Review - PewPewPew

Australien  2010
Regie: Stuart Beattie
Drehbuch: Stuart Beattie
Darsteller: Caitlin Stasey, Rachel Hurd-Wood, Lincoln Lewis
Länge: 104 Minuten
FSK: 16
Rating: ★★½☆☆

Sieben australische Teenager wollen mal das ganz große Abenteuer erleben und verbringen ein paar Tage in der Wildnis. Inmitten der Nacht sind viele Flugzeuge über ihnen zu erkennen, doch sie denken sich nicht mehr dabei. Wieder daheim angekommen, müssen sie erkennen, dass die Flugzeuge Ausläufer einer asiatischen Invasion waren. Nachdem sie mehrfach den Militärs entkommen können, entscheiden sie sich zurückzuschlagen.

Den Trailer zu ‘Tomorrow When The War Began’ sah ich bereits vor mehreren Jahren und ich war direkt verzaubert und wollte den Film sehen. Der Trailer sah schon gut aus und die Erwartung war relativ hoch, insbesondere weil ich ‘Red Dawn’ liebe und schon viel Gutes über die Buchreihe von John Marsden gehört habe, auf deren erster Teil der Film basiert. Umso enttäuschender ist dann die finale Umsetzung.

Immerhin hatte man mit Stuart Beattie keinen unerfahrenen Hollywoodmann nach Down Under geholt um australisches Blockbuster Kino zu machen, das dem Hype um die Jugendromane gerecht werden sollte. Beattie selbst leistet auch sehr gute Arbeit: So sieht der Film die ganzen 104 Minuten wesentlich besser aus als es sein Stoff verlangt. Die Regiearbeit ist hervorragend, die Handlungen konsequent und die Action nervenkitzelnd. Es gibt einige wenige, wirklich aufreibende Momente im Film, die sehr gut inszeniert sind und nicht vor Brutalität zurückscheuen.

Die Geschichte selbst aber hätte auch ruhig als Mini-Serie verfilmt werden können, ohne dass etwas von der Action oder den Set-Pieces hätte reduziert werden müssen. Davon hätten auch die Figuren profitiert, die hier in kurzen 15 Minuten allesamt eingeführt und sympathisch gemacht werden müssen, sodass wir mit ihnen fiebern. Eine unmögliche Aufgabe. So erhalten wir ein paar nette Minuten der glückseelischen Unbeschwertheit bevor der Krieg die Unschuld der armen Kinder raubt. Klischeehaft und störend.

Ein großes Problem für mich war auch das Casting. Klar, die Performances der Schauspieler sind solide und funktionieren. Doch ich glaubte zu keiner Sekunde, dass hier Teenager über die Leinwand liefen. Der Trend Mittzwanziger für Teenagerrollen zu casten (oder welche, die Mitte 20 aussehen,) schlägt sich hier eben besonders auf die Wirkung des Stoffes aus, denn so verliert die Intensität der Invasion natürlich enorm. Wirklich junge Menschen in dieser Situation zu sehen, wäre wirkungsvoller gewesen. Ebenso hätte ruhig mal, wie dramaturgisch an vielen Punkten verlangt und bei einem Cast von 8 Hauptcharakteren nicht störend, mal jemand ins Gras beißen können. So schien alles immer gefahrlos und einfach, während die Asiaten scheinbar mit Platzpatronen feuerten.

Dem Vorwurf der Xenophobie versucht man aus dem Weg zu gehen, in dem die asiatischen Truppen nie einem einzelnen Land zugeordnet werden. Flaggen spielen keine Rolle, wie ein Charakter vermerkt. Als Grund der Invasion wird im Radio ökonomischer Druck der Invasoren und Überbevölkerung genannt, während die Australier genügend Platz haben in ihrem großen Land hätten. Mehr kriegen wir nicht. Hier verhungerte ich wie die Kinder im Heimatland der Invasoren trotz großen zeitgenössischen Potentials.

Doch der Film krankt noch mehr an dem Muster seiner Adaption. Die Buchvorlage ist nur Teil 1 einer ganzen Reihe von Büchern um unsere australischen Guerilla-Teens und der Film selbst ist dadurch natürlich mehr Pilot einer TV-Serie als unterhaltsames Stand-Alone-Kino. Soweit ich das richtig gelesen habe, orientiert sich die Filmversion sehr nahe am Buch, was eigentlich löblich ist. Doch Buch und Film sind verschiedene Medien und das Ende des Films ist schlicht und einfach eine Enttäuschung. Der Cliffhanger zu serientypisch. Ironischerweise ist Beattie sich dessen auch bewusst, schrieb er doch folgenden Dialog ins Drehbuch:

Ellie Linton: Good book?
Corrie Mackenzie: Better than the movie.
Ellie Linton: Yeah, books usually are.

I rest my case.

Finnland  2012
Regie: Timo Vuorensola
Drehbuch: Michael Kalesniko
Darsteller: Udo Kier, Julia Dietz, Götz Otto, Christopher Kirby
Länge: 93 Minuten
FSK: 12

Ich erinnere mich noch als ich vor Jahren davon hörte: Nazis vom Mond auf der großen Leinwand. Das hörte sich verrückt an, wer würde das finanzieren? Es folgten Teaser, Trailer, Crowdfunding und sonstige Unterstützung, u.a. durch deutsche Filmfonds, ja sogar halbwegs bekannte Schauspieler. Selbst bei der Geschichte durften die Fans online Einfälle beisteuern. Die Erwartungen an dieses Herzensprojekt stiegen natürlich und die Trailer heizten den Hype weiter an. Umso enttäuschender ist dann das fertige Produkt. ‘Iron Sky’ ist ein platter Film ohne Witz, Charme und Verständnis für den schmalen Grat zwischen Trash und Dreck.

