Penn & Teller sind in Deutschland weniger bekannt, leider vor allem auch ihre geniale Show “Bullshit!“. In ihrer neuesten Episode dreht es sich um die Killerspieldiskussion, nur halt in Amerika. Dort geht es ebenfalls um das Verhindern von Schulmassakern wie in Columbine und vor allem um den Erhalt des guten, amerikanischen Wertesystems.
In dieser Folge wird das Ganze auf’s Korn genommen. So wird der selbst ernannte “Schlimmste Traum der Videospieleindustrie” Jack Thompson, der Grand Theft Auto mit Polio vergleicht, nach Strich und Faden demontiert, ein ziemlich alter Geek auf einer Konvention begleitet und ein 9-Jähriger darf mit einer Waffe schießen. Zusammenfassend, es ist ziemlich lustig. Nach all den sarkastischen und ironischen Kommentaren jedoch, konfrontieren auch Penn & Teller in einem bewegenden Monolog den letzten Kritiker mit der traurigen Wahrheit. Prädikat: Sehenswert.
In Zeiten in denen man in World of Warcraft die Liebe findet und sogar Casual Gamer die Liebe entdecken, habe ich mir letztens „Fallout 3″ von einem Freund ausgeliehen, weil ich einfach ‘ne knallharte Sau bin. Wenn theoretisch Chuck Norris und Bruce Willis ein Baby machen könnten und wenn gleichzeitig Steven Seagal und Jackie Chan ein Kind zeugen könnten, und sollten aus irgendeinen Willen des Universums diese beiden Kinder sich treffen und Liebe machen, käme ich raus – so knallhart bin ich. Dann spiele ich also dieses Spiel, welches alles besitzt, was eine postapokalyptische Welt braucht: Nutten, Waffen, Zombies und… MEHR ZOMBIES. „Fallout 3″ zieht mich praktisch magisch in seinen Bann. Wann immer ich auch etwas erblicke, was auch nur im Ansatz mit Atombomben oder dem Ende der Welt zu tun hat – you can count me in! Irgendwo bin ich ein Teil dieser riesigen Gruppierung von Menschen, die einfach eine Affinität zum Untergang der Welt hat. Nein, nicht so wirklich in echt, aber in Spielen und Filmen! Nur mal, um dieses Argument zu stützen eine Liste der Blockbuster, die dieses Jahr erscheinen in denen es um das Ende der Welt geht: Watchmen, Terminator: Salvation, Transformers 2, Knowing. Man könnte sagen, dass der Weltuntergang ziemlich viele Freunde auf facebook haben würde, sollte er sich dazu entscheiden sich dort anzumelden, was er nicht tut, weil er raffiniert ist.
Das Armageddon hat dazu diesen Aspekt des Neustarts. Plötzlich ist das Informatikstudium nutzlos und Fähigkeiten, wie der Umgang mit Waffen oder das Jagen von Tieren treten in den Vordergrund. Gut, das können viele der Facebookfriends dann auch nicht, aber bestimmt psychologisch sind diese ihren Mitmenschen um einiges voraus, sollten sie sich einer Dosis Games oder Filme mit dem Thema zugefügt haben. Wer also schon indirekt mit einer „Friss oder Stirb”-Situation konfrontriert wurde, wird dann bei realen Kämpfen gegen Zombies eine geringere Scham haben, ein wenig Gehirn der Umgebung vorzustellen. Und das trainiert man doch in gewisser Weise vor allem in Videospielen.
Beispiel: Left 4 Dead. Da kommt ein Zombie auf einen zu und man weiß: Entweder schieß ich jetzt und schaffe es nachher zu Zoey ins Safehouse (mit Hintergedanken) oder ich werde hier von Horden von Zombies getötet. Also scheinen Computerspiele mit Gewaltinhalt einiges zu bieten, vor allem in der Hinsicht der Bildung und der psychologischen Assimilation an Extremsituationen.
