Wisst ihr noch, als es ziemlich gefährlich war, “Solo” irgendwohin zu gehen und ich Wookieeliebe versprühte? Die Mission hatte großen Erfolg, denn mir wurde folgendes Bild zugespielt.
Mwahahaha!
20 Mar, 2012 · Sascha · Featured,Film,Personal · 14 comments
via First Showing
Manchmal hat jemand eine tolle Idee in Hollywood. Manchmal haben zwei Autoren die gleiche Idee zur gleichen Zeit. Und manchmal produziert ein Studio schnell einen Film, weil es befürchtet, dass ein anderes Studio gerade die neue, heiße Scheiße produziert, auf die die Leute abfahren werden. So passiert es, dass in manchen Jahren zwei sehr ähnliche Filme in die Kinos kommen. Das war letztes Jahr so, als jemand mit der Idee “Freunde haben auf einmal Sex” (No Strings Attached, Friends with Benefits) ankam, 1998 war es ein Asteroid, der die Erde zerstören soll (Deep Impact, Armageddon), und im Jahr 2000 war es der Mars, der kolonialisiert werden will (Mission to Mars, Red Planet).
Seither war aber niemand mehr auf dem Mars. Der Grund: Geld. 2000 bombten nicht nur zwei Filme am weltweiten Box Office auf spektakuläre Art und Weise, sondern auch der Mars selbst. Erst 2011 traute sich Disney mit seinem Animationsfilm ‘Mars needs Moms’ wieder an den roten Planeten und erlebte einen der schlimmsten Flops der Filmgeschichte.
Kein Wunder also, dass Disney, die auch Andrew Stantons Adaption von Edgar Rice Burroughs’ Buchreihe um John Carter produzierten, den eigentlich geplanten Titelzusatz “of Mars” schnellstens strichen. Sogar Poster waren schon im Umlauf, die alle das überaus nette JCM Logo zeigten. Aber für John Carter hieß es Kommando zurück. In Interviews gaben zwar Regisseur Stanton und die Schauspieler mehrfach an, dass der Titel geändert wurde, weil der Charakter John Carter sich seinen Titel erst im Laufe des Filmes verdienen muss, aber wir wissen alle, dass das wohl marketingtechnisch nur klug eingerenkt wurde und eigentlich gelogen ist. So sinnvoll und, wenn man den Film gesehen hat, einleuchtend diese Erklärung auch sein mag, waren es am Ende wohl eher doch die Disney Executives, die einen weiteren Flop vermeiden wollten.
Die Angst war wohl berechtigt, denn jetzt haben wir den Salat. Andrew Stantons, zweimaliger Oscar-Gewinner für ‘Wall-E’ und ‘Findet Nemo’, erster Live-Action-Film fährt gerade einmal 30 Millionen US-Dollar (in den USA, weitere 70 Millionen weltweit) an seinem ersten Wochenende ein – das ist weniger als ein Zehntel seines angeblichen Budgets von bis zu 350 Millionen! Das ist eine verdammte Schande, denn der endgültige Film ist eine wunderbare Hommage an klassische Sci-Fi-Abenteuer. Der Film ist abenteuerlich, reich an Mythologie, schön geschossen und schlicht und einfach unterhaltend von Anfang bis Ende. Woran liegt es also, dass John Carter so schrecklich floppen konnte? Ich kann es euch sagen: Disney.
Selbst Edgar Rice Burroughs wusste, dass man mit einem Durchschnittsnamen wie Horst, Heinz oder John Carter keinen Blumentopf verkaufen kann und hat lediglich ein Buch, das letzte von elf, nach seinem Helden benannt. Der Rest ist spektakulär benannt und trägt jeweils stets den Titelzusatz “of Mars” – Kinokassengift in Disneys Buch. Also heißt der gute Film nun schlicht wie sein Titelheld. Aus Angst, Fans des Originals zu verärgern, würde man es in etwas komplett Neues ändern? Aus Angst, dass “A Princess of Mars” bei der wichtigen Demographie der männlichen Jugendlichen nicht ankommt? Des Versuches wegen, den Charakter zu einer mythischen Figur zu erheben? Ich kann es mir nicht erklären. Ich weiß nur, dass John Carter – sofern man den Film nicht gesehen hat, nichts darüber weiß und das Plakat einfach so sieht – langweilig ist. Und das ist nie gut. Niemand hätte einen Film namens Jake Sully sehen wollen.