2018 schickt US-Präsidentin Palin zwei Astronauten auf den Mond. An Bord ist auch der Afro-Amerikaner James Washington. Die Astronauten stellen fest, dass sich auf der Rückseite des Mondes die Nazis breit gemacht haben. Einer wird erschossen, Washington wird gefangen genommen. Die Nazis finden bei ihm ein modernes Smartphone, mit dessen Rechenleistung sie die Geheimwaffe “Götterdämmerung” in Bewegung setzen könnten, wenn der Akku nicht leer wäre. Schnell begeben sich Götz Otto, Julia Dietz und James Washington, inzwischen “albinisiert”, auf die Erde, um mehr iPhones und iPads zu sammeln und die Götterdämmerung in Bewegung zu setzen und den Siegeszug der Nazis einzuleiten.

Die Enttäuschung ist ziemlich schnell verdammt groß. Schnell hat sich der Charme der Idee “Nazis haben sich 1945 auf dem Mond versteckt und kommen zurück um anzugreifen” ausgespielt. Es ist und bleibt eben eine Idee, die spät an einem Barbesuch entstand, und nicht auf 90 Minuten gestreckt werden kann – die Grundidee und Trailer reizen bereits alles heraus. Der Witz bleibt auch völlig aus. So ist es zwar nett, dass der Einstein-Verschnitt bemerkt, dass das Smartphone kein Computer sei, sondern auf die riesigen Schränke zeigt, doch das ist auch schon gefühlte 50 Mal besser gemacht worden, in Zeitreisefilmen. Ebenso ist die “Albinisierung” Washingtons nicht lustig. Es klingt wie die Idee eines rechten Fans, der auf die Fanpage schrieb: “Hey, wär doch lustig, wenn der Schwarze weiß wäre, oder? Versteht ihr? Der Neger als Arier! Haha!” Traurig. Noch schlimmer: Washington ist im Film nur Model und Posterfigur, nicht einmal richtiger Astronaut, weil sowas können die Neger doch gar nicht!

Das CGI der völlig überzogenen, höhepunktlosen Schlacht der Weltraumstation am Ende des Films steht stellvertretend für die Gesamtproblematik der Produktion. Es ist zu gut um wirklich trashig zu sein, aber noch meilenweit entfernt von Big-Budget-Produktionen. Die Schauspieler machen ihre Sache gut, doch ihnen wird nichts gegeben. Der Palin-Verschnitt ist ultranervig gespielt und kaum etwas im Film macht wirklich Sinn. Als Plot-Device wird Chaplins “The Great Dictator” missbraucht, der Julia Dietz’ Charakter plötzlich um 180° herumdreht. Vorher noch für Palins Kampagne gemodelt, jetzt grüne Sozialpädagogin. (Übrigens liebe Produktion: Ihr könntet euch auch einfach mal informieren, ob denn 2018 wirklich eine Präsidentschaftswahl in den USA ist, wenn ihr sonst so auf die kleinsten Details achtet. Spoiler Alert: Es gibt keine.) Die Motivation aller Charaktere bleibt im Geheimen. Wieso sind die Nazis jetzt so bedrohlich? Wollen sie die Erde erobern? Wollen sie alle töten? Oder doch alle albinisieren? Meteorblitzkrieg? What?!

Doch der wohl schlimmste Fehler und ärgerlichste Punkt des Films ist der unrefklektierte Umgang mit den Nazis selbst. Die Nazis sind fähig gewesen auf den Mond zu fliegen. Sie sind nicht wie sonst im Film die Trottel oder Opfer, sondern können autark auf dem Mond leben. Ihre Technologie ist veraltet, aber sie haben eine Geheimwaffe erschaffen, die der Erdtechnologie völlig überlegen ist. Palins Kampagne übernimmt den Kleidungsstil und den Style der Nazis, weil er cool ist. Ja, das ist der schlimmste Fehler des Films, die Nazis sind cool. Jetzt haben auch die Neonazis mal einen Film für sich, in dem sie die Coolen sind. Gegen Ende jedoch der größte Knaller, der die Nazis, zu mindest unsere Mondnazis, relativiert: Ja, die USA sind ja auch voll schlimm und tun böse Dinge und beginnen Kriege für Ressourcen. Der politische Humor (wie zum Beispiel der gelungen Nordkoreawitz, bei dem die UN den nordkoreanischen Botschafter auslacht, als er die Angreifer als Nordkoreaner deklariert) hätte Potential gehabt. Doch so darf das nicht gehen. Der Bezug auf aktuelle Politik hätte der Demontage der Naziideologie weichen müssen, die hier zwar klamaukartig präsentiert (“Hey, Nazis on the Moon! Get it?”), aber nie hinterfragt wird.

Trash zu produzieren ist nicht gleich Trash haben am Ende. Der Wille war zu stark, zu berechnend, als dass jemals wirklicher Trash-Charme entstehen konnte. Gewollter Trash ist eben kein Trash, sondern einfach nur Müll.

2/10

USA 2012
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Lem Dobbs
Darsteller: Gina Carano, Ewan McGregor, Michael Fassbender, Channing Tatum, Antonio Banderas, Michael Douglas
Länge: 93 Minuten
FSK: ab 16

“You shouldn’t think of her as being a woman. That would be a mistake.”

Bereits zum zweiten Mal castet Regisseur Steven Soderbergh eine schauspielerisch unerfahrene Frau als Hauptperson in einem seiner Filme. Zuletzt besetzte er die weibliche Hauptrolle in ‘The Girlfriend Experience’ mit der Ex-Pornodarstellerin Sasha Grey und nun darf Gina Carano, eine Mixed-Martial-Arts-Kämpferin, zeigen, was sie kann. Das ist erstaunlich viel.