Denn lernen tut der aufmerksame Leser/Zuschauer/Gamer immer etwas. Und da wir ja alle wissen, dass das Armageddon bald in Form von einem Meteoriten, Zombies oder Aliens kommt, können wir uns prima darauf vorbereiten. Kauft euch Left 4 Dead und ich wette mit euch der natürliche Reflex zuerst die Frau zu retten, in der Hoffnung, dass sie danach für ihren Retter die Beine öffnet, wird verschwinden und ihr werdet den alten Vietnamveteran retten, denn der ist eine wirklich Unterstützung im Kampf gegen die Biester und selbst Bill kann… nein.. nein… nein, kann er nicht….rettet doch Zoey!
Fallout 3 hingegen ist eindeutig die beste Quelle für ein Überleben in einer nach dem Atomkrieg sozial degradierten Gesellschaft. Man lernt, dass man immer Munition horten muss, nur sauberes Wasser trinken sollte und jeder Depp etwas von einem will und man immer helfen muss meh, obwohl eigentlich alles in dieser Welt schreit: “Vertraue keinem!”. Weiterhin soll man die Innenstädte meiden und kein verseuchtes Essen zu sich nehmen. Auch sollte man Zuflucht in Städten wie dem umfunktionierten Flugzeugträger finden, sodass man nicht wie manche Sklaven endet, welche auf euch zulaufen in der Hoffnung, man kann ihnen helfen, und etwa 10 Meter vor euch explodieren.
Es sieht so aus als ob Beckstein und andere Kritiker am Ende alle verstummen werden und in den letzten Tagen der Zivilisation massiv Killerspiele promoten werden. Denn diese steigern ja das Gewaltpotential, degradieren moralische Wertvorstellung auf “Gut und Böse” und vermitteln einfache Weltanschauungen. Der perfekte Soldat – oder der heutige Durchschnittsamerikaner. Was für eine tolle Vorstellung. Filme wie “The Day After” oder 28 Days Later laufen im Kino ohne Alterbeschränkung, damit auch jedes Kind direkt lernt, dass man die Arschlöcher am besten direkt aussortiert um sich weiteren Ärger zu ersparen. Jeder Haushalt erhält eine kostenlose Ausgabe von Max Brooks’ fantastischen Zombie Survival Guide, den wirklich jeder bereits jetzt schon im Haus haben sollte und als “echte Investition in die eigene Zukunft” beschrieben wird. Dort kann man einiges nachlesen und sich rüsten. Die beste Waffe braucht keine Kugeln!
Jetzt gibt es schon so tolle Quellen, jedoch scheint die beste immerhin noch das Internet. Denn wo sonst findet man wirklich interessante als auch wichtige Informationen neben LOLcats und Rick Astley? Richtig, nirgends! Und weil da soviel Mist drin steht, bedeutet das primär: Selektion. Sollte man korrekt recherchieren finden sich bei Google direkt sehr gute Links, doch wenn es hart auf hart kommt, dann brauch man kein 501-seitiges „How to survive a nuclear war“-Buch (und ja, das habe ich gelesen. Nein, das ist kein Witz. Wenn du mich rennen siehst, bleib dicht hinter mir!), sondern harte, aktuelle und solide Fakten, kurz auf den Punkt gebracht wie dieses überaus aktuelle und informative Video der US Civil Defense Administration:
Und wenn ihr nun alles fein befolgt habt, dann sind wir Nerds, Geeks, Gamer und einige wenige, meist durch uns geretteten weiblichen Wesen die letzten Überlebenden der Apokalypse und können eine Welt nach unseren Maßstäben neu aufbauen.
Eigentlich wollte ich jetzt die tolle Afterworld beschreiben, so ähnlich wie: “Katzen und Gaming – what a wonderful world”. Aber nein. Mein Kater hat es anscheinend lustig gefunden sich von ALL DEN VIELEN PLÄTZEN IM HAUS genau meinen Schreibtisch auszusuchen um sich zu erbrechen. Deshalb nur: “Gaming und Filme retten Leben!“.
Wie und wann die Apokalypse auch kommen mag, ich bin gerüstet und habe eine relativ gute Chance sie zu überleben, weil ich, reeft Norris-Willis-Seagal-Chan, einfach ‘ne knallharte Sau bin.
