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“You’re a plain-spoken man.” – “I’m a father.”

Wow. Endlich. Das ist sie, die Folge, die die Maßstäbe setzen sollen. Zu mindestens in Sachen Drama und Ablauf. Ich weiß, dass ich da wahrscheinlich ziemlich allein auf weiter Flur stehen werde, aber die Wartezeit zahlt sich endlich aus, die Figuren beginnen zu atmen, zu leben und wirken authentisch. Ich brauche keine Zombies (jeder, der sich jetzt schon über das Fehlen oder geringer Anzahl selbiger beschwert, soll mal spätere Handlungsorte abwarten) damit Spannung aufkommt – das hier ist genau das, was ich von The Walking Dead erwarte. Und ich sage euch auch warum.

Es ist das Abschließen von Geschichtssträngen bei gleichzeitiger Fortführung und Errichtung anderer. Die Serie mag noch so lahmarschig voranschreiten (immerhin sind nur grob 2 Wochen vergangen seit Rick aufgewacht ist, während im Comic bereits der Winter beim Erreichen der Farm Einzug gehalten hat), solange die Seitenstränge mindestens rudimentär abgeschlossen werden, ist das eine gute Sache. So sind endlich alle auf der Farm, Carl ist über den Berg, T-Dog ist geheilt und Otis bekam eine symbolische Bestattung. Lediglich Sophia ist immer noch verschwunden, was aber nicht nervt, sondern uns den vielleicht schönsten Moment der Serie, der weiterhin der Folge ihren Namen verleiht, zwischen Daryl und Carol schenkt. Weiterhin werden neue Plots eingeführt: Dürfen Rick und seine Gruppe auf der Farm bleiben und was genau verheimlicht Hershel auf seiner Farm? Beziehungen zwischen nahezu allen Charakteren werden weitergeführt und teilweise intensiv. Maggie und Glenns Beziehung beginnt aufzuflammen, Lauri will, dass Shane bleibt und ihre Schwangerschaft wird in die Serie eingeführt und natürlich gibt es noch ominöse Shots der Farm und Blicke zwischen Maggie und Hershel, die dem Normalzuschauer kaum auffallen dürften, den Fans des Originals wissende Hinweise gibt, die sagen wollen: We’ll get there.

Also ist alles gut im Zombieland? Wenn es nach mir geht, inzwischen ja. Das Farmgelände wird langsam eingeführt und man muss inzwischen sich einfach damit abfinden, dass man viele geliebte Setpieces und Charaktere erst in kommenden Staffeln zu sehen sein werden, die aber bei den momentanen Einschaltquoten als gesichert gelten dürften.

Die Serie hat ein ähnliches Maß an Exposition wie ‘Breaking Bad’. Erinnert sich jemand an die tollen Momente aus Episode 403? Nein. Aber jeder hat auch noch nach Wochen die finalen Momente der letzten Folgen vor dem Auge. Man darf nur hoffen, dass es bei The Walking Dead ähnlich verlaufen wird und die erste Staffel durch ihre kurze Episodenzahl nicht wirklich ihr Potential entfalten konnte. Spätestens ab Folge 6 herum wird man sich dem Scheunenmysterium nähern und dann kann man erst abschätzen, wohin es mit der Serie geht und ob am Ende endlich mal die Scheiße den Ventilator trifft, wie man im Englischen so schön sagt.

Vorher auf PEWPEWPEW:
The Walking Dead S02E03 – “Save the Last One”
The Walking Dead S02E02 – “Bloodletting”
The Walking Dead S02E01 – “What Lies Ahead”

‘Apollo 18’ Review

12 Nov, 2011 · Sascha · Featured,Film,Review · 3 comments

USA, Kanada 2011
Regie: Gonzalo López-Gallego
Drehbuch: Brian Miller
Darsteller: Warren Christie, Lloyd Owen, Ryan Robbins
Länge: 86 Minuten
FSK: ab 16
Start: 13. Oktober 2011

Found Footage Filme brauchen einen Leap of Faith des Zuschauers um zu funktionieren. Ob es nun Dämonen in ‘Paranormal Activity’ sind, die Menschen heimsuchen, ein Seemonster, das in ‘Cloverfield’ Man hatt

an klein stampft, oder ob eine Gruppe von jungen Menschen sich in einem Wald verwirrt und unter mysteriösen Umständen in ‘Blair Witch Project’ sterben, das Found Footage Genre braucht einen Zuschauer mit dem richtigen Mindset um überhaupt seriös wahrgenommen zu werden. Daher wird der Zuschauer, der sich schon vorher im Klaren ist, was ihn erwartet, seinen Spaß finden, während uninformierte Kinobesucher, also der normale deutsche Kinogänger, womöglich seine Probleme haben wird, den Film in seiner Gänze zu genießen. Da ist Apollo 18 natürlich keine Ausnahme – mit einer geheimen Mondmission der NASA, Russen auf dem Mond und, oh, ja… Aliens.

