Interview mit der Banana Poster Press, der ersten deutschen Alternative Poster Gallery - PewPewPew

Es ist kein Geheimnis, dass die deutsche Popkultur im internationalen Vergleich in Sachen etwas nachhinkt. Wir pflegen nicht die gleiche Comickultur wie zum Beispiel die Franzosen, unsere Serien sind bis auf wenige Ausnahmen keine internationalen Erfolge oder Vorbilder für Remakes, unsere YouTuber haben noch kein Musikgenre wie Bedroom-Pop hervorgebracht, usw. Natürlich haben wir auch hier fantastische Künstler, die über die Ländergrenzen hinweg erfolgreich sind, sowie eine vibrierende Indieszene, aber wenig Koordination, Initiative, Präsentation und Wertschätzung im Mainstream von deutscher Popkultur.

Das fällt mir in kaum einem anderen Bereich krasser auf als der alternativen Posterszene in Deutschland. Ein Thema, welches ich auf PewPewPew als einziger Filmblog in Deutschland covere. Überhaupt setzte sich nicht das Konzept durch, alternative Poster zu kreieren und zu verkaufen, wie das seit über einem Jahrzehnt durch Firmen wie Mondo, die Bottleneck Gallery, VICE Poster Press, etc. international gang und gäbe ist. Auch unabhängige Arbeitsaufträge, die sich in der Posterszene unter Fans entwickeln, sind stets von Mitgliedern aus England und den Vereinigten Staaten dominiert. Deutsche Künstler wie Max Löffler schaffen selbstverständlich beeindruckende Werke für z.B. Mondo. Doch zu einer Initiative wie der Nautilus Art Press in Frankreich kam es bisher nicht.


Teenage Mutant Ninja Turtles von Ralph Niese (Nachruf im Tagesspiegel und von Schwarwel)

Das will die Banana Poster Press, die erste deutsche Gallerie für alternative Filmposter und Kunstwerke, endlich ändern. Ihr Gründer Heiner Fischer ist ein langjähriger Kulturschaffender aus Hamburg und Organisator des Comicfestivals Hamburg. Aus dieser Szene schöpfte er auch die Kreativität für die zehn Kunstwerke, die die erste Ausstellung der Banana Poster Press Gallerie im vergangenen Jahr ausmachten. Im Folgenden habe ich mit Heiner über den kreativen Prozess, den internationalen Vergleich und ein paar weitere Punkte gesprochen.

PewPewPew: Mondo und vergleichbare Verläge gibt es bereits seit über zehn Jahren. Sie sind inzwischen ein fester Bestandteil der amerikanischen Popkultur und bei Marketingstrategien großer Studios gefragt und eingebunden. Wieso bist du der erste, das jetzt in Deutschland durchzieht?

Banana Poster Press: Das wundert mich ehrlich gesagt auch, zumal ich die Idee auch schon seit fast zwei Jahren mit mir rum trage. Es gibt ja viele Künstler im deutschsprachigem Raum die Filmposter gestalten, aber ein Verlag dazu ist mir bisher noch nicht aufgefallen.

Die erste Reihe an Postern ist sehr klassisch in den Achtzigern verortet. Die Filmliste könnte von den ersten Ausstellungen der Gallery1988 stammen: The Thing, Gremlins, Tron, E.T. Kannst du was zu der Auswahl der Filme sagen?

Das Thema der Ausstellung und damit der ersten 10 Poster war grob 80er Jahre Filme, die in der Popkultur immer noch bekannt sind. Die meisten Künstler hatten ihren Film tatsächlich schon im Kopf, als ich angefangen hatte die Anfrage auszuformulieren.


They Live von Sebastian König, Labyrinth von Arne Bellstorf

Wie viel Freiheit wurde den Künstler:innen gegeben?
Gestalterische Vorgaben gab es nur in Form des Format und eine Auswahl an Farben die die Druckerei zur Verfügung hatte.

Viele der Figuren auf den Postern haben eine recht comichaften Charakter. Ist das ein Ziel der Ausstellung und bei der Auswahl der Künstler gewesen?

Ich komme selbst aus der Comicszene in Hamburg, z.B. auch als Mitglied und Organisator des Comicfestival Hamburg e.V., da war die Richtung in die das Projekt geht von Anfang an klar.
Die Art der Illustrationen gefällt mir auch einfach besser als ultrareale Zeichnungen oder Fotocollagen.