Aber nicht nur beim Namen hat Disney das Kind fallen gelassen, sondern vor allem beim Marketing. Wenn man soviele Millionen, fast ein Drittel des Gesamtbudgets, für die Vermarktung eines Films ausgibt, dann sollte man sich auch Gedanken darüber machen, was man da an jede Hauswand, Bushaltestelle, LCD-Screen oder Litfasssäule klebt. Schon beim ersten Trailer hat Disney es völlig verpasst den Charakter und seine Geschichte gebührend und einfach einzuführen. John Carter ist ein klassischer Filmprotagonist. Er ist der Opa von Luke Skywalker, Peter Parker oder sogar Jake Sully aus Avatar. Deren Geschichte ist nämlich fast identisch. Ein Typ, der gerade am Tiefpunkt seines Lebens ist, kommt auf eine fremde Welt, auf der übernatürliche Kräfte hat und sich den Ureinwohnern anschließt. Screenwriting 101. Schaut euch mal den Avatar-Teaser an, der das fast ohne Dialog schafft zu erzählen, und vergleicht das mit dem ersten John Carter Trailer.
Es spielt leider keine Rolle, ob jetzt massenweise Artikel geschrieben werden, dass es ohne JC kein Star Wars, Star Trek oder Avatar gäbe, wenn der eigentliche Trailer und das Marketing es verpassen bzw. nicht schaffen, dies dem Publikum klarzumachen.
Es ist bezeichnend, wenn ein aus Clips und Trailern zusammengeschnittener Fan-Trailer mehr Sinn macht und die Geschichte dem Zuschauer besser näher bringt, als das offizielle Material. Nicht ohne Grund wurde der Trailer von Stanton und Anderen retweetet.
All das würde mich eigentlich nicht stören, denn schlechtes Marketing hindert mich nicht daran, einen Film zu sehen, für den ich mich interessiere. Es hindert mich auch nicht daran, den Film überaus toll zu finden, was ich tue. Es hindert mich aber daran, mehr von Barsoom und John Carter zu kriegen, denn die Chancen auf ein Sequel, dem mit dieser klassischen Origin-Story eine perfekte Basis gelegt wurde, sinken gegen Null.
Stanton hat mich dazu gebracht in diese Welt und den Charakter, so stumpf und schroff er zu Beginn daher kommt, zu investieren. Und daher will ich mehr sehen. Es ärgert mich einfach, wenn es weder dem Cast oder der Crew, sondern dem verfehlten Marketing eines Studios und dem dadurch verbundenen Zuschauerschwund geschuldet ist, dass das nicht passieren wird.
Zu alledem kommt noch jetzt noch der Todesschuss von Disney, denn man hat via Presse verkünden lassen, dass der Film wohl 200 Millionen miese machen wird. Das, bei einem Film, der noch in den Kinos läuft, so öffentlich zu tun, ist eine Beleidigung, es grenzt an eine Ohrfeige, für Stanton und jeden Beteiligten. Da sind nicht einmal Spielzeug, Merchandise, TV- und Home-Video-Verkäufe mit drin einberechnet – diese Zahl dann so zu veröffentlichen ist eine bodenlose Frechheit. Ironischerweise ist Disney selbst schuld und sie merken es nicht einmal. Die Dinge werden wohl so weitergehen. Gute Poster, wie das obige, werden wir wohl weiterhin von indie-Künstler via Mondo kaufen müssen und gute Filme werden trotzdem im Kino laufen.