Mallory Kane (Carano) ist eine erfahrene Agentin, die für privaten Dienst geheime Missionen durchführt. Die Missionen werden meist von der US-Regierung in Auftrag gegeben. Nach einem fast gescheiterten Auftrag in Barcelona wird Kane auf eine weitere Mission geschickt, deren Ziel, wie sie bald herausfindet, sie selbst ist.

Wirklich kompliziert ist die Geschichte aber nicht. Eher verwirrend. Dobbs Drehbuch gibt in moderner Thriller-Struktur zunächst hier und da ein paar zusammenhangslos wirkende Fetzen, die dann später vom Zuschauer und der Hauptperson selbst zusammengefügt werden müssen. Am Ende ergibt sich dann eine simple Story, die man in einem Satz zusammenfassen könnte, aber dennoch keinen wirklichen Sinn macht. Aber eine Geschichte will Soderberghs uns in ‘Haywire’ auch gar nicht verkaufen. Der Fokus liegt ganz alleine auf seinem Star, Gina Carano, die allein durch ihre physische Screenpräsenz zu überzeugen weiß. Doch ihr Schauspieltalent kommt auch nicht zu kurz. Wenn man bedenkt, dass sie hier gegen mehrere Generationen männlicher Hollywoodstars antritt und in keiner Sekunde zu kurz kommt, dann gebührt ihr Respekt.

Ebenso verdient die Action großen Applaus, die Carano selbst ausführt. Soderbergh weiß um die physische Attraktivität seines Stars und ihrer Möglichkeiten im Actiongenre und entscheidet sich für wunderschöne Kämpfe in der Halbtotalen, bei der man die Intensität jedes Schlages spüren kann. Die Kämpfe wirken real, echt, anstrengend und sehen nach echter Handarbeit aus. Man bekommt einen Sinn dafür, dass hier harte Arbeit von den Schauspielern abverlangt wurde. Durch die konsequente Ablehnung der inzwischen leider Standard gewordenen Wackelkamera, erzielt Soderbergh eine ungewohnte Realität und Härte der Kämpfe. Caranos Erfahrung als Martial-Arts-Kämpferin macht es auch möglich, dass die Kämpfe fast ohne Schnitte ablaufen und man keine Stuntleute braucht. Man erkennt, dass die Schauspieler hier selbst kämpfen und das erfreut natürlich sehr.

‘Haywire’ ist ein netter, kleiner Film, von denen Soderbergh in den letzten Jahren schon so einige schnell produziert hat. Es geht ihm leicht von der Hand, unterstrichen wird das durch den lässigen Funk/Jazz-Musikstil von Composer David Holmes, der bereits bei den ‘Ocean’s’ Filmen mit Soderbergh arbeitete. All dies lässt Soderbergh attraktiv wirken. Er kann nahezu jeden Hollywood-Star anfragen und sie werden trotzdem auch nur für die kleinste Rolle bei ihm antanzen. Diese lassen einen, ähnlich wie bei Soderberghs ‘Contagion’, auch die Tatsache übersehen, dass kein Charakter wirkliche Tiefe hat. Niemand durchgeht einen klassischen Arc oder ist wirklich interessant. Nicht einmal die Namen spielen dank der bekannten Gesichter eine große Rolle. Abgesehen vom Drehbuch aber ist ‘Haywire’ ein flüssiger, gut inszenierter und erfrischender Film dank der Kombination von modernen Thriller-Elementen und traditioneller Kameraarbeit.

8/10

Großbritannien 2012
Regie: James Watkins
Drehbuch: Jane Goldman
Darsteller: Daniel Radcliffe, Ciaràn Hinds
Länge: 95 Minuten
FSK: ab 12

Ein ganzes Jahrzehnt lang war Daniel Radcliffe für jeden auf der Welt Harry Potter. Nach dem Ende der Filmreihe versucht er sich, wie seine anderen Schauspielpartner, in anderen Rollen. Bereits während der Potterzeit wusste er interessante Akzente in dem Drama ‘Equus’ oder in der Buchverfilmung ‘December Boys’ zu setzen. Doch nun spielt er zum ersten Mal die Rolle eines Erwachsenen mit Kind – ausgerechnet in einer Rolle, die der Schauspieler seines Filmvaters James Potter bereits 1989 in der TV-Adaption des gleichnamigen Buches spielte.

In ‘The Woman in Black’ spielt Radcliffe den verwitweten Vater eines kleinen Jungen, der auf Grund seiner Arbeit als Anwalt in eine kleine Stadt an der Küste Englands reisen muss, um das dort alleinstehende Haus einer alten Familiendynastie zu verkaufen. Die Bewohner der Stadt sind verängstigt, denn es soll der Geist einer Frau im Haus leben, dessen Sichtung Unheil für alle bedeutet.

Die Exposition in Jane Goldmans Drehbuch ist ein wenig holprig. Mir war nicht wirklich klar, was Arthur Kipps jetzt mit dem Haus machen soll. Soll er es verkaufen? Soll er die Akten da durchsehen? Doch das spielt alles keine wirklich große Rolle mehr, sobald Kipps in dem Dorf ankommt. Die Atmosphäre ist dicht und die Angst in jeder Einstellung spürbar. Schnell stellt sich heraus, dass die Bewohner mit ihrer Befürchtung recht haben. Was folgt, sind 20 unglaublich gute und gelungene Minuten, die traditionelle Jump Scares in origineller Art und Weise zu nutzen wissen. Dennoch bleiben diese stets vorhersehbar, sofern man sich im Genre ein wenig auskennt. Trotzdem überzeugt die zweite Hälfte des Films. Die Geschichte nimmt überraschende Wendungen und scheut nicht davor zurück, gewisse unerwartete Routen zu nehmen. Doch der wirkliche Star des Films ist das Haus, auf einer vorgelagerten Insel thronend, die nur bei Ebbe zugänglich ist. Watkins weiß um seinen eigentlichen Star und hat mit Hilfe der Set Designer großartige Arbeit geleistet, die zu jeder Sekunde spürbar ist. Das Watt, die überwachsende Insel, das vollgestellte Haus, Close-Ups von unheimlichen Puppen – Watkins weiß die Atmosphäre aufzubauen.

