26 Jul, 2019 · Sascha · Film
Natürlich sah ich Mister Rogers als Deutscher erst im Erwachsenenalter durch YouTube, doch ich habe viel aufgeholt in den letzten Jahren und wurde ein großer Fan des netten Nachbars aus dem Fernsehen. Morgan Nevilles Mr. Rogers Dokumentarfilm Won’t You Be My Neighbor aus dem letzten Jahr war herzzerbrechend, weil er Fred Rogers nicht nur als Mensch darstellte und entmystifizierte, sondern auch weil der Film die interessante Frage stellte, ob Mister Rogers gescheitert ist.
Wenn schließlich späte ganze Generationen, Babyboomer bis early Millenials, mit den Lehren der Show aufgewachsen sind, wie kann Donald Trump dann Präsident sein? Ein neuer Film mit Tom Hanks über das Leben und Werk von Mister Rogers könnte dies stärker erörtern, aber vielleicht bleibt das alles nur auf der Metaebene hängen und Hanks kriegt nur den Oscar, weil er lieb ist und sich das am Ende gut anfühlt.
Mich lässt der Trailer nämlich bisher kalt. Das liegt ein bisschen an Hanks, aber umso mehr an der erwartbaren wie öden Struktur: Ein Journalist und junger Familienvater gespielt von Matthew Rhys trifft auf Fred Rogers, um ein Profil über ihn zu schreiben. Eine klassische Geschichte, die wenig überraschen wird: Am Ende helfen Mister Rogers klugen Sprüche dem Journalisten beim Lösen der eigenen Probleme und die Beiden gehen wieder getrennte Wege, wobei Mister Rogers’ Status gehoben statt entmystifiziert wird.
Eine meiner liebsten Stellen in Nevilles Dokumentarfilm war das Ende, wo Fred Rogers in den Dünen seiner Heimat auf Nantucket gedankenverloren in die Ferne starrt und sich den Böhen entgegenstellt. Eine tolle Metapher für den Umgang mit den eigenen Dämonen und Fragen, die den Pastor plagten. Auch seine Frau weist daraufhin: Trotz seines Images und der Serie war er ein tief zerrissener und auch ängstlicher Mann, der nicht immer dafür stehen konnte, was andere in ihm sahen. Nun mag A Beautiful Day in the Neighborhood das Thema womöglich anschneiden, aber das Format eignet sich meiner Meinung nach nicht wirklich dazu, weil Mister Rogers nur das Objekt, nicht das Subjekt des Films wird.
Hanks fehlt dazu die fragile und verletzliche Statur von Rogers, seine Fisur ist anders und besonders im Oberkörper und Gesicht ist Hanks etwas zu breit, um Rogers tatsächlich zu ähneln. Andererseits existiert auch kein zweiter Schauspieler mit der notwendigen Gravitas und Geschichte, um die Rolle zu übernehmen. Hanks macht keine direkte Imitation, stattdessen gleicht er sich Rogers Ton und Sprachmustern etwas an. Überzeugen tut er mich hier nicht. Naja. Alternativ kann man sich auch einfach immer wieder den Trailer zu Won’t You Be My Neighbor anschauen und glücklich sein.