Apollo 18 eröffnet daher auch mit einem für das Genre typischen Schriftzug, der uns weis machen will, dass dies wirklich total authentitsches, gefundenes Material der NASA ist. In seine Geschichte steigt der Film mit einem unnötigen Prolog auf der Erde. Wir lernen die Astronauten kennen und erfahren welche Missionsziele Apollo 18 verfolgt. Die Irrelevanz des Versuchs der ansätzlichen Charakterisierung der Figuren wird erst im späteren Teil des Films richtig schmerzhaft, wenn die Astronauten versuchen nach Hause zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt bedürfen die Charaktere aber keinerlei innerer Motive mehr den Mond verlassen zu wollen, da um sie offenbar nicht mehr die einzigen Lebewesen auf dem Mond sind und somit externe, existenzielle Gründe größere Plottreiber den Film pushen.

Aber das ist alles halb so schlimm. Der Film vergeudet keine weitere seiner passenden 86 Minuten, ist strikt und rasend erzählt, und sein Low-Budget merkt man ihm keine Sekunde an. Wodurch Apollo 18 jedoch wirklich überzeugt, ist seine atmosphärische Dichte und Ausstattung. Die Bilder der über den Mond hüpfenden Astronauten sind so ins Kollektive Gedächtnis impregniert, dass man sehr schnell dank der so authentischen Cinematophie und Ausstattung im Film versinkt und die Geschehnisse im Film nicht mehr hinterfragt – das Hauptziel des Genres. Die Cinematographie ist allgemein äußerst überzeugend, insbesondere in den “Kratzer-Szenen” wird so interessant mit Licht, Dunkelheit und Jump Scares gespielt, sodass man sich wünscht, dass Apollo 18 mehr Außenszenen gehabt hätten.

Apollo 18 war ein Film, der auf PEWPEWPEW extensiv gecovert wurde in der Hoffnung, dass der Film ein Fanfavorite wird oder vielleicht am Ende nicht ganz enttäuschen würde, was er auch nicht völlig tut. Dennoch verbleibt ein bitter-leerer Nachgeschmack, dass hier nicht das gesamte Potential genutzt wurde, ohne aber wirklich genau aufzuzeigen, wo genau. Vielleicht erwartet man von einem solchen Film auch irgendwie eine tiefere Nachricht, die er natürlich nicht hat. Für Fans der Wissenschaftsfiktion ist dies zweifelsohne ein Film, den man schauen kann, aber eben nicht muss. Trotzdem dürfte die dichte Atmosphäre, die wirklich guten Außenszenen und die letzten, intensiven 10 Minuten des Films Fans des Found-Footage-Genres erfreuen.

7/10

Vorher auf PEWPEWPEW:
ROFL: NASA wants you to know that ‘Apollo 18? is a work of fiction
Finaler Trailer zu Apollo 18
Apollo 18 Trailer #2
Russisches Apollo 18 Poster
Apollo 18 – Trailer
Apollo 18 Teaser Poster

“Maybe this isn’t a world for children anymore.”

Es geht weiter und es ist immer noch kein Erzähltempo vorhanden. Stunde für Stunde, Schritt für Schritt wird penibel erzählt, fast ähnlich wie bei 24. Was ich in den ersten zwei Folgen als negativ sah, empfinde ich inzwischen gar nicht mehr so schlimm, denn es gibt einige positive Veränderungen, die das Tempo inzwischen rechtfertigen. So ist zum einen diese Folge weniger Rick-zentriert, was endlich anderen Figuren langersehnten Platz gibt sich zu entfalten. So kriegt auch mal Serienherz Glenn seit einer gefühlten Ewigkeit eine kurze Szene mit Maggie, die, das muss man zugeben, einfach perfekt besetzt ist.

Aber auch andere Figuren haben kleine Momente, die sie endlich besser definieren. Nahezu alle Gespräche drehen sich, wie könnte es anders sein, um den Tod. Ob Daryl von sich als verlorenem Kind im Wald, Andrea über ihren neu erwachenden Lebensmut, Maggie über Gott oder Dale über seine Schuldgefühle gegenüber Andrea erzählt – alles ist verdammt gut und wirkt natürlich. Höhepunkt ist die Diskussion von Lori und Rick, in der Lori vorschlägt, Carl einfach sterben zu lassen, um ihm das Leid und den Schrecken in dieser Welt zu ersparen, was ihrem Charakter eine ganz neue Facette verleiht.