Radcliffe macht seine Sache gut. Zu keinem Zeitpunkt habe ich hier Spuren eines Harry Potters gesehen. Er mag ein wenig jung für die Rolle daherkommen, aber das waren früher ja auch noch andere Zeiten. Dass alles so balanciert daherkommt, darf Ciaràn Hinds zugesprochen werden, der alleine durch seine Screenpräsenz, Mimik und Ausstrahlung zu überzeugen weiß, jedoch stets Radcliffe bewusst genug Raum lässt, sodass dieser zu keiner Zeit Schwächen zeigt – unähnlich den Potter-Filmen.

Unterm Strich ist’The Woman in Black’ ein düsterer und atmosphärischer Film, der durch originelle Jump Scares und einige gute Momente überzeugt.

7/10

Warnung: Spoiler für Comic und Folge

“It’s my farm!” – “Not anymore.”

Tja, ferner ab der Realität hätte meine Schätzungen für das Finale nicht sein können. Mit der Farm wird wesentlich schneller und in einem besseren Weg, wie von mir vermutet, abgeschlossen. Das Finale war ein guter Abschluss für eine mittelmäßige Staffel mit ganz wenigen Lichtblicken, aber vielen Hoffnungsschimmern – vor allem Dank der Comics. Hier liegt auch eine Tendenz, die für die gesamte Staffel gilt: Umso näher am Comic, desto besser die Episoden.

Goodbye, Hershel Farm

Die Zombies kommen und Rick kann sich mit Carl noch schnell in die Farm retten. Zuvor wird im Cold Opening schön gezeigt, wie über Monate hinweg eine “Herd” entsteht, die ihren Ursprung im Serienpiloten hatte. Schön. Weniger schön wird es für die Verbleibenden auf der Farm, die mit der dümmsten Idee aller Zeiten ankommen: Lasst uns wild in Autos umherfahren und die Zombies aus den fahrenden (!) Autos heraus erschießen. Das ist stylisch, aber extrem dumm und uneffektiv. Es zerstört den langsam und mühseelig aufgebauten Realismus der vorherigen Episoden. Natürlich klappt nicht alles wie es soll und die Gruppe wird in alle Richtungen verstreut. Carol wird von Daryl gerettet, T-Dog, Beth und Lori können sich mit dem Auto retten, müssen aber Andrea zurücklassen, und Glenn und Maggie nehmen auch die letzte Chance zur Flucht. Währenddessen wird Jimmy zerfleischt, weil er statt mit dem Wohnwagen weiterzufahren, die Tür aufmacht – äußerst dumme Szene. Dafür stirbt Patricia interessant, die Beth nicht loslassen möchte (oder ist es andersrum?). Jedenfalls nette Anspielung auf Issue 83.

Carl und Rick können entkommen, doch sie retten vorher noch Hershel, der standhaft blieb und wohl ohne Ricks Rückkehr überrannt worden wäre.

Eigentlich hätte Hershel sterben sollen. Das verrieten Showrunner Glen Mazarra und Comic-Schöpfer letztens in einem Interview. Doch als sie Hershels Gesicht bei der Flucht von Farm sahen, waren alle Bedenken verflogen und sie waren froh, dass sie es nicht getan haben. Halleluja, nicht nur sie! Jungs, was geht ab? Hershel? Really?

Entry: Badass

Andrea muss zu Fuß flüchten durch den Wald. Verfolgt von vielen Walkern schlägt sie sich wacker, doch das Gewicht der Waffen verlangsamt sie und ihr droht die Munition auszugehen. Sie schafft es relativ weit, doch 3 letzte Walker stehen ihr gegenüber und sie hat keine Munition mehr. Als der letzte Walker auf sie fällt und ihr in den Hals zu drohen beißt, wird der Kopf des Zombies von einem Katana abgetrennt.

Es ist der coolste Moment der Serie: Michonnes Auftritt. Den Serienzuschauer noch unbekannt, ist Michonne eine der Fanfavorites. Die Einstellung ist genau wie ihr Reveal im Panel des Comic. Fantastisch. Die wird in der kommenden Staffel von Danai-Gurira dargestellt und wenn das mal nicht ein fantastisches Casting ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.

Staffel 3 – Hinter Gittern

Alle treffen auf dem Highway wieder zusammen. Sie fahren erstmal planlos weiter, bis sie keinen Sprit mehr haben. Sie schlagen ihr Lager neben der Straße auf. Der Streit eskalisiert. Rick gibt zu, dass er Shane getötet hat. Lori flippt aus, weil Carl Zombie-Shane getötet hat. Und die Gruppe verliert das Vertrauen zu Rick, weil er ihnen verschwiegen hat, dass sie alle bereits infiziert sind – das große Geheimnis von Dr. Jenner aus dem Finale der ersten Staffel. Hat entgegen der Aussagen der Produzenten letztlich doch relativ lange gedauert bis das Geheimnis rauskam. Soviel zu “Wir sind kein LOST.”

