11 Feb, 2014 · Sascha · Alles sonst so · Comments
Mit Tränen in den Augen blicke ich noch auf meinen letzten Besuch im ArcLight zurück. Obiges Bild stammt nämlich von meinem letzten Besuch und – ja – das ist wirklich aus einem Kino. Ich weiß nicht, ob es in den Kinos der Hauptstadt oder den sonstigen Großstädten besser oder ähnlich aussieht, aber für einen Saarländer wie mich sind diese qualitativen Umstände lediglich in den feinen Arthousekinos in Luxemburg aufzufinden; und selbst dort nicht wirklich in dieser großartigen Ausstattung und Bequemlichkeit, die ein deutliches Gespür für Ästhetik und die Persönlichkeit der Kinobesucher widerspiegeln.
Ich tendiere immer weniger ins Kino zu gehen und baue mir stattdessen mein Heimkino aus. Klar, kann man beides parallel betreiben, aber die Tendenz ist in letzter Zeit stärker dem eigenen Heim zugeordnet. Auf der einen Seite lamentiere ich diesen Gemütswechsel meinerseits, kann doch nichts eine wirkliche Kinoerfahrung ersetzen und Filme gehören für eine Erstsichtung einfach ins Kino. Auf der anderen Seite werden die Möglichkeiten der Ausgestaltung des idealen Heimkinos auch für den normalen Kinogänger immer erschwinglicher und die Qualität steigt stetig weiter. Streamingangebote wie iTunes, deutsche Veröffentlichungspolitiken und ein verbessertes Heimkino lassen auch mich in den letzten Tagen zweifeln: Lieber ins Kino schleppen und womöglich von den Umständen enttäuscht werden, oder qualitativ ein wenig einbüßen und die Konditionen drum herum selbst stellen? Dass ich mir für den Preis des Kinotickets den Film bei iTunes kaufen und immer wieder gucken kann, vereinfacht meine Entscheidung, jedoch nicht mein Dilemma. Eigentlich will ich ja ins Kino.
Mein Dilemma teile ich aber anscheinend mit sehr vielen anderen Kinogängern. Gerade zeigt eine neue Umfrage, dass rund 70% der jungen Filmfreunde ihr Hobby lieber zu Hause genießen. Mit steigendem Alter steigt auch diese Prozentzahl steil an. Lediglich ein Drittel der Kinogänger zwischen 16 und 29 geht noch ins Kino. Nun bleibt die komplette Apokalypse jedoch aus: Nur grob jeder zweite schaut Filme auf seinem Tablet, auf Mobiltelefonen konsumiert so gut wie niemand seinen Film. David Lynch darf erleichtert aufatmen.
Dennoch belegen diese Zahlen einen deutigen Trend. Nun müssen die Kinos nicht Millionen in ihre Ausstattung investieren. Viele kleine Kinos können sich das überhaupt nicht leisten und tun bereits alles, was sie können und bieten ein deutliches Komfort an. Meine Kritik richtet sich eher an die Multiplex-Kinos der Nationa, die scheinbar nicht den Spagat zwischen großem Angebot und großer Kinoerfahrung, so wie das ArcLight schaffen. Dabei verlange nicht einmal viel. Oftmals scheitert es bereits an der schlichten Reinlichkeit.
Ich will auch gar kein großes Manifest hier aufziehen. Ich wollte den Gedanken nur mal festhalten, dass ich in letzter Zeit mich gar nicht mehr so sehr aufs Kino freue wie früher. Das variiert natürlich von Film zu Film und von Kino zu Kino, aber immer wieder erwische ich mich bei dem Gedanken, dass ich eigentlich viel lieber im ArcLight sitzen würde als daheim oder in einem deutschen Kino.