Das langsame Erzähltempo hat noch eine weitere Facette: Realismus. Dadurch, dass jeder Schritt, jeder Akt selbst erledigt werden muss und den Charakteren nichts in die Hände fällt, wirkt alles sehr realistisch. Man hat sich entschieden teilweise tiefer zu gehen als der Comic, was inzwischen durchaus positiv zu bewerten ist. Doch dann wirft man dieses neu geschaffene Potential teilweise wieder über den Haufen.

Während sich letzte Woche das Gitter öffnete und Otis und Shane in der Falle saßen, beginnt diese Folge mit ihnen in einem Schulgang, rennend. Wie haben sie sich Zugang verschafft? Spielt keine Rolle. Später sind sie plötzlich auf einer Tribüne, 4 Meter hoch über dem Boden und die Zombies unter ihnen. Wie sind sie dorthin gelangt? Wird nicht erklärt. Dann müssen sie entkommen und Otis lenkt die Zombies ab, rennt zu einer Tür in die Umkleidekabine, sodass Shane sich aus einem Fenster schleichen und 6 Meter tief auf den Boden springen kann. Wieso rennen sie nicht beide in die Umkleidekabinen? Sowohl Otis als Shane verletzen sich bei ihren Sprüngen und müssen nachher von den – für meinen Geschmack ein bisschen zu schnellen Zombies – retten.

Danach trifft Shane alleine an der Farm mit den Medikamenten und Werkzeugen ein. Bereits aus der Eröffnungsszene wissen wir, dass Shane diese Episode überleben wird und sein verrückter Blick in den Spiegel lässt erahnen, dass etwas mit Otis passiert ist. Der Twist kommt am Ende der Episode kommt daher nicht überraschend. Ich halte ihn aber für nicht angebracht. Die Schreiberlinge meinen wohl, dass sie aus Shane einen gewissen Antagonisten machen müssen, damit sein eventueller Tod gerechtfertigt sein wird. Doch gerade das halte ich für gefährlich. Shane war in den Comics kein guter bester Freund, aber auch kein komplettes Arschloch. Ja, kurz vor seinem Tod drehte er durch und der Mord an ihm war wohl gerechtfertigt in dieser Situation, aber die Serie stilisiert ihn zu einem Superarschloch, das Menschenleben gegeneinander abwiegt. Das schafft Realismus, wirft aber das Vorbild irgendwo über den Haufen.

Aber vielleicht ist in dieser verkehrten Welt, in der Otis stirbt und Shane lebt, an der Zeit die Vergleiche mit dem Comic völlig über den Haufen zu werfen. Das finde ich schade, aber es befreit auch und gibt der Serie Luft zum Atmen. Mal sehen, was sie damit macht.

Vorher auf PEWPEWPEW:
The Walking Dead S02E02 – “Bloodletting”
The Walking Dead S02E01 – “What Lies Ahead”

“You are in way over your head, aren’t you?” – “M’am, aren’t we all?”

Dieses Zitat könnte nicht näher an der Realität der Serie liegen. Ich verstehe, dass die Serie ihren eigenen Weg gehen will und muss und es bei solchen Adaptionen einen gewissen Fohlenschutz geben sollte, gerade bei einer sich ernstnehmenden Zombie-Serie im amerikanischen Kabel-Fernsehen (Das kann man nicht oft genug sagen). Hinzu kommt, dass man sich dennoch immer unweigerlich an dem Vorbild messen lassen werden muss, da man nicht einen komplett eigenen Weg geht, sondern mal hier und da etwas weglässt, bei anderen Punkten etwas länger verharren will und hinzufügt oder komplett neue Sachen zeigen möchte.

Damit tut sich The Walking Dead keinen Gefallen. Die Serie fühlt sich schwer und langatmig an. Es mag sein, dass die Suche im Wald, das Herumirren und das Dehnen von vielen Szenen sinnbildlich für die Welt der Serie und die Gemüter der Figuren stehen soll, aber das kann auch einfach nur zu viel interpretiert sein und dem gekürzten Budget geschuldet sein (Und wenn hier das Geld für Rubicons zweite Staffel draufgeht, dann wäre das verdammt schade). Fakt ist aber, dass die Serie ihre besten Momente hat, wenn sie Kirkmans Vorlage folgt. Nicht umsonst sind sich Kritiker und Fans einig, dass die erste Folge – eine strikte Kopie (mit ganz wenigen, subtilen und guten Additionen (Morgans Frau, “I’m sorry this happened to you”) vom ersten Issue – mit Abstand die beste der Serie ist.