Am Ende verliert Rick seine Geduld und weist die Anschuldigungen von sich. Jeder kann jederzeit gehen, doch wenn sie bleiben, ist er der Anführer: “This isn’t a democracy anymore.” Keiner geht, doch die Gesichter zeigen, dass dieses Spannungsfeld interessante Wendungen in der Staffel 3 bringen wird, besonders, wenn sie im Gefängnis sind und der Lagerkoller kommt. Und ja, richtig: Gefängnis. Das ist der große Cliffhanger – für Fans weniger, aber immerhin wurde es bestätigt. Staffel 3 geht’s hinter Gittern.

The Governor Called

Dies eröffnet natürlich Raum für Spekulationen. Major Spoilers Ahead: In der Review zur letzten Folge bemängelte ich Shanes Potential zum Antagonisten. Der Comic kannte bisher nur einen wirklichen Bösewicht, wenn auch einen der fiesesten aller Zeiten: Den Governor. Dieser ist bereits gecastet und wird von David Morrissey verkörpert. Das ist kein typisches Casting, zumal Philip Blake stets etwas lateinamerikanisches an sich hatte in Charlie Adlards Zeichnungen, aber Morrissey ist wesentlich besser ausgestattet die feinen Nuancen des Charakters herauszukitzeln, als ein von Fans gewolltes Type-Casting Danny Trejos – so gut das auch äußerlich passen mag.

Der Govenor wird meiner Ansicht nach sich als Anführer der Gruppe von Randall herausstellen. Wie Comicsfans wissen, wird er Rick die Hand abhacken und das Gefängnis später mit einem Panzer stürmen. Dabei stirbt Lori und das inzwischen geborene Mädchen Judy. Ob das so kommen wird, mag ich bezweifeln. Die Serie wird sich bestimmt wieder einige Freiheiten nehmen und einiges weglassen. Tyrese scheint nun bisher außen vorgelassen zu werden – immerhin lebt T-Dog noch, was aber mehr ein Zeichen guten Willens der Schreiber ist à la “the black guy doesn’t die first for once” als guter Ersatz für Tyrese. Das Gefängnis wird bestimmt von ein paar Leuten noch bewohnt sein. Ob der Governor bereits in den frühen Episoden mitspielen wird, bezweifel ich stark. Oder ich hoffe es. Aber ob man 16 Folgen nur mit dem Gefängnis füllen kann ohne einen erneuten Lagerkoller wie auf der Farm zu haben? Erst gegen Ende würde es Sinn machen, wenn man dem Comic folgt. Und der Cliffhanger, dass er Ricks Hand abhackt, wäre doch genial.

Vorher auf PEWPEWPEW:
The Walking Dead S02E01 – “What Lies Ahead”
The Walking Dead S02E02 – “Bloodletting”
The Walking Dead S02E03 – “Save the Last One”
The Walking Dead S02E04 – “Cherokee Rose”
The Walking Dead S02E11 – “Judge, Jury, Executioner”
The Walking Dead S02E05 – “Chupacabra”
The Walking Dead S02E06 – “Secrets”
The Walking Dead S02E07 – “Pretty Much Dead Already”
The Walking Dead S02E08 – ‘Nebraska’
The Walking Dead S02E09 – ‘Triggerfinger’
The Walking Dead S02E10 – “18 Miles Out”
The Walking Dead S02E11 – “Judge, Jury, Executioner”
The Walking Dead S02e12 – “Better Angles”

USA 2012
Regie: Gary Ross
Drehbuch: Gary Ross, Suzanne Collins, Billy Ray
Darsteller: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Stanley Tucci, Woody Harrelson und Donald Sutherland
Länge: 142 Minuten
FSK: ab 12
Start: 23. März 2012

Ein Atomkrieg verwüstet den Planeten. Aus den Ruinen erhebt sich auf dem nordamerikanischen Kontinent der autokrative Staat Panem, der sich aus einer Hauptstadt in den Rocky Mountains und 13 auf dem restlichen Gebiet verteilten Disktrikten konstituiert. Nach einer Rebellion gegen die Hauptstadt wird der Initiator, der 13. Distrikt, dem Erdboden gleichgemacht. Fortan müssen die restlichen 12 in einer harschen Diktaktur leben. Als Erinnerung und Strafe für ihren Aufstand werden jedes Jahr ein Mädchen und ein Junge im Alter von zwölf bis 18 Jahren ausgewählt, um an den Hungerspielen teilzunehmen, einem live im Fernsehen übertragenen Wettkampf, bei dem es nur ein Ziel gibt: Alle anderen Mitspieler zu töten.

Die Prämisse von Suzanne Collins weltweitem Bestseller und ersten Teil der “Hunger Games”-Trilogie alleine klingt so düster und erschreckend, dass man sich nichts Geringeres als das berüchtigte R-Rating vorstellen kann. Außerdem werden mehr als auffällige Parallelen zum Kultfilm “Battle Royale” aus Japan erweckt, ein Umstand, den Suzanne Collins weit von sich weist: Ein Herumzappen zwischen Reality-Shows und Berichten über den Irakkrieg brachte sie auf die erfolgbringende Idee. Man mag es ihr, wenn man die Trilogie, die besonders im dritten Teil eine dramatische, inhaltliche Wende nimmt, glauben. Für sich genommen aber ist The Hunger Games in vielen Teilen eine zahme Kopie einer guten Idee, mit guter Exposition, einem gelungenen Weltenbasteln, gepaart mit einer grandiosen Hauptdarstellerin.