Vor einiger Zeit sorgte eine Studie namens „What they play“ für Aufregung, die auch mich zutiefst verärgert und ich deshalb darüber schreiben möchte. Die Studie befragte insgesamt 1.650 Eltern, was ihnen im Hinblick auf ihre Sprösslinge Ängste bereitet. Ob die 1.650 befragten Eltern überhaupt repräsentativ sind, das sei einmal dahin gestellt, aber ich gehe einfach aufgrund der vorliegenden Daten aus, dass sie es sind. Natürlich kamen die Klassiker – pauschal gesagt: Kiffen, saufen, zu früh f*****. Ich bin erschüttert. Was bemerkenswert ist, ist nicht, dass das Thema Killerspiele überhaupt als Bedrohung der Kinder genannt wurde, sondern in seinem Verhältnis zu den anderen Themen. So ist ganz klar auf Platz 1 der illegale Marihuana-Konsum – ungefähr die Hälfte gab das an.
Okay, damit kann ich leben. Dann wären da allerdings noch die Computerspiele mit Inhalt von Gewaltanwendung, 19% finden das als ernsthafte Bedrohung. Doch jetzt kommt es: Dagegen würden es nur 16% der Eltern als Gefahr sehen, wenn ihre Kinder Alkohol konsumieren und 14%, wenn sich ihre Kinder Filme mit pornographischem Inhalt ansehen. Überspitzt gesagt, anstatt ihre Kinder vor dem PC sitzen zu lassen, würden diese Eltern wahrscheinlich noch eher ihre Kinder zum Dorffest zum nächsten Rausch befördern, wonach sie später bei einem Freund den Schlümpfen im Fetisch-Hentai beim Poppen zugucken. Nun, das ist wirklich überspitzt. Dennoch zeigt diese Studie eine für uns Zocker komische Entwicklung. Zocken ist für uns etwas Normales, es ist im Leben integriert seit einiger Zeit und es schaffen auch fast alle, zumindest im FPS Bereich (ich lasse WoW bewusst außer Acht), ihr Leben normal weiter zu führen.
Was aber bewegt diese Eltern zu solch einem Abstimmungsverhalten? Es ist Angst. Der Mensch neigt dazu sich vor allem zu fürchten, was er nicht kennt. Licht an oder aus, kurz gefasst. Die meisten von uns und wahrscheinlich auch jeder Erwachsene hat Kontakt mit Alkohol gehabt und empfindet dies nicht als schlimm. Die meisten Eltern, deren Kinder inzwischen Teenager sind, dürften mit der Computerspielewelt nicht viel am Hut gehabt haben. Und jetzt sagt mir keiner, ein Commodore 64-Spiel wäre vergleichbar mit einem Call of Duty 4. Nein, das ist es nicht. Da die Eltern auch nur Desinteresse zeigen, wenn es sich um das Beschäftigen mit dem Spieleinhalt geht, wird dem 9-jährigen Kind GTA IV eben zu Weihnachten gekauft (weil an Weihnachten ja kein Streit sein darf) oder es wird dem Kind komplett verboten. Nur die wenigsten zeigen Geduld und Aufgeschlossenheit, sich mit den neuen Medien zu beschäftigen und wenn einmal, dann kann ich aus eigener Erfahrung nur über positive und überraschte Äußerungen berichten. Wie kann man das jetzt nun ändern? Unsere Generation hat keine Lobby – noch jedoch nicht.
Viele Communities, allen voran die ESL, setzen auf viel Aufklärungsarbeit. So war z.B. der Oberbürgermeister von Köln zu Gast bei den EPS Finals XII und äußerte sich ebenfalls überrascht über die „normalen“ Leuten. Was müssen diese Leute eigentlich vorher über uns gedacht haben? Nur weil zwei Menschen in Deutschland aufgrund ihrer verfehlten Sozialisation Amok laufen, und das in 30 Jahren Videospielgeschichte, ist das kein Grund für ein Verbot. Auch die Gesetze sind die schärfsten in Europa und bedürfen keiner Anpassung. Man kann nur hoffen, dass die Zeit vergeht und sich langsam die Zocker selbst zu Eltern entwickeln und das neue Medium Computerspiele in der Gesellschaft normal akzeptiert wird und auch in der Politik keinen Missfallen findet. Wobei Verantwortung ja so eine Sache ist… vielleicht schlummert in jedem von uns ein Spießer. Ich wäre nicht überrascht. Und ja, ich mag Katzen.