Mit einem Flashback zu Beginn versucht man Kontrast zur Thematik der Episode aufzubauen und der Figur Loris als auch dem Love-Triagle neue Dynamik zu geben, was aber bei mir nicht ankommt. Wir wissen bereits, dass bei Rick und Lori nicht alles perfekt war und Shane sich um sie kümmerte und wohl bereits schon länger neidisch auf Ricks Familienglück war. Carl wurde von einem gewissen Oties versehentlich angeschossen und verspricht Hilfe bei Dr. Hershel. Soweit, so adaptiert. Doch nun driften wir schon wieder ab. Carls Verletzung und Operation wird wesentlich ausgeweitet als im Vergleich zum Comic, womit wir ausgehen können, dass wir uns auf Hershels Farm für den größten Teil der Staffel aufhalten werden.

Das könnte ganz interessant werden, wären die Charaktere – bis auf Rick – nicht so unglaublich schlecht geschrieben im Vergleich zu ihren Vorlagen. Die Dialoge zwischen allen Personen wirken hölzern, Leben und echte Konflikte fehlen bis auf Rick völlig. Jede Figur scheint momentan problemlos austauschbar. In Abetracht, dass einige dieser Charaktere für eine verdammt lange Zeit bei uns bleiben werden, sollte man sich ganz schnell etwas ausdenken, wie man das verbessern kann. Die Farm bietet dazu beste Möglichkeiten.

Vielleicht liegt es daran, dass ich weiß, dass gewissen Figuren nichts passieren kann, während andere sehr wohl sterben werden, aber es kommt trotzdem nie wirkliche Spannung auf. Insbesondere wenn die Serie mit Logiklöchern und sehr dummen Aktionen daherkommt (Vielleicht nicht alle Lichter verschwenden und ein paar für die Flucht zur Ablenkung aufheben?), wenn der Comic so sehr auf Realismus pocht und Kirkmans Werk stets wasserdicht gegenüber Logiklöchern erscheint. Als positives Fazit bleibt jedoch, dass es “schöne” Bilder (Der Babysitz) als auch Momente gibt (Daryls “Shut up” ) und ich mehr sehen will – und das war gegen Ende der letzten Staffel eher nicht der Fall.

PS an Fans von AMCs Breaking Bad: Aufpassen, was Daryl da alles so in seinem Plastikverschluss hat. ;)

Vorher auf PEWPEWPEW:
The Walking Dead S02E01

“It’s all about slim chances now.”

Fast ein gesamtes Jahr mussten wir uns gedulden, doch das Warten hat ein Ende. Die zweite Staffel ‘The Walking Dead’ beginnt überzeugend – sowohl quotenmäßig als auch storytechnisch. Ganze 7.3 Millionen Zuschauer sahen die erste 90-minütige Folge, was jeden Rekord in der Geschichte des US-Kabelfernsehs bricht und uns Fans wohl beruhigt, denn wir können ganz sicher mit einer dritten Staffel rechnen – und somit mit dem Gefängnis-/Govenorplot. Da freu ich mich in der Hose.

Die Story beginnt direkt nach der Explosion des CDCs im Finale der ersten Staffel. Erneut nimmt die Serie einen eigenen Weg und geht nicht nach Wiltshire, sondern auf einen Highway. Das widerspricht zwar Ricks Rat an Morgan (“Stay off the roads”), bringt aber dafür Drama. Denn die Gruppe begegnet viel früher als im Comic einer Horde, die den Highway – immerhin dann wie im Comic – entlang schlürft. Rick reagiert schnell und weist die Anderen an, sich unter den Autos zu verstecken. Sophia wird dabei attackiert und von zwei Walkern in den Wald verfolgt. Rick folgt ihr, gibt ihr Anweisung sich zu verstecken und zum RV zurückzukehren. Er lockt die zwei Verfolger weg von ihr und tötet sie im Nahkampf. Doch Sophia ist nicht aufzufinden und kam auch nicht am RV an.

Das interessante an einem Vergleich von Comic und Serie ist, dass manche Schauspieler immer noch nicht wirklich (bis auf wenige Ausnahmen) ihren Comicvorbildern ähneln (insbesondere Andrew Lincoln), aber allesamt ihre Sache sehr gut machen. Ihnen wird mehr die Chance gegeben sich zu entwickeln und echte Charaktere zu werden, statt bloße Archetypen zu spielen wie in der ersten Staffel. Die Gruppe wächst zusammen und sowohl der Zuschauer – als auch die Figuren selbst – lernen die Figuren hinter den Klischees kennen. Die Fassade fällt nach den ersten sechs Episoden, ganz wie nach den ersten 6 Issues, und das macht sie angreifbar. Insbesondere Rick, der nun endlich die harten Entscheidungen treffen muss – und verdammt, da kommen einige – und allen als Anführer oder Sündenbock dient, wie sie es gerade brauchen.