17 Mar, 2012 · Sascha · Personal · 4 comments
Ich war mit meiner Freundin letzte Woche durch unsere saarländische Hauptstadt Saarbrücken am shoppen als ich entdeckte, dass der sich lange im Bau befindende LEGO Store endlich geöffnet hatte. Die Shoppingtour machte also eine dramatische Wende, hinein in die Kindheit. Dummerweise habe ich nur Close-Ups gemacht, aber es gibt auch ein kurzes Video (von dem auch das obige Bild stammt. 35 Sekunden Intro…Also vorspulen), in dem man einen Eindruck für den Store bekommt. Ganz rechteckig wie ein LEGO-Stein ist dieser nämlich gehalten. Man kommt hinein, wird sogar nett begrüßt von einer Mitarbeiterin, die auch gerne bei allem hilft, und darf dann die Wände, die voller LEGO-Produkte sind, bestaunen.
Mich interessierte – natürlich – hauptsächlich Star Wars, aber es gibt auch ein paar andere nette Dinge zu tun, wie zum Beispiel mit Duplo spielen (ich baute einen Turm) oder sich LEGO-Männchen selbst bauen aus tausenden von kleinen Teilchen (ich baute Jack Nicholson aus The Shining – HEEEERE’S JOHNNY!).
Insgesamt eine tolle Erfahrung. Am Ende habe ich nach langer Entscheidung den Stormtrooper-Schlüsselanhänger gekauft, trotz Protest der Freundin, dass Stormtrooper doch “hässlich” aussehen. Da seht ihr mal, was ich alles durchmachen muss.
Nach dem Klick noch ein paar mehr Photos von Sternenzerstörern und anderen ausgestellten Sets. (weiterlesen…)
23 Feb, 2012 · Sascha · Alles sonst so,Personal · 5 comments
Mein Freund Dave schrieb mir gestern unter diesem Post folgenden Kommentar:
Cool wäre es, wenn du es in Saarlouis wirklich aufhängst. Wortspiel geht auch auf Deutsch.
“Bist du noch Solo? Nimm dir einen Wookie!”
Mit meinen exzellenten Paintfähigkeiten habe ich das Bild schnell umgestaltet, sogar mit passendem Star Wars Font. Da ich sowieso vorhatte, mit meiner Freundin in die Stadt zu fahren, traf sich das ganz gut. Da seht ihr mal wie sehr ich eure Kommentare wertschätze. Wir hingen sie heute Nachmittag auf und gegen Abend hatten schon einige zugegriffen. Sind nur ein paar Wookiees weg, aber naja. Ist halt eine Kleinstadt, sorry Leute.
Spread the Wookiee love, people!
Vor ein paar Wochen klingelte es und ich huschte im Morgenmantel zur Tür, um einem verregneten Postboten der DHL die Tür zu öffnen, der mir ein Päckchen in die Hand drückte. Verdutzt öffnete ich es und siehe da, es war mein iPhone 4S, das eigentlich erst zwei bis drei Wochen später hätte ankommen sollen. Freudig photographierte ich es um meinen Facebook-Freunden mitzuteilen: Schaut, ich habe konsumiert.
Zu meiner Überraschung bekam ich unnötige Kommentare, die mich ehrlich gesagt ein wenig trübten. Ich sehe mich nicht als Apple Fanboy, ich bin kein Missionar Steve Jobs’, der anderen ein Produkt aufzwingt, nein, ich war iPhone-Nutzer erster Stunde, weil mich das Produkt einfach überzeugte und das hat sich bis heute nicht verändert. Wer eins will, gut. Wer keins will, auch gut.
Ich war nie ein großer Fan von Handys. Nicht im Sinne von der Benutzung, die ja unwiderlegbar menschliche Kommunikation revolutionierte, sondern im Sinne von neuen Modellen. Ganz im Gegensatz zu meinem Onkel, der alle paar Monate das neueste Nokia, Siemens oder Motorola hatte und mir stets seine “alten” Modelle andrehen wollte, was ich ablehnte, denn ich war zufrieden mit dem was ich hatte.
Ich besaß mein ganzes Leben lang nur ein Handy: das Nokia 3310. Ich war zufrieden. Klein, handlich, schlichtes Design und es hatte Snake (ganz wichtig!). Und ich war nicht der Einzige. Das Nokia 3310 war damals das meist verkaufteste Handy auf der Welt und jeder Zweite auf dem Schulhof hatte eins. Es war das iPhone 2000.
