09 Sep, 2020 · Sascha · Film
Denis Villeneuve schien bereits im einleitenden Livestream nicht so ganz happy und einverstanden mit dem Trailer und ich kann verstehen, wieso er so fühlt. Dune ist für viele Science Fiction Fans der heilige Gral, der endlich eine treue und gute Filmadaption verdient. Eine Adaption ist aber, und das wird jeder Fan bestätigen, alleine schon durch die schwierige Vorlage problematisch, durch gescheiterte Projekte schlussendlich mystifiziert und zum Scheitern verurteilt worden.
Warner Bros. Versuch mit Villeneuve, der den Film als Traumprojekt bezeichnete, birgt ein inherentes Risiko zu scheitern. An sich, an der Vorlage, vor allem aber an den Zuschauern. Frank Herberts Welt ist groß, sperrig, vollgestopft mit noblen Häusern und fremdartigen Kulturen. Für Dune bräuchte man einen ähnlichen Freifahrtsschein wie einst Peter Jackson mit The Lord of the Rings. Nun steht Villeneuves Dune eigentlich unter einem guten Stern. Villeneuve bewies in der Vergangenheit hohe Sensiblität und Feingefühl in großen Erzählungen mit noch größeren Fragen und konnte damit gleichzeitig bei Kritikern wie Zuschauern Erfolge feiern. Der Cast brilliert sonst in anderen Filmen, Greig Fraser dominierte das vergangene Jahrzehnt mit packenden Bildern aus seiner Kamera und Warner Bros. lässt ordentlich Kohle springen – mit der Option für ein Sequel, das die Erzählung des ersten Buchs abschließen soll.
Wie realistisch oder wahrscheinlich das ist, lässt sich unter den ohnehin besonderen Umständen aktuell kaum einschätzen. Der Trailer lässt mich jedoch nicht hoffen. Der erste große Einblick in die Welt von Dune ist groß – aber mehr auch nicht. Eine kontextlose Abfolge von groß anmutenden Bildern, die nur wir Leser einordnen können. Der “Mythos Dune” erreicht außerhalb der Literatur- und SF-Welt doch niemanden mehr. Statt dem völlig unstimmigen Pink Floyd Track müsste der Film mehr die Welt und die Risiken des Abenteuers einführen und erläutern, wieso Dune so ein Epos ist. Oder zumindest mit großen Fanfaren von Williams, Shore oder Horner verdeutlichen, wieso der Film ein big fucking deal ist.
Filme wie Dune haben sonst BOMB in großen Buchstaben über sich stehen. Produktionen dieser Größenordnung sind zum Kassenerfolg verdammt und scheitern doch häufig. Schlussendlich wirkt das alles schon zu weird für den Mainstream, im Trailer aber noch konventionell weird. Als würde man die wirklich weirden Sachen nicht zeigen wollen, aus Angst Zuschauer abzuschrecken, während aber wahrscheinlich genau das der richtige Schritt wäre. Es ist ein Konsens. Fehlt Warner Bros. das Vertrauen? Vielleicht hat der Großhunger auf Filme oder Blockbuster an sich jedoch um die Weihnachtszeit so zugenommen, dass sich der Ottonormalzuschauer tatsächlich zweieinhalb Stunden bierernstes Ruminieren auf einem Wüstenplaneten gibt. Wer weiß? Stranger things have happened.
Der Trailer hilft aber nicht. Er geht davon aus, dass der Zuschauer mit der Welt, mit der Geschichte bereits vertraut ist. Das Gegenteil dürfte der Fall sein. Das schlechte Pacing und die belanglos aneinander gereihten Bilder erzeugen keine Fragen, keine Begierde. Die Bilder sind nicht schlecht und ich störe mich nicht an den Designs. Die Sandwürmer wirken aber nicht beängstigend und Timothys Linereading überzeugt mich nicht. Bei “Fear is the mind-killer” bekomme ich keine Gänsehaut, fühle keinen Schauer überm Rücken, eigentlich fühle ich gar nichts. Dabei halte ich ihn rein visuell für perfekt gecastet und von seinem Spiel für äußerst geeignet.
Denis Villeneuve schien nicht zufrieden. Ich verstehe, wieso er so fühlt.