Die erste Episode war nicht der große Wurf, den so manche Fans erwarteten, unter anderem auch befeuert durch etwaige Kritiken im Netz. Es war eher das Niveau, das eine durchschnittliche Folge von The Walking Dead haben und über die zweite Staffel aufrechterhalten sollte. Sie hatte ihre Momente – besonders ein gutes Maß an Gore, denn das ist wichtig – und macht nichts falsch, ist aber auch nicht so total berauschend als dass man von einem Durchbruch der Serie sprechen kann. Es ist eher der erste Schritt in die richtige Richtung. Und das ist nach dem Abrutschen der ersten Staffel eine verdammt wichtige Nachricht nach nur einer Episode.

Autor: Christophe Bec
Illustration: Christophe Bec, Alessandro Bocci & Stefano Raffaele
Verlag: Splitter
Erschienen: 10/2010
ISBN: 978-3-86869-252-5, Amazon, Splitter-Verlag
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahre

Christophe Becs Reihe über Übernatürliche Phänomene um die Zahl 13 geht in eine vierte Runde. Nach den bereits erstklassigen 3 Vorgängern gerät dieser Band jedoch in einen gewissen Leerlauf, obgleich hohen Niveaus. Ist der vierte Band mit dem unheimlichen Titel “Prophezeiung” eine Exposition für die große Invasion im fünften Band, Sarkophag, oder ist er eine Füllerepisode, die den Stoff nur unnötig in die Länge streckt?

Story
Becs Stärke ist sein Spiel mit dem Unbekannten. Bereits in seinem Dreiteiler “Heiligtum”, ebenfalls im Splitter-Verlag erschienen, lässt er es gekonnt bis zur letzten Minute offen, ob das Unvorstellbare wirklich wahr sein könnte. In Prometheus gelingt es ihm den Leser noch mehr zu fesseln. Nicht nur das Mysterium an sich steht im Mittelpunkt, sondern vor allem seine Aktionen und vor allem deren Folgen für die Menschheit. Wie für Bec üblich beginnen wir mit einer Rückblende. Dieses Mal befinden wir uns auf der Titanic und erfahren, dass sie von einem unbekannten Schiff verfolgt wird. Aus Angst vor einem möglichen Angriff der Unbekannten fährt die Titanic trotz Warnungen von Eisbergen in der Region mit voller Kraft gen New York. Es kommt, wie wir alle wissen, zur Kollision.

Yup, das ist ein Alien im Spiegel. Also auch hier erfahren wir, dass sie ihre Finger im Spiel hatten und das mysteriöse Schiff entpuppt sich nicht als deutsches U-Boot, sondern als Raumgleiter der außerirdischen Verfolger. So interessant dieses Puzzle in der Story ist, so unwichtig ist es auch. Wir wissen bereits, dass die Aliens überall in der menschlichen Geschichte irgendwas zu tun hatten und das Auftauchen der Titanic in Band 1 sollte im Nachhinein als Andeutung reichen. Dass Bec trotz der nur wenigen 48 Seiten insgesamt stolze 8 davon für diese Nebengeschichte nutzt, ist in meinen Augen schade, denn die wären woanders besser aufgehoben.

Insgesamt macht das keinen großen Unterschied mehr. Es werden soviele Nebenstränge balanciert, dass wir in den gesamten 48 Seiten kein bisschen weiter kommen in der übergeordneten Geschichte. Bec ist so “all over the place” mit seiner Geschichte, dass wir vom 16.

Jahrhundert zu Prometheus und Herkules springen, vom Blauen Loch in der Karibik zu dem amerikanischen U-Boot im Dschungel, von FOX News zum Präsidenten, vom verstörten Astronauten zum verwirrten und investigierenden NASA-Mitarbeiter Jeff, der am nächsten dran ist, was man als Hauptcharakter und Identifikationsfigur bezeichnen könnte.

Charakterzeichnungen sind allgemein nicht Becs Stärke, eher Atmosphäre und Blockbustererzählung. Nicht ohne Grund also fühlt man sich bei Becs Panels an Roland Emmerich und Michael Bay erinnert – im guten Sinne. Immerhin schafft er es, dass die Militärs am Blauen Loch durch den Spiegel am Boden gehen und etwas entdecken, dass auf dem Cover und in anderen Visionen bereits angeteast wurde und somit die Story etwas voran bringt und in der Retrospektive einige Punkte schlüssiger wirken.