Macht mich das zu einem Fanboy? Was ist denn eigentlich ein Fanboy? Sind Fanboys markengebundene Nerds? Mein Lieblingsautor John Green sagte einmal, dass Nerds eigentlich gar nicht so schlimm sind, denn was sie ausmacht, ist Freude: “nerds like us are allowed to be unironically enthusiastic about stuff… Nerds are allowed to love stuff, like jump-up-and-down-in-the-chair-can’t-control-yourself love it. […] When people call people nerds, mostly what they’re saying is ‘you like stuff.’ Which is just not a good insult at all. Like, ‘you are too enthusiastic about the miracle of human consciousness’.”
Es gibt also einen fundamentalen Unterschied zwischen etwas unreflektiert als die Parusie Christis zu proklamieren und ein Produkt mögen, weil man es toll findet – aus Gründen.
Natürlich kann man jetzt angeblich bessere Alternativen anbieten. Ich habe nicht genug Finger um die Male aufzuzeigen, wo mir Freunde Testergebnisse zu anderen Smartphones in so genannten Fachzeitschriften unter die Nase hielten, bei denen das iPhone nie Platz 1 erreichen konnte. Zu geschlossenes System, dazu iTunes-Bindung und keine “Erwachseneninhalte” (read: pr0n).
Aber gerade das liebe ich am iPhone. Ich benutze gerne iTunes. Ich kaufe gerne Musik. Und selbst wenn nicht, kann man Musik inzwischen durch iTunes Match ganz leicht (vorher war es auch nicht wirklich schwer) importieren. Dazu iOS, das ich liebe. Wenn ich eine App installiere, kann ich intuitiv navigieren. Nie ist eine App völlig neu. Kennt man eine, kennt man fast alle. Das spielt jetzt für mich keine so große Rolle, aber gerade für die älteren Generationen, für die in meinen Augen besonders das iPad als gute Annäherung ans Minimalweb bietet. Und wer Pornos auf seinem Handy schauen will, hat sowieso größere Probleme als sich hier jetzt mit meiner Meinung rumzuschlagen.
Abschließend festgestellt: Ich bin kein Fanboy. Ich kaufte mir ein Produkt, das mir gefiel und es gefällt mir bis heute. Klar, Produktbindung, etc., aber ganz ehrlich: Welchen negativen Effekt hat das auf mich, wenn mir das Produkt weiterhin gefällt, wenn es keine Probleme gibt und wenn es mir schon dutzende Male im Alltag in Notlagen half? Keinen. Ich mag mein iPhone. Ich liebe es vielleicht sogar; aber ich bin nicht blind vor Liebe. Jede gute Beziehung kann kaputt gehen, aber bisher ist das iPhone sehr treu und loyal.
16 Jan, 2012 · Sascha · Personal · 3 comments
Pfiffige Leser dieses Blogs haben vielleicht bereits in der Sidebar entdeckt, dass es dort eine Verlinkung zu dem Filmblog Filmaddicts.de gibt. Das Blog ist nicht einfach so von den anderen Awesome People in der Blogroll abgehoben, sondern aus dem Grund, dass ich da in Zukunft kräftig mitposten werden, zusammen mit Nils. Ein paar Leute wissen, wie sehr ich schon immer dessen Blog mochte (Designanlehnungen waren in früheren und auch in der heutigen Version von PEWPEWPEW nicht unbewusst) und auch, was er mit Filmaddicts machte. Nun arbeiten wir zusammen, ich fühle mich sehr geehrt und würde mich noch mehr darüber freuen, wenn ihr mal ab und an da vorbeischaut.
Inhaltlich ist das natürlich ein bisschen anders als bei mir hier. Es gibt zu 100% Film, dazu in einem etwas seriöserem Ton, auch wenn wir natürlich Filmnerds sind und das auch gerne zugeben. Der Relaunch ist jetzt eine Woche her, wir haben also bereits einiges anzubieten und man erkennt, wohin die Reise geht. Ich bin gespannt, ich hoffe ihr auch.