Doch Regisseur Gary Ross schafft es, dass zu mindest die erste Hälfte seiner Adaption weitestgehend keine Erinnerung an Battle Royale hervorruft. Er schaffte es sogar, dass der Film bei uns mit einer FSK-12 Einstufung in die Kinos kommt. Der japanische Verwandte hingegen ist seit Jahren indiziert. Das liegt an der Nähe zum Buch: Während der Ross zwar geschickt darin ist, Figuren zu marginalisieren und interessante Szenen hinzuzufügen, bewegt er sich in der zeitlichen Aufteilung der Aspekte von Dystopie in der ersten und Survival in der zweiten Hälfte zu nahe am Buch. Während sich der Ton eines Buches eher durch den Erzähler definieren lässt, werden wir über Katniss’ Gedanken weitestgehend im Unklaren gelassen. Dadurch stößt der zweite Teil des Films ein wenig auf, er passt nicht so wirklich. Dazu ist er zu kurz und vor allem: zu unblutig. Ross ist zwar geschickt darin, die durchaus dunklen und grausigen Tötungsszenen durch Shaky-Cam und unfokussiertn Close-Ups in gewisser Hinsicht zwar zu zeigen, jedoch viel dem Zuschauer zu überlassen. Natürlich wird hier die Realität wieder ein wenig ausgeblendet. Hier hält Lionsgate den Zuschauern eher den Augen zu, als dass Gary Ross eine in sich stimmige Entscheidung als Künstler trifft.

Das kann man zwar dadurch rechtfertigen, dass Katniss auch im Buch nicht viel vom anfänglichen Gemetzel mitbekommt, aber es ist ein Film und kein Buch – und dieser krankt durch den Druck von Produktionskosten, Fanerwartungen und Franchisehoffnungen des Studios. All dies führt dazu, dass der Film PG-13 sein muss. Dass dies inzwischen das Ziel eines jeden Mainstream-Hollywood-Films ist, mag kein Geheimnis sein, noch ein direkter Nachteil. Es führt jedoch dazu, dass Katniss’ Geschichte zahmer wird und ihren Schrecken verliert. Zu keiner Sekunde verspürte man eine wirkliche Gefahr für Katniss, die im Buch allgegenwärtig ist. Nicht einmal war sie kurz vorm Verdursten. Peeta nippelte fast in der Höhle, in der sich die Geschichte für mehrere Tage bewegt (im Film sind es Minuten und eine Nacht), ab. Das Finale wirkt gehastet, während es im Buch mehrere Stunden dauert. Ähnlich emotionslos wirken die Tode der Tributen, selbst die, die Dialog haben. Wir kennen keinen genug, um die nötige Trauer zu fühlen oder den Ekel zu entwickeln, der uns als Zuschauer bei diesem Spektakel erstarren lassen soll.

Das Verhältnis zwischen eins zu eins Adaption in der Exposition und Marginalisierung des eigentlichen Hauptteil und Fleisches der Geschichte will nicht so wirklich funktionieren. Insbesondere ein paar Reaktionen der Zuschauer in der Hauptstadt, vielleicht sogar aus den ersten beiden Distrikten haben gefehlt. Durch die Darstellung der roboterartigen Präzision der Gamemaster der Hauptstadt, der armen Tribute in der Arena und der hilflosen Massen in den armen Distrikten, stellen sich stofffremde Zuschauer berechtigt die Frage, wieso niemand etwas dagegen unternimmt.

Immerhin, ein großes Plus des Films ist seine Besetzung. Die schauspielerische Begleitung für unser Trio durch Größen wie dem herrlichen Stanley Tucci oder den hier oscarreifen Woody Harrelson als besoffener Mentor Haymitch gibt den Jungdarstellern einen guten Rahmen, den insbesondere Jennifer Lawrence und Josh Hutcherson auszufüllen wissen. Liam Hemsworth hat hier nicht einmal eine wirkliche Nebenrolle. Die Leistung ändert jedoch nichts daran, dass die Schauspieler falsch besetzt sind. Sie schauen alle ein wenig zu alt aus, auch wenn Makeup und Kostüme ihr Möglichstes tun. Schade ist auch die Besetzung von Präsident Snow durch Donald Sutherland, der zwar fies, dafür aber auch ein wenig zu alt und ungefährlich aussieht. Hier hätte ich mir, wie schon beim Lesen des Buches, Malcolm McDowell vorgestellt, dessen Blicke wesentlich mehr die im Buch beschriebene Schlangenartigkeit ausdrücken können. Außerdem wirkt er wesentlich agiler und dadurch gefährlicher.

Doch der richtige Grundstein wurde gelegt. An und für sich mag ‘The Hunger Games’ ein komischer Mix aus Dystopie und Survival-“Horror” sein; seine wahre Qualität wird sich jedoch erst mit den, dank des überragenden Startwochenendes als sicher geltenden, Fortsetzungen zeigen. Wie man jedoch das dritte Buch mit einem PG-Rating verfilmen will, ist und bleibt mir ein Rätsel. Wird man es ähnlich wie hier lösen, dann wird es cinematographisch sicherlich interessant, könnte aber durch diese Darstellung der Thematik, die realer und medienaktueller nicht sein könnte, nicht gerecht werden. Es wäre eine zweifelhafte Botschaft, insbesondere für das junge Publikum.

7/10

Autor: Warren Eliis
Artwork: Colleen Doran
Lettering: Clem Robins
Colorierung: Dave Stewart
Verlag: DC Vertigo (2003)
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Warren Ellis’ ‘Orbiter’ ist einer der wichtigsten Comics, die jemals geschrieben wurde. Das sage ich voller Überzeugung. Obwohl der Comic 2003 erschien und er bereits damals zeitgenössische Bedeutung besaß, könnte er heute kaum aktueller und wichtiger sein, denn es geht um nichts Geringeres als die Zukunft der bemannten Raumfahrt.

