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Ich habe mir erst noch beim Autofahren vor wenigen Tagen gedacht, als “Dark Side of the Gym” zum hundersten Mal durch meiner Spotify-App lief, dass man aus dieser schwelenden Ballade doch eigentlich ein schönes Musikvideo machen könnte. Magische Kräfte habe ich noch nicht, aber das ist doch mal ein Zufall: The National haben einen romantischen Tanz filmen lassen, ohne Zwischentöne und Schnickschnack. Die reduzierte Aufmachung in Verbindung mit den liebevollen und schwungvollen Bewegungen ist eine tolle Kombination. Die Rechnung geht auf.

Ich hatte jedoch eine etwas dunklere Version des Videos im Kopf. Der oft wiederholte Vers “I’ll keep you in love with me for a while” hatte für mich immer etwas Dunkles. Im besten Fall handelt es sich um eine Selbsterkenntnis, dass Liebe im Leben des Sängers auf Grund der eigenen charakterlichen Verfehlungen nie von Dauer ist. Im schlimmsten Fall handelt es sich um eine Art moderne Version von Falcos “Jeanny”, bei der, an den vielen Wiederholungen erkennbar, Zwang im Spiel sein muss.

Stattdessen entschied sich die Band für die ganz buchstäbliche Umsetzung. Passt für mich auch.

Inszeniert wurde das Video von Ballett-Boy-Wonder Justin Peck, der bereits mit einem Tanz durch die New Yorker U-Bahn entzückte und ein Freund von The National Gitarrist Bryce Dessner. Zusammen hatten die beiden Künstler zuvor bereits ein Märchen von Hans Christian Andersen für die Bühne adaptiert. Nun bewegt sich Peck zusammen mit einer häufigen Tanzpartnerin Patricia Delgado inmitten von Ballons zu dem besten Titel der zweiten Hälfte des Albums.

Sleep Well Beast fängt für mich grandios an. Ein Knallersong nach dem anderen, aber spätestens am “Turtleneck” gibt es einen tonalen Bruch, von dem sich das Album erst allmählich erholt. “Dark Side of the Gym” ist dabei für mich das Highlight, Berningers Bariton passt perfekt zu den Lyrics und die Musik lässt einen schwelgen, weshalb das Ballett ein wirklich guter Einfall war. Besonders die Glitch-Experimente am Ende, die dann in ein orchestrales Arrangement übergehen, begeistern mich nach wie vor.