31 Dec, 2011 · Sascha · Personal · 3 comments
2011 war ganz OK. Für mich. Für viele Andere nicht. Lasst mal besser machen. Potential ist da.
Besser werden. Wir wissen ja wie. Tell ’em, Carl!
31 Dec, 2011 · Sascha · Film,Personal · 4 comments
1. Midnight in Paris (Review)
‘Midnight in Paris’ ist ruhig, in der besten Weise wie man das verstehen kann und die beste Alternative zum lauten Kinosommer. Er ist lustig, charmant, intellektuell und wundervoll magisch. Owen Wilson kann einmal wieder zeigen, was für ein wirklich guter Schauspieler er ist und der Rest des Casts ist ebenso fantastisch (alleine für Michael Sheens Charakter Paul, einem der besten Platzhirschen der letzten Kinojahre, lohnt sich der Kinobesuch. Corey Stolls als Hemingway stiehlt jede Szene. Oscarnomierung, bitte!). Woody Allen war nie wirklich fort, ist aber trotzdem zurück.
2. The Tree of Life (Review)
Vergleiche zu Stanley Kubricks Sci-Fi Epos “2001? lassen sich natürlich nicht verleugnen. Ähnlich wie “2001? ist “The Tree of Life” Kino Marke “Eine Nummer zu groß”. Es ist Kino so groß und so genial wie es nur sein kann und verfehlt dabei den Großteil heutiger Zuschauer. Dafür, dass Malick in diesen Zeiten nicht nur etwas so Originelles, sondern etwas so Großes probiert und es ihm dabei gelingt, so persönlich jeden Zuschauer individuell anzusprechen, gebührt ihm Respekt. Das Problem dabei ist, dass nicht jeder Zuschauer sich mit Malicks Erinnerungen und Visionen anfreunden kann, wodurch primär Abneigung nicht nur gegenüber dem gezeigten, sondern dem gesamten Werk entsteht. Klappt jedoch die Verbindung, hört man Malick gerne auch durch die schwächeren Teile seiner Erzählung zu und wird verzaubert vom Rest.
3. Blue Valentine
‘Blue Valentine’ ist ein so zutiefst menschlicher Film, der dem Zuschauer eine simple und banale, aber auch so schmerzhaft ehrliche Geschichte zweier Menschen erzählt, dass man gegen Ende nicht will, dass es aufhört, obwohl es so weh tut; und ist damit näher an der Portraitierung einer realen Beziehung als ein Film vor ihm. Das ist hauptsächlich den Hauptdarstellern Ryan Gosling und Michelle Williams zu verdanken, deren On-Screen Chemistry einen so in die Geschichte einfangen, verzaubern und dazu auffordern, Lücken in der Geschichte mit eigenen Gefühlen, Erfahrungen, Hoffnungen und Ängste zu füllen.
4. Super 8 (Review)
‘Super 8? war die ultimative Kinoerfahrung dieses Sommers, die durch alten Charme überzeugen kann, den man erst dann wirklich schmerzlich vermisst, wenn man ihm inmitten eines Sommers von aufeinander eindreschenden Robotern und anderer Sequels begegnet. Der Film ist gruselig, immersiv, lustig, echt, originell und vor allem spannend und mysteriös. Die Action ist wohl dosiert über die 112 Minuten und es wird nie langweilig, vor allem dank der wunderbaren Dynamik und dem Spiel der Jungdarsteller. Auch wenn ‘Super 8? Mainstream ist und das Drehbuch in der Review im dritten Akt etwas abfällt, ist der Film und die Erfahrung des ersten Schauens magisch und verzaubernd. Es ist einer dieser Film, über deren Schwächen man gerne hinwegblickt, weil sie einem die Erfahrung nicht versauen und, wenn man nicht allzu genau hinblickt, gar nicht wirklich auffallen (wollen).