Die Geschichte ist äußerst spannend. Seit 10 Jahren – nachdem das Space Shuttle Venture nach dem Start verschwand – war kein Mensch mehr im Weltall. Zu gefährlich ist alles und das Verschwinden des Shuttles war zu unerklärlich. Kein Risiko mehr. Doch plötzlich taucht das Shuttle wieder auf und macht eine Bruchlandung auf dem inzwischen als Shanty-Town dienenden Kennedy Space Center. Schnell wird die NASA wiedereingesetzt und ein Team aufgebaut. Die führenden Köpfe bilden die Biologin und letzte lebende Astronautin Michelle Robinson, der Ingenieur und Raketenexperte Terry Marx und Anna Bracken, der die vielleicht schwierigste Aufgabe zufällt, denn sie muss John Cost interviewen, den einzigen Astronauten, der noch an Bord der Venture war.

Wenn schon die erste Seite einem den Atem raubt, dann weiß man, dass man ein gutes Buch in den Fingern hält. Warren Ellis’ Idee, den Comic mit einem Splash-Panel des aufgegebenen und inzwischen als Shanty-Town genutzen Kennedy Space Centers zu beginnen, ist ebenso fantastisch wie erschreckend. In seinem Vorwort schreibt Ellis, dass der Comic eigentlich erst wesentlich später erschienen wäre, man aber nach dem Absturz der Columbia im Januar 2003 das Gefühl hatte, dass er direkt raus musste – denn er hat etwas zu sagen. Etwas ganz Bedeutendes. Es ist ein Comic der Hoffnung.

Nach dem Absturz, ähnlich wie bereits nach der Challenger-Katastrophe, sollte später kein Shuttle mehr für 18 Monate starten. Schlussendlich aber starteten sie wieder. Und das ist das Wichtigste. In seiner bewegenden Rede am Abend der Explosion richtete sich Ronald Reagan insbesondere an die vielen Kinder, die die Katastrophe live am Fernsehen miterlebten, weil eine Lehrerin mit an Bord war: “[…] it is part of taking a chance and expanding man’s horizons. The future does not belong to the faint hearted, it belongs to the brave.”

Darauf aufbauend, zeigt uns Warren Ellis, was mit dem Menschen passiert, wenn er aufhört. Wenn er stehen bleibt. Er degeneriert. Das Bild des Kennedy Space Centers symbolisiert was passiert, wenn wir unsere Bestrebungen ruhen lassen. Diese Botschaft ist heute noch wesentlich wichtiger als 2003. Die NASA hat die autonome, bemannte Raumfahrt komplett eingestellt. Kein Shuttle startet mehr. Die nächste Generation bemannter Raumschiffe soll frühestens Ende des Jahrzehnts ihren ersten Einsatz haben. Momentan sind die Amerikaner nur Beifahrer der Russen. Nichts könnte der amerikanischen Gesellschaft, und der Welt allgemein, mehr helfen die Wirtschaftssorgen und Krisen besser zu verarbeiten, als wenn wir wieder ein gemeinsames Ziel hätten. Wir verbauen gerade unsere Zukunft. Und die unserer Kinder. Denn die müssen erst lernen zu träumen. In unserer Zeit fällt das momentan schwer.

Der Comic hat ein paar kleine Längen in der Mitte, da man sich als pfiffiger Leser schnell ausmalen kann, was passiert ist. Doch dann kommt es ganz unerwartet. Ich kann die immense Awesomeness des Comics nicht aufzeigen, ohne euch zu spoilern, deshalb nur weiterlesen, wenn ihr euch ganz sicher seid. [Markieren]Als Cost und seine Crew an die ISS andocken wollen, schießen sie plötzlich weg und sind binnen Sekunden auf der Rückseite des Mondes. Panik bricht aus. Dann erscheint ein Licht. Eine Stimme ist in den Köpfen der Astronauten zu hören. Es sind unsere Freunde von anderen Sternen. Sie haben auf uns gewartet. Doch wir waren zu ängstlich. Zu zögerlich. Sie haben gewartet, doch es ging ihnen nicht schnell genug. Sie wollen Freunde zum Spielen, zum weniger alleine sein. Cost und seine Crew erleben in den nächsten 10 Jahren, und das ist dank Biologin und Raketenphysiker (aka Warren Ellis) gar nicht mal so dumm erklärt, eine Rundreise durch die Galaxie. Cost kehrte lediglich zurück um den “Rest” zu den Sternen zurückzuholen. [Spoilerende] Der finale Moment ist so rührend, das Papier wurde ein wenig nass.

Besser kann ein Comic nicht sein. Ich lege ihn jedem ans Herzen, der schon einmal nachts in den Himmel schaute und sich fragte, warum wir aufgehört haben zu träumen.

Warnung: Spoiler für Comic und Folge

“The Governor called, you’re off the hook.”

Ich habe die Zombies schon mehr als einmal als Naturkraft in meinen Reviews beschrieben. Wie eine Naturkatastrophe ziehen sie durch das Land und werden durch Zerstörung und Tod noch stärker. Dennoch, sobald man über den initialen Schock “Oh Scheiße, Zombies!” hinweg ist, und das sind unsere Charaktere seit Langem, brauch man mehr um zu unterhalten. The Walking Dead hat das langsam begriffen. Ziemlich spät, denn wir sind eine Folge vom finale der zweiten Staffel entfernt und die lauernde Gefahr durch die andere Gruppe ist gut, aber noch nicht personifiziert und dadurch schwach. Die Show braucht einen Antagonisten.

Es gibt interessante Momente in dieser Folge. Andrea und Glenn reparieren den RV und zollen Dale damit einen gebührenden Serienabschied. Inbesondere die hübsch geschnittene Begräbnisszene setzt einen passenden Ton für die Folge, der ausnahmsweise mal aufrecht erhalten wird. Weiterhin: Die Camper ziehen endlich ins Farmhaus ein. Die Leute sind emotional zusammengewachsen, es ist also an der Zeit, dass sie auch zusammen wohnen – immerhin steht der Winter vor der Tür.