Illustration

Wie schon in Band 3 hat sich Christophe Bec Verstärkung ins Team geholt und die ist spürbar. Bec, Bocci und Raffaele haben allesamt einen so ähnlichen Stil, dass bei der normalen Leseerfahrung nur wirklich erfahrene Leser einen Unterschied merken dürften, der sich jedoch nicht qualitativ, sondern lediglich vom Stil her minimal zeigt. So merkt man, wenn Bec seine Vision so umsetzen kann, wie er es sich vorstellte und wenn die Panels eher lieblos von Raffaele und Bocci nebeneinander geklatscht wurden. Zu ihrer Verteidigung muss man aber sagen, dass dieser Band sehr dialoglastisch und es daher schwierig ist, wirklich originell zu sein und nicht nur Auftragsarbeit zu leisten.

Was mich jedoch ärgert sind diese kleinen Fehler. Wenn man schon FOX News, den mit Abstand schlimmsten Mainstreamsender in den USA, als seriöse Nachrichtensendung darstellt, dann sollte man doch wenigstens “News Corperation” richtig schreiben. Ebenso ist die Grammatik falsch, wenn Meldungen wie “The American government did not still give news about the disappearance of one of its nuclear submarines” über den Bildschirm flimmern. So etwas wirft einen einfach raus aus dem Lesefluss und ist ärgerlich und vermeidbar, aber genau wie die Kritik im Bezug auf die Verstärkung Kritik auf allerhöchstem Niveau. Die Panels sind allesamt wunderschön, mit kräftigen Farben und vereinter Vision gezeichnet.

An der Gesamtqualität des Comics lässt sich wieder nichts bemängelt. Wer schon einmal einen Band vom Splitter-Verlag in der Hand hatte, wird sich daran erinnert fühlen, welch besondere Qualität in die Verarbeitung geht. Das Hardcover ist robust und liegt gleichwohl gut in der Hand. Das Papier hat die perfekte Dicke und ist von höchster Qualität. Das Umblättern alleine ist ein Schmaus für jeden Fan von Hochwertigkeit.

Fazit

Band 4 aus der Prometheus-Reihe von Christophe Bec ist eine klassische Füllfolge auf hohem Niveau. Die vielen inzwischen erarbeitenden Storystränge wollen alle weitergeführt werden, was Seiten kostet, sich aber am Ende lohnen wird, denn es ergibt sich langsam das große Bild. Storystränge führen zusammen und beim Durchblättern der drei vorherigen Bände ergibt sich ein immer schlüssigeres Bild. Alleine gesehen ist dieser Band wenig berauschend, in der Storyline gesehen jedoch eine nötige Exposition und ein riesiger Teaser für das zweiteilige Finale in Band 5 und 6.

Wertung: 7/10

‘Hell’ Review

24 Sep, 2011 · Sascha · Featured,Film,Review · 2 comments

Deutschland/Schweiz 2011
Regie: Tim Fehlbaum
Drehbuch: Tim Fehlbaum, Thomas Wöbke, Oliver Kahl
Darsteller: Hannah Herzsprung, Lars Eidinger, Stipe Erceg, Angela Winkler, Lisa Vicari
Länge: 89 Minuten
FSK: ab 16
Start: 22. September 2011

In Alex Garlands Drehbuch zu ‘Sunshine’, in dem eine Gruppe von Astronauten zur Sonne fliegt, charakterisiert Bordpsychologe Searle die Dunkelheit als das völlige Gegenteil des Menschen und als eine Abwesenheit von etwas oder allem was uns definiert, was der menschlichen Existenz konzeptionell konträr entgegen gestellt ist. Dagegen umhülle Licht einen selbst, man wird eins mit dem Licht. In Tim Fehlbaums ‘Hell’, in dem Sonnenstürme die Erde um 10° erwärmt und Felder versengt haben und bei Tag die gesamte Umgebung in helles Licht getaucht ist, schließen sich Marie (Hannah Herzsprung) und ihre kleine Schwester (Lisa Vicari) mit Phillip (Lars Eidinger) zusammen, um in die Alpen zu fahren, weil es dort noch Wasser geben soll. Unterwegs lesen sie den Mechaniker Tom (Stipe Erceg) auf, doch er ist nicht der Einzige, denen sie auf ihrem Weg begegen…

In Fehlbaums Featuredebüt ist Licht thematisch als auch visuell leitend. So schafft Fehlbaum zu Beginn mit Bildern lichtumfluteter Schauspieler eine atmosphärische Dichte und besonders visuelle Enge, die die Bedrohung verallgegenwärtigt. Doch dies ändert sich über den Verlauf des Films: Grelle Lichter umgeben zu Beginn die Charaktere und unterstreichen ihre Hoffnung auf das ersehnte heilige Land in den Bergen; jedoch verschwinden sie in der zweiten Hälfte des Films nahezu, ebenso wie die Hoffnung auf Rettung, um gegen Ende wieder aufzuleuchten. Kamera Markus Förderer und sein Regisseur wissen das Licht stets zu jeder Zeit dosiert einzusetzen, um die Stimmung der Geschichte zu untermalen.