Brian Lee Tenney schreibt in seiner Review zu “Rise of the Planet of the Apes”, dass manche Filme einfach für einen gemacht wurden, als ob die Filmemacher in den eigenen Kopf geschaut hätten und Wünsche, Erinnerungen, Emotionen und Ideen herausgenommen hätten und einen Film nur für dich gemacht hätten. Das ist ‘Super 8? für mich.
5. Beginners
Liebevoll, ruhig und intim erzählt Mike Mills souverän auf drei Zeitebenen die Geschichte von der Liebe eines Vaters zu seinem Sohn, zu ihrer Mutter und zu ihren Liebespartnern. Doch der heimliche Star des Films ist Cosmo, ein Hund, der als Spiegel für Olivers (fantastisch: Ewan McGregor) Seele, Wünsche und Ängste dient, und immer wieder fragt: “Are we married yet?” Denn Oliver ist verliebt, in die hübsche Anna, die er auf einer Kostümparty traf und seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht. Doch Olivers Angst vor Verpflichtungen und Enttäuschungen treiben dicke Keile zwischen die beiden, dazu hat sein Vater ihm noch gestanden, dass er sein ganzes Leben lang schwul war – und jetzt einen Freund hat. Christopher Plummer in der Rolle seines Lebens. Wenn er nicht den Oscar für den besten Nebendarsteller bekommt, verstehe ich die Welt nicht mehr.
6. Source Code (Review)
Zeitreisen sind in der Kinowelt nichts neues und Zeitschleifen sind einem breiten Publikum spätestens seit “Groundhog Day” (Und täglich grüßt das Murmeltier) mit Bill Murray bekannt. Source Code schafft es jede seiner Zeitschleifen frisch wirken zu lassen. Durch Jones’ abwechslungsreiche Regiearbeit wirkt die Suche nach dem Terroristen an Bord nie langweilig. Ebenso schafft es das Script die 8 Minuten immer wieder auf abwechselnden Schauplätzen, auch (zu meiner Überraschung) außerhalb des Zuges, stattfinden zu lassen. Das Konzept selbst, sobald etabliert, dient jedoch lediglich der grundlegenden Spannungsmaximierung, was den Film auf das Level eines Thrillers reduziert; den besten des Jahres. Erst gegen Ende nimmt sich der Film und dank eines kongenialen Twists seiner zu Beginn angestoßenen philosophischen Diskussion wieder an und beendet sie befriedigend.
7. Contagion
Schon mit der Anfangssequenz hat sich Steven Soderbergh ein Denkmal verdient. Ohne große Bilder schnürt Soderbergh die Zuschauer binnen Sekunden in den Sitzen fest und zeigt ihnen normale Interaktionen zwischen Menschen, wie wir sie selbst im Alltag täglich dutzende Mal ausführen und erzeugt gleichzeitig eine so beklemmende Enge und Nähe und vor allem Angst, dass man die Tür aus Kino heraus definitiv mit der Tür aufmachen will. Natürlich leidet der Film unter gewissen Problemen, insbesondere bei den Charakteren, aber bei der realen Darstellung einer weltweiten Pandemie gibt es eben dieses Problem. Daher wartet der Film aber mit bekannten Gesichtern auf, die dem Zuschauer vertraut und einladend sind. Man wird sich nicht an die Namen der Charaktere erinnern, dafür aber umso deutlicher an ihre Schicksale und vor allem an den Gedanken: Verdammt, das würde mir auch passieren.
8. Winter’s Bone
Ree ist 17 Jahre jung und lebt im tiefsten Missouri, einer Gegend, die man wohl zuletzt in der Stummfilmära auf der Leinwand gesehen hat und die sich seitdem ein wenig verändert hat. Geplagt von Arbeitslosigkeit und ländlicher Armut zieht es die Menschen in Methlabore und patriarchisch geführte kriminelle Familienstrukturen. So auch Rees Vater, der zu einem Gerichtstermin nicht auftauchte und seine Kaution damit hinfällig wird. Sollte er in ein paar Tagen erneut nicht auftauchen, würde das Haus gepfändet werden, in dem Ree mit ihrer kranken Mutter und ihren zwei kleinen Geschwistern lebt. Also macht sich Ree, gespielt von Jennifer Lawrence mit für die Rolle perfekt passender Schnauze, auf die Suche und versinkt tief im sprichwörtlichen und später auch realen Sumpf der kriminellen Verwandtschaft. Fantastisch gespielt (John Hawkes als Rees Onkel!), dreckig und so nah an der Realität, dass es schmerzt.