Decisions, decisions…

Aber hauptsächlich funktioniert die Folge, weil der Status Quo geändert wird. Endlich werden Nägel mit Köpfen gemacht. Es werden Entscheidungen getroffen und Charaktere kommen weiter, ja sogar T-Dog hat tatsächlich einmal ein paar Zeilen – das naht ja schon an Character Development! Lori entschuldigt sich bei Shane. Sie gibt zu, dass sie Gefühle hatte, dies aber nun vorbei ist und Rick ihr Mann ist. Punkt. Doch gerade dieser Versuch alles zu glätten, bringt das Unheil herbei. Shane braucht Loris Unentschlossenheit. Es gibt also nur eine Möglichkeit Lori zu gewinnen: Er muss Rick töten.

Um dies zu tun, entführt er Randall und erledigt diesen im Wald. Shane war noch nie der Schlaue in der Gruppe… Er erfindet die Geschichte, dass Randall ihn überwältigt und in den Wald entkommen ist. Shane, Rick, Glenn und Daryl folgen ihm also. Inzwischen ist es Nacht. Glenn und Daryl finden Randall ALS ZOMBIE. Sie erledigen ihn und entdecken, dass er nicht gebissen wurde, sondern nur auf Grund eines Genickbruches starb. Währenddessen kann Rick Shane austricksen. Er verwickelt ihn in ein Gespräch, doch er merkt, dass Shane zu entschlossen ist und er ihn nicht überreden kann. Er täuscht vor, ihm seine Waffe zu geben, und zieht schnell ein Messer und ersticht ihn. Shane stirbt. Doch nicht ganz. Rick wartet – er ahnt etwas. Er muss es wissen! Währenddessen erleben wir, wie tobende Zombies als Flashcuts über den Screen huschen – zum ersten Mal wird die Zombietransformation visuell subjektiv dargestellt.

Wie der Sohn, so der Vater

Doch bevor Rick dies merkt, steht Carl vor ihm. Was hat sein Vater da getan? Er hebt die Waffe und schießt – und trifft Shane, der inzwischen zombifiziert nahe hinter Rick stand. Der Schuss wird gehört – von einer Horde im inzwischen getrockneten Sumpf. Vater und Sohn sehen sich einer nahenden Naturgewalt gegenüber.

Alles in allem finde ich das gut. Ja, doch. Zunächst fand ich es blöd, weil nicht Carl Shane umbrachte – da hatte wirklich jeder Comicfan drauf gewartet, denn die Szene lief genau so ab. Doch es macht mehr Sinn, dass Rick derjenige ist, der ihn umbringt. Shane war kein wirklicher Antagonist, er hat immer nur gekuscht und sich den Kopf gerieben und bei den Anderen beschwert. Seine Transformation zum Verrückten in dieser Episode war notwendig, doch sie kann nur von kurzer Dauer sein. Alles andere lässt Rick nicht zu. Damit ist der Konflikt, der die Gruppe und die gesamte Staffel lähmte überstanden. Alas, es ist vorbei. Dass Carl Shane jedoch trotzdem erschießt, erscheint mir wie eine lahme Ausrede der Autoren, à la: “Schaut, Carl HAT Shane erschossen, nur eben als Zombie.” Oder es könnte auch sein, dass man nicht zeigen konnte/wollte, wie ein Kind einen Charakter erschießt.

Spekulation über das Finale

Hershels Aufforderung kam die Gruppe nie nach. Sie blieben auf der Farm, Rick rettete Hershel aus der Bar und insgesamt wuchsen alle zusammen. Es gibt keinen Grund die Farm zu verlassen. Dort draußen gibt es nur Unheil, die Farm war den Sommer über sicher, wieso nicht auch noch länger? Ein paar Anpassungen hier, ein paar Nachbesserung dort, und man kann sich dort ein gutes Leben machen. Das stimmt auch, nur wäre das keine gute Serie. Bereits die erste Hälfte litt stark darunter. Ich denke, dass die Horde die Farm überrennen wird und unsere Helden sich verbarrikadieren müssen. Ein paar könnten sogar sterben. Meine Tipps wären T-Dog, Patricia und noch jemand, dessen Tod den Fans wirklich weh tun wird. If you burn down the house, YOU BURN DOWN THE HOUSE!

Weiterhin denke ich, dass Ricks Gruppe diese riesige Horde nicht alleine bewältigen kann. Deshalb wird wohl im letzten Moment die Rettung kommen. Als passende Transition und Cliffhanger für die dritte Staffel könnte ich mir da sogar den inzwischen gecasteten Govenor vorstellen, sodass diese Storyline in der dritten Staffel dominiert und der lahme, der Farm ähnliche Gefängnisplot komplett übersprungen wird. Irgendwas oder irgendjemand wird am Ende kommen müssen. Ich wette mein Geld darauf.

Vorher auf PEWPEWPEW:
The Walking Dead S02E01 – “What Lies Ahead”
The Walking Dead S02E02 – “Bloodletting”
The Walking Dead S02E03 – “Save the Last One”
The Walking Dead S02E04 – “Cherokee Rose”
The Walking Dead S02E11 – “Judge, Jury, Executioner”
The Walking Dead S02E05 – “Chupacabra”
The Walking Dead S02E06 – “Secrets”
The Walking Dead S02E07 – “Pretty Much Dead Already”
The Walking Dead S02E08 – ‘Nebraska’
The Walking Dead S02E09 – ‘Triggerfinger’
The Walking Dead S02E10 – “18 Miles Out”
The Walking Dead S02E11 – “Judge, Jury, Executioner”