Banana Poster Press Gallery

Manche Poster wie Labyrinth oder Logan’s Run haben einen klassischen Filmposter-Vibe, andere wie die Turtles oder E.T. zeigen Motive eher typisch für einen Kunstdruck. War die Auswahl des Motivs den Künstler:innen überlassen oder spricht man sich da ab?

Wie die Künstler:innen ihre Motive umsetzten war ihnen völlig selbst überlassen, ich hatte mir zwar einen etwas klassischen Filmposter-Vibe gewünscht, aber jeden so machen lassen wie der- oder diejenige arbeiten wollte.


Alien von Sascha Hommer, The Thing von Christoph Kleinstück

Wie viel Art Direction von dir steckt in den Werken und wie viele Runden durchläuft ihr? Wie manövriert man Schwierigkeiten?

Die Künstler:innen hatte komplette Freiheiten während der Gestaltungsphase, erst im Druckprozess mussten einige nachträglich kleine Änderungen vornehmen, damit die Farben
dem was vorab nur auf dem Bildschirm zu sehen ist möglichst nahe kommen. Ich sehe mich zwar als Verlag aber nicht als Auftraggeber, die Künstler sind z.B. am Verkauf beteiligt und bekommen kein Honorar im üblichen Sinne, ohne komplette Freiheiten wäre das nicht möglich gewesen.

Die Nautilus Art Prints Gruppe aus Frankreich um den Künstler Laurent Durieux verschrieb sich klassischen und eher europäischen Werken wie den von Jules Verne. Welchen deutschen Flair siehst du in der ersten BPP-Ausstellung?

Keinen?


Gremlins von Ronja Fischer, Stand By Me von krashkid

Aktuell druckt ihr auf A3, gibt es Pläne für Veröffentlichungen im klassischen 24×36 Format?

Geplant ist es bei dem Risodruck Verfahren zu bleiben, was durch die Maschine kein größeres Format zu lässt. Das ist quasi die günstigere Variante zum Siebdruck, wobei ich Siebdrucke und andere Formate nicht ausschließen will.

BPP arbeitet mit der Druckerei Räubereipresse zusammen. Kannst du etwas ins Detail gehen bezüglich des Prozesse?

Räuberpresse ist eine Druckerei in Hamburg und mir war es wichtig irgendwo drucken zu können, wo ich während der Phase dabei sein kann. Teilweise sind auch die Künstler:innen, soweit es ihnen möglich war dazu gekommen, was natürlich super viel Spaß gemacht hat.


Logan’s Run von Josephin Ritschel, E.T. von moki

Ihr habt tatsächlich in Hamburg ausgestellt, nicht nur online einen Verkauf gestartet. Wie war die Resonanz bisher?

Eine Ausstellung war mir wichtig damit wir alles einmal an einem Ort haben und die Künstler:innen ihre Arbeiten alle nebeneinander sehen können. Geplant war das schon zu Mai, was durch Corona natürlich verschoben werden musste und nun dann zumindest in kleinerem Rahmen stattfinden konnte. Socializing ist in der Szene so wichtig, ohne Ausstellung hätte ich das ganze Projekt noch weiter verschieben müssen. Über Instagram bekomme ich zu 50% Anfragen aus dem USA, was interessant ist, da ich ja eigentlich dachte gerade hier in Deutschland eine Lücke gefunden zu haben.

Wie stellst du dir die Zukunft von BPP vor? Bleibt dies ein ambitioniertes Nebenprojekt oder siehst du eine große Nachfrage in Deutschland, die weitere Möglichkeiten und eventuell ein Ausbreiten auf andere Bereiche wie Actionfiguren offenbart?

Der Fokus liegt auf Poster-Drucken und ein Nebenprojekt muss es wegen des Zeitaufwands auch erstmal bleiben, ich bin mir aber sicher das eine Nachfrage in Deutschland da ist und bin für alles offen was da kommen mag.


Tron von Paul Paetzel

Eine wenige Exemplare gibt es noch im Shop der Banana Poster Press zu erstehen. Ich freue mich enorm auf die kommenden Werke, die aus dieser großartigen Idee hervorgehen werden.