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Tja, dann hätten wir jetzt auch Agent Carter hinter uns. Zugegeben, ich wusste anfangs nicht genau, was ich davon denn jetzt halten sollte, dass man hier eine relativ kleine Nebenfigur nimmt und ihr eine eigene Serie widmet. Doch das Endprodukt hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Peggy Carter war in den Comics ursprünglich eine winzige Nebenfigur, deren Rolle gegenüber der Vorlage schon im ersten Captain-America-Film erheblich ausgebaut wurde.
Insbesondere dank Haley Atwell, die in dieser Rolle einfach unschlagbar ist, fand Peggy Carter im Publikum dann aber einen sehr großen Anklang. So groß, dass man ihr einen kurzen Auftritt in The Winter Soldier verpasste und auch in Agents of SHIELD war sie dann gleich zwei Mal zu sehen. Auch in Avengers: Age of Ultron und in Ant-Man steht sie auf der Castliste, was bedeuten dürfte, dass zumindest ein Teil der Geschichte per Flashback in der Vergangenheit erzählt wird.
Die Serie baut letztendlich den ebenfalls Agent Carter betitelten Kurzfilm (der auf den Iron-Man-3-BluRays enthalten war) aus und zeigt Peggy nach den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges als SSR-Agentin. Zumindest wäre sie das gerne, denn ihre männlichen Kollegen sehen sie nur als Sekretärin und Kaffeelieferantin. Die Macher der Serie haben kein Geheimnis daraus gemacht, dass Peggy Carter darin nicht nur gegen Bösewichte, sondern auch gegen den grassierenden Sexismus kämpft.
Fassen wir die Ereignisse der Serie kurz zusammen: Howard Stark, Vater des späteren Iron Man Tony Stark, hat eine Kammer, in der er seine „bad babies“ wegschließt. Dabei handelt es sich um Erfindungen, die zwar eigentlich für einen guten Zweck gedacht waren, allerdings eher das Gegenteil bewirken. In diese Kammer wird eingebrochen, Starks Erfindungen verschwinden und ein paar davon tauchen auf dem Schwarzmarkt auf.
Howard wird beschuldigt, dass er den Einbruch selbst inszeniert habe und muss flüchten. Peggy wird jedoch von Howard gebeten, dass sie die Sache ins Reine bringt, die „bad babies“ einsammelt. Als Helfer stellt er ihr seinen Butler, Edwin Jarvis (nach dem Tony Starks sehr nützliche KI benannt ist), zur Verfügung.
Das sieht zunächst danach aus, als würde es eine typische Monster-der-Woche-Sendung werden. Nicht die schlechteste Struktur, aber eben doch eine ausgelutschte und genau deshalb ist es gut, dass die Macher nicht in diese Falle tappen, sondern nur so tun, als folgten sie diesem Muster. Es zeigt sich jedoch, dass eine mysteriöse Geheimorganisation namens Leviathan hinter Howards Erfindungen her ist, vertreten wird sie von Agenten, denen die Stimmbänder entfernt worden sind. Die Kommunikation mit ihren Auftraggebern erfolgt mit einer Schreibmaschine, die offenbar über große Distanzen Nachrichten übermitteln kann.
Peggy arbeitet letztendlich als Doppelagentin, muss einerseits den Leviathan-Agenten zuvorkommen, sich andererseits aber auch gegenüber ihren SSR-Kollegen bedeckt halten, da diese davon überzeugt sind, dass Howard der Schuldige ist. Das gelingt ihr in gewissem Maße auch, doch ausgerechnet Daniel Sousa, der einzige im Büro, der sie unterstützt, kommt ihr allmählich auf die Schliche.
Der Wendepunkt kommt, als Peggy einen Code, der mit einer der Schreibmaschinen gesendet wurde, aus dem Russischen übersetzen und dann auch noch mit nur einem Anruf die legendären „Howling Commandos“ unter Führung von Dum Dum Dugan als Frontunterstützung liefern kann. Diese behandeln Peggy wie eine von ihnen, schließlich haben sie gemeinsam im Krieg gekämpft und wissen, dass Peggy sich vor keinem Mann zu verstecken braucht.
Der Außeneinsatz führt zu einer verlassenen Einrichtung, die von Marvel als Red Room, der Geburtsstätte der Black Widows bestätigt wurde. Dort wurden kleine Mädchen zu Killermaschinen und Undercover-Agenten ausgebildet – mit mehr als fragwürdigen Methoden. Eines dieser Mädchen greift die Truppe an, tötet zwei und entkommt. Im Keller treffen Peggy und Co. auf einen verwirrten Ingenieur und dessen Psychiater, doch der Ingenieur dreht durch und wird von seinem Freund erschossen. Im Kugelhagel erleidet dann Übermacho Jack Thompson eine Panikattacke und muss ausgerechnet von Peggy gerettet werden. Er beichtet ihr später, dass seine angebliche Kriegsheldengeschichte eine Lüge ist, die beständig an ihm nagt.
Der Doktor reist mit den SSR-Agenten zurück nach New York. SSR-Leiter Dooley hat inzwischen bei dem Besuch eines Nazi-Kommandanten im Nürnberger Gefängnis erfahren, dass es in der deutschen Stadt Finow ein Massaker gab, bei dem die beiden Leviathan-Agenten angeblich getötet wurden und dass der Ort kurz danach von Howard Stark besucht worden war.
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Im restlichen Verlauf der Serie werden dann alle Schleier gelüftet. Der Psychiater ist eigentlich Doktor Johann Fenoff, den Comic-Leser als den hypnotischen Superschurken Doktor Faustus kennen dürften. Peggys vermeintlich harmlose Nachbarin Dottie Underwood ist in Wahrheit eine Black Widow. Und auch Peggys eigene Scharade wird von Sousa geknackt, weshalb sie dann vor ihren eigenen Leuten fliehen muss, bis sie von Dottie mit einem Betäubungslippenstift ausgeknockt und dann eben doch gefangengenommen wird.
Fenhoff verschafft sich erst durch Agent Yauch nützliche Informationen und schmeichelt sich dann bei Chief Dooley ein. Für beide endet das leider tödlich, auch wenn Peggy und Jarvis Fenhoff (und Dottie) zwischenzeitlich auf die Schliche kommen können. Yauch wird in den Selbstmord getrieben und Dooley in eine von Starks unvollendeten, aber nicht weniger gefährlichen Erfindungen gesperrt – natürlich eine Art Rüstung als kleine Anspielung auf Iron Man. Bevor diese explodieren kann, springt Dooley aus dem Büro-Fenster, um sein Team zu retten. Obwohl er nie ein wirklicher Sympathieträger war, hat sich doch immer wieder gezeigt, dass er sich um seine Untergebenen wirklich kümmert und ihn gerade in dem Moment sterben zu sehen, in dem er als Charakter seine größte Entwicklung durchgemacht hat, tut weh. (weiterlesen…)