Das iPhone und ich - PewPewPew - PewPewPew

Das iPhone und ich

21 Jan, 2012 · Sascha · Personal

Vor ein paar Wochen klingelte es und ich huschte im Morgenmantel zur Tür, um einem verregneten Postboten der DHL die Tür zu öffnen, der mir ein Päckchen in die Hand drückte. Verdutzt öffnete ich es und siehe da, es war mein iPhone 4S, das eigentlich erst zwei bis drei Wochen später hätte ankommen sollen. Freudig photographierte ich es um meinen Facebook-Freunden mitzuteilen: Schaut, ich habe konsumiert.

Zu meiner Überraschung bekam ich unnötige Kommentare, die mich ehrlich gesagt ein wenig trübten. Ich sehe mich nicht als Apple Fanboy, ich bin kein Missionar Steve Jobs’, der anderen ein Produkt aufzwingt, nein, ich war iPhone-Nutzer erster Stunde, weil mich das Produkt einfach überzeugte und das hat sich bis heute nicht verändert. Wer eins will, gut. Wer keins will, auch gut.

Ich war nie ein großer Fan von Handys. Nicht im Sinne von der Benutzung, die ja unwiderlegbar menschliche Kommunikation revolutionierte, sondern im Sinne von neuen Modellen. Ganz im Gegensatz zu meinem Onkel, der alle paar Monate das neueste Nokia, Siemens oder Motorola hatte und mir stets seine “alten” Modelle andrehen wollte, was ich ablehnte, denn ich war zufrieden mit dem was ich hatte.

Ich besaß mein ganzes Leben lang nur ein Handy: das Nokia 3310. Ich war zufrieden. Klein, handlich, schlichtes Design und es hatte Snake (ganz wichtig!). Und ich war nicht der Einzige. Das Nokia 3310 war damals das meist verkaufteste Handy auf der Welt und jeder Zweite auf dem Schulhof hatte eins. Es war das iPhone 2000.

Ich hatte auch nie das Bedürfnis nach einem neuen Handy. Ich konnte SMS schreiben, Anrufe tätigen und ein paar Spiele hatte ich auch. Mehr war nicht nötig. Bis zum Juni 2007, als Apple sein iPhone vorstellte und nach der Computer- und der Musik- auch noch die Handybranche revolutionieren sollte. Es sah nicht nur wunderschön aus, sondern war geradezu außerirdisch. Keine Tasten? Das ist doch verrückt! Ein Riegel wird zur Seite geschoben – intuitiv. Und das Internet – das richtige, nicht komprimierte Internet – in meiner Hosentasche! Dazu ein iPod und eine sehr intuitive Bedienung. Es war um mich geschehen. Ich wollte es haben. Nach ausgiebigen Recherchen war die Zeit reif. Ciao Nokia, hallo iPhone.

Macht mich das zu einem Fanboy? Was ist denn eigentlich ein Fanboy? Sind Fanboys markengebundene Nerds? Mein Lieblingsautor John Green sagte einmal, dass Nerds eigentlich gar nicht so schlimm sind, denn was sie ausmacht, ist Freude: “nerds like us are allowed to be unironically enthusiastic about stuff… Nerds are allowed to love stuff, like jump-up-and-down-in-the-chair-can’t-control-yourself love it. […] When people call people nerds, mostly what they’re saying is ‘you like stuff.’ Which is just not a good insult at all. Like, ‘you are too enthusiastic about the miracle of human consciousness’.”

Es gibt also einen fundamentalen Unterschied zwischen etwas unreflektiert als die Parusie Christis zu proklamieren und ein Produkt mögen, weil man es toll findet – aus Gründen.

Natürlich kann man jetzt angeblich bessere Alternativen anbieten. Ich habe nicht genug Finger um die Male aufzuzeigen, wo mir Freunde Testergebnisse zu anderen Smartphones in so genannten Fachzeitschriften unter die Nase hielten, bei denen das iPhone nie Platz 1 erreichen konnte. Zu geschlossenes System, dazu iTunes-Bindung und keine “Erwachseneninhalte” (read: pr0n).

Aber gerade das liebe ich am iPhone. Ich benutze gerne iTunes. Ich kaufe gerne Musik. Und selbst wenn nicht, kann man Musik inzwischen durch iTunes Match ganz leicht (vorher war es auch nicht wirklich schwer) importieren. Dazu iOS, das ich liebe. Wenn ich eine App installiere, kann ich intuitiv navigieren. Nie ist eine App völlig neu. Kennt man eine, kennt man fast alle. Das spielt jetzt für mich keine so große Rolle, aber gerade für die älteren Generationen, für die in meinen Augen besonders das iPad als gute Annäherung ans Minimalweb bietet. Und wer Pornos auf seinem Handy schauen will, hat sowieso größere Probleme als sich hier jetzt mit meiner Meinung rumzuschlagen.

Abschließend festgestellt: Ich bin kein Fanboy. Ich kaufte mir ein Produkt, das mir gefiel und es gefällt mir bis heute. Klar, Produktbindung, etc., aber ganz ehrlich: Welchen negativen Effekt hat das auf mich, wenn mir das Produkt weiterhin gefällt, wenn es keine Probleme gibt und wenn es mir schon dutzende Male im Alltag in Notlagen half? Keinen. Ich mag mein iPhone. Ich liebe es vielleicht sogar; aber ich bin nicht blind vor Liebe. Jede gute Beziehung kann kaputt gehen, aber bisher ist das iPhone sehr treu und loyal.