Weiterhin unterstützt wird Fehlbaums detailreich-deutsche Geschichte auch durch ihre Hauptdarsteller. Mit ihren großen, wachen und rebellischen Augen ist Hannah Herzsprung ideal für Marie, eine anti-autoritäre und ausgesprochene feministische Figur. Ihr gegenübergestellt ist Angela Winklers Familienmatriarchin, die immer noch in veralteten Strukturen denkt und ihrem Sohn einen Mutterleib schenken will. Dass der Film sich zum Ende hin immer mehr auf den Konflitk der weiblichen Weltbilder konzentriert und seinen Fokus nicht zu einem Slasher abrutscht, ist eines seiner größten Verdienste. Auch Lars Eidingers Phillip ist überzeugend in den wenigen Momenten, in denen er Akzente setzen darf, ebenso wie Maries kleine, pubertierende Schwester, die genau richtig für die Rolle zwischen Mädchen und Frau gecastet wurde. Ihr für unsere Verhältnisse nervendes Verhalten ist nur allzu verständlich in ihrer Welt, in der sie ihrer Jugend beraubt wurde. Die Sehnsucht nach ersten sexuellen Erfahrungen und die Beziehung von Phillip und Marie vor Augen bilden einen wunderbaren, wenn auch kaum ausgenutzen Konflikt.

Das zentrale Frage des Films, bereits zu Tode diskutiert in thematisch ähnlich angesiedelten post-apokalyptischen Survivalgeschichten, ist, wieviel wir bereit sind von unserer Menschlichkeit zu opfern um zu überleben und was am Ende noch den Mensch ausmacht bzw. übrig bleibt. Die wahrscheinlich ausgeklügelste Antwort der Popkultur auf diese Frage lässt sich wohl in Robert Kirkmans ‘The Walking Dead’ finden, doch auch andere offensichtliche Inspirationen für ‘Hell’ wie Cormac McCarthys ‘The Road’ oder ‘Carriers’ geben eine relativ gleichmäßig düstere Resonanz: Am Ende bleibt nicht viel, wenn sogar gar nichts vom Menschen übrig. Fehlbaum schafft es hier leider nicht, etwas grundlegend Neues zu liefern. Die Besinnung auf das eigene Überleben und das der Lieben ist rational so einleuchtend wie narrativ unoriginell. Immerhin schafft er es mit Phillips Charakter eine realistische, wenn auch kurze Alternative aufzuzeigen.

Die Darstellung des Kannibalismus ist seit dem erneuten Aufkeimen des Tortureporngenres über das letzte Jahrzehnt kein Schockelement mehr, worauf Filmemacher zurückfallen können. Es ist daher erfreulich, dass Fehlbaum es schafft sich über das noch in John Hillcoats Adaption von ‘The Road’ als blankes Schockelement genutzte Event hinwegzusetzen und es wagt, den Kannibalen, anders als Hillcoat, Gesichter, eine glaubhafte Geschichte und Motivation zu geben. Das heile Bild einer Familie am Essenstisch ist einer der stärksten Momente des Films. Dennoch lässt es sich nicht abstreiten, dass Fehlbaum nicht viel mit seinem Ökosetting anzufangen weiß. So manches mag dem Budget geschuldet sein, doch im Hinblick auf die relativ kurze Laufzeit von 89 Minuten kann man nicht abstreiten, dass das Drehbuch sein Setting nicht lange behandelt, sondern schnell zum Horror will, was die Anfangsszene bereits ahnen lässt.

Deutsches Genrekino hat es schwer. Nicht nur der Tradition wegen läuft Sonntagsabends seit Jahrzehnten der Tatort in der ARD, sondern aus einem viel offensichtlicheren Grund, der sich auch auf den Bestsellerlisten von Büchern widerspiegelt: Die Deutschen lieben Krimi. Schade ist dabei nicht nur, dass dies allgemein die Chance auf Genreproduktionen an sich, bzw.  im Horror oder Survival, minimiert, sondern, dass die Produktionen, die dabei am Ende herauskommen, wirklich gut sind (z.B. ‘Rammbock‘). Fehlbaums Debütfilm fällt in diesen Sparte. Er ist gut produziert, hat eine spannende Geschichte mit dichter Atmosphäre, wunderschöner Cinematographie, starke, dreimensionale Charaktere und ist vor allem eins, was post-apokalyptische Filme immer sein sollten: konsequent.