9. Wer ist Hanna (Review)
Besonders das Finale des Films, das in Berlin (Allgemein hat der Film große deutsche Einflüsse und ist zum Teil auf Deutsch, weshalb ich umso glückerlich bin, ihn mit OT gesehen zu haben) spielt, ebenso wie die Verbildlichung der Mädchenfigur Hannas, als sie im zerfallenen Berliner Spreepark ein finales Duell mit ihrer Wölfin Wiegler, die nicht ohne Grund aus dem Maul einer riesiger Wolffigur aus der Dunkelheit tritt, bleibt in Erinnerung. Alles in allem ist “Hanna” ein verdammt guter, frischer, origineller Film, der mit tollen Kampfszenen und einem bombastischen Soundtrack aufwarten kann. Genrefans, aber auch der normale, geneigte Zuschauer werden nicht enttäuscht.
10. 127 Hours
Stell dir vor, alle gehen in einen Film und wissen genau, wie er endet. Die Verfilmung von Aron Ralstons Geschichte “Between a Rock and a Hard Place”, in der er erzählt, wie er bei einem alleinigen Kletterausflug in einer Felsspalte 5 Tage lang festsaß bis er sich selbst den eingeklemmten Unterarm mit einem Taschenmessern abklemmte. Eine phantastische Geschichte von den eigenen Fehlern im Leben und dem Willen zu Leben. Dieses alleiniger Mann gegen Natur Konzept war dieses Jahr stark in Mode: Neben James Franco sah man auch Ryan Reynolds in dem spannenden Film ‘Buried’ und Adrian Brody in dem belanglosen ‘Wrecked’ zu sehen. 127 Hours ist mit Abstand der beste der drei. Und das dank Danny Boyle. Kein anderer Regisseur hat ein so wildes, abwechlungsreiches Spektrum an Filmen in einer so kurzen Schaffenszeit abgeliefert. Dass er es schafft 127 Hours trotz Vorwissen Herz, Intensität und vor allem Spannung zu verleihen, ist vielleicht der größte Erfolg seiner bisherigen Karriere. Dass er bei den Oscars nicht wenigstens für sein Kammerspiel von Mensch gegen Natur nominiert wurde, ist eine Schande.
11. Hell
Deutsches Genrekino hat es schwer. Nicht nur der Tradition wegen läuft Sonntagsabends seit Jahrzehnten der Tatort in der ARD, sondern aus einem viel offensichtlicheren Grund, der sich auch auf den Bestsellerlisten von Büchern widerspiegelt: Die Deutschen lieben Krimi. Schade ist dabei nicht nur, dass dies allgemein die Chance auf Genreproduktionen an sich, bzw. im Horror oder Survival, minimiert, sondern, dass die Produktionen, die dabei am Ende herauskommen, wirklich gut sind (z.B. ‘Rammbock‘). Fehlbaums Debütfilm fällt in diesen Sparte. Er ist gut produziert, hat eine spannende Geschichte mit dichter Atmosphäre, wunderschöner Cinematographie, starken, dreimensionalen Charakteren und ist vor allem eins, was post-apokalyptische Filme immer sein sollten: konsequent.
Ehrenhafte Nennung: X-Men: First Class, Mission Impossible: Ghost Protocol, CRAZY. STUPID. LOVE., Rise of the Planet of the Apes, Never Let Me Go
2011-Filme, die nicht in Deutschland 2011 starteten: Attack the Block, Drive, War Horse, Another Earth, Submarine, Shame, 50/50, Take Shelter, We Need To Talk About Kevin, Hugo, Martha Marcy May Marlene
Top 11 Directors
Flop 5 Filme des Jahres