chronologisch aufeinander folgen. Star Wars Episoden wurden somit zum Einblick in ein riesiges Universum. Die Episoden fokussierten sich auf die wichtigsten Momente der Skywalker-Familie, die den Lauf der Galaxis wesentlich mitbestimmten.

Die neue Star Wars Trilogie unter der Führung von Disney tut dies nicht mehr. Ja, es erscheinen auch weiterhin Bücher und Comics und kürzlich sogar auch wieder Videospiele, aber sie sind trotz ihrer extrem bewussten Verknüpfung nur minimal mit den Filmen verknüpft und spielen viele Jahre vor den neuen Filmen. Luke findet in Battlefront II einen Kompass und im Comic Shattered Empire zwei Machtbäume (Ja, wirklich.), die eventuell in The Last Jedi ins Spiel kommen werden. Doch noch weiß ich von nichts, da ich den Film nicht gesehen habe. Was jedoch bereits jetzt schon feststeht, ist, dass Episode VIII den neuen Schritt wagt und keinen Zeitsprung zwischen die Episoden baut. Damit verkommt die Episode eben nur zum sehr direkten Sequel.

Dies ist eine Konsequenz von Disneys fehlender Vision für diese Trilogie. Weder Abrams, noch Kennedy oder Lawrence Kasdan scheinen eine Idee davon zu haben, was mit Luke Skywalker zu tun ist. Also vermischen sie zwei Filme, die Suche nach Luke Sykwalker und die um den Kampf der Resistance gegen die First Order, die zusammen nicht funktionieren. Alleiniger Synergieeffekt: Die Auflösung um Luke Skywalker wird ein paar Jahre verschoben, jemand anderes soll ich darum kümmern. Das ist schwach. Selbst Mark Hamill wusste nicht, was von ihm in den finalen Momenten des Films als Schauspieler verlangt wurde. Er hat mehrfach betont, dass er unzufrieden mit der stiefmütterlichen Behandlung von Luke als Figur ist. Direkte Anfragen bei JJ Abrams, was seine Figur denkt und fühlt und durchgemacht hat, blieben unbeantwortet. Selbst Rian Johnson musste am Ende des Drehs einspringen, um seine persönliche Vision durchzusetzen; er bat Abrams um eine Änderung des finalen Moments.

Ist das jetzt alles so schlimm? Die Frage wird erst The Last Jedi vollends beantworten können. Es ist sicherlich ein Experiment. Was wird zum Beispiel im Title Scrawl stehen? Der Inhalt von The Force Awakens? Gibt es endlich mehr Informationen darüber, wie die Neue Republik auf die Zerstörung des Hosnian Prime Systems reagierte? Und wie wird nun alles fortgeführt? Gibt es Zeitsprünge innerhalb des Films? Wird die Erzählung einfach mehrere Monate abdecken – wie Empire das mühelos tut? 

Viele Fragen, die für zwei Jahre unbeantwortet blieben. Und genau das war das Ziel. Das Ende sollte vage sein und Cliffhanger sind nichts Neues, aber die Geschichte war nicht beendet. Selbst in Empire, als die Figuren am Ende getrennte Wege gehen, sind die einzelnen emotional arcs der Figuren abgeschlossen. Eben dieses bewusste Ausbleiben einer emotionalen Befriedigung am Ende, unterstützt durch den dramatischen Kameraschwenk, der uns verdeutlichen soll, wie sehr die Geschichte noch in Bewegung ist, soll am Ende nur eins generieren: Diskussionen. Diskussionen, Debatten, Klicks und viel Online-Content. Star Wars soll trenden, die Gespräche sollen nie abebben. Disney weiß natürlich, wie wichtig das ist und wie sehr sich das finanziell auszahlt. Niemand diskutiert über Marvel-Filme. Aber jeder diskutiert darüber, wer in kommenden Marvel-Filmen auftauchen könnte, wie sie miteinander verbunden sein könnten und welche besondere Hintergrundgeschichte Figur X oder Y hat. Das wird uns bei Star Wars nun ebenfalls aufgezwungen.

Wenn Luke Sykwalker zu Beginn von Return of the Jedi in Jabbas Palast einmarschiert, ist er ein Badass-Jedi-Ritter, der einen Rancor besiegt und später einen Großteil des gesamten Hutt-Clans fast im Alleingang auslöscht. Der weinerliche Junge aus Episode V ist einem erwachsenen Mann gewichen, der sein Schicksal akzeptiert hat. Luke Skywalker ist gereift und gewachsen als Figur. Das ist eine Konsequenz seiner Erfahrungen in Episode V. Aber seine ebenfalls reifenden Abenteuer zwischen den Filmen wurden in anderen Medien genauer erzählt.

Wenn The Last Jedi beginnt, hat Rey Luke gerade sein verschollenes Lichtschwert übergeben. So viel ist bereits bekannt. Seit Wochen gibt es Clickbait-Artikel über Lukes ersten Worte. Wenn er den Satz beenden wird, werde ich mich nicht fragen, wie sich Rey verwandelt hat. Die Abrams’sche Mystery-Box betrifft nicht nur das Marketing der Filme oder den Aufbau der Story, sondern auch das Expanded Universe. Kein Comic, kein Videospiel und kein Roman erschien bisher, der die Geschichte der Figuren weitererzählt. Das bleibt den Filmen überlassen. So manchen freut das vielleicht, aber es gibt einen Mittelweg, der jahrelang funktioniert hat. Ohne diese lückenhaften Einblicke in das Universum zerstört Disney den ursprünglichen Sinn der Star Wars Episode und das Universum kleiner. Die Saga wird zur Serie.