8/10

Originaltitel: The Three Musketeers, D, F, GB 2011
Regie: Paul W.S. Anderson
Drehbuch: Alex Litvak, Andrew Davies
Darsteller: Logan Lerman, Orlando Bloom, Milla Jovovich, Christoph Waltz
Produktion: Constantin
Verleih: Summit Entertainment
Länge: 111 Minuten
FSK: 12 Jahre
Start: 1. September 2011

Schaut man sich in Wikipedia eine Auflistung der Serien, Filme, Animationswerke über drei Musktieren an, so kann man über knapp 45 Werke staunen, die über mehr als ein Jahrhundert verteilt sind. Das entspricht nahezu fast jedem zweiten bis dritten Jahr Musketiere-Content. Da dürfte der Markt doch überfüllt sein für neuere Versionen, oder nicht?

Bereits 1993 merkte Roger Ebert in seiner Review zu der damaligen Disney-Adaption (die ich sehr, sehr mochte) von Alexandre Dumas Geschichte an, dass es keinen wirklichen Grund gibt, die Geschichte der Drei Musketiere erneut zu verfilmen. Eine weitere Adaption müsse zunächst seine Existenz durch einen deftigen Grund und eine gute Umsetzung beweisen. Auch wenn ich die 1993er Adaption als Kind sehr mochte und sie im Gegensatz zu Ebert für mehr als gut halte, wird er mir wohl zustimmen werden, wenn ich sage, dass die neue Version von Paul W.S. Anderson großer Quatsch ist, der versucht ein Stück vom ‘Piraten der Karibik’-Kuchen abzubekommen. Denn machen wir uns nichts vor; in diesem Film geht es um alles, aber nicht um die Musketiere. Und dabei sind gerade sie diejenigen, die noch die besten Momente im Film haben. ‘Pirates’ ist natürlich auch großer Quatsch, aber er macht Spaß und hat eine großartige und noch großartiger gespielte Hauptperson. Die wenigen Akzente, die die Musketiere, allesamt prima gespielt, setzen dürfen, versagen da im Vergleich dank des Drehbuches.

Der Film schert sich nicht wirklich um adäquate Umsetzungen und springt direkt ins Geschehen; D’Artagnon wird zunächst als nobler, aufstrebender, junger Mann vom Lande vorgestellt, der des Vaters Schwert erbt und Segen empfängt, nur um sich in der nächsten Szene als hitzköpfiger Milchbubi herauszustellen. Die Musketiere kriegen alle kurze Szenen bei einer Raubszene in Venedig, wo sie kurz etwas Cooles machen, einen One-Line raushauen, um dann (ON-SCREEN!!!) mit Name und Freeze-Frame vorgestellt zu werden. Subtil ist das nicht. Alles andere als das. Es ist direkt ins Gesicht der Zuschauer, da man sich mit diesem Musketiere- und Ehre-quatsch beeilen muss, um zu den wirklich wichtigen Sachen zu kommen: lächerliche Luftschiffe, ulkige Kostüme, Teenieromanzen und Fremdschamgenerierende Comic-Relief-Charaktere.

Andersons Regiearbeit setzt sich im gewohnt schlechten ‘Resident-Evil’-Stil fort. Zeitlupenporn, Dutch-Angles und ein hektischer Schnitt im Stile des Chaos Cinemas bestimmen die Leinwand. Besonders die Schwertkämpfe enttäuschen massivst. Dabei bin ich ein großer Freund von Schwertkämpfen und habe mich genau darauf gefreut. Ich verlange zwar kein episches Duell wie der finale Kampf von Rob Roy, aber man muss sich schon extrem anstrengen, dass Schwertkämpfe so unkoordiniert, unchoreographiert und uninspiriert ausschauen. Dazu fehlt wie so oft der Überblick über das ganze Schauspiel. Der Mischmasch aus Close-ups und Medium Shots erreicht nie ein Gefühl des Wissen, wer wo gerade was tut.

Das 3D war bis auf zwei, drei Szenen nicht wirklich notwendig. Ich habe sogar mal für 5 Minuten meine Brille abgenommen und empfand es als wesentlich angenehmere Erfahrung.

Jetzt werden einige sagen: Ja, jetzt mach aber mal einen Punkt. Es ist immerhin eine deutsche Produktion. Ein deutscher Film – ein Sommerblockbuster! Dazu kann ich nur sagen: Blödsinn. Wenn schon, dann doch bitte richtig.

Hübsche Kostüme, schöne Sets und ein respektalber Cast können nicht über die Leere des Films, das überraschungsarme Drehbuch und das Chaos der Regie hinwegtäuschen.

3/10