06 Jan, 2019 · Sascha · Alles sonst so,Film
Über Weihnachten hat das NY Magazine in einem viel beachteten Artikel zusammengefasst, wieso das Internet uns alle krank macht: Alles ist fake. Die Metrics, die Leute, die Inhalte, wir selbst – alles einfach.
How much of the internet is fake? Studies generally suggest that, year after year, less than 60 percent of web traffic is human; some years, according to some researchers, a healthy majority of it is bot.
Slashfilm hat ein weiteres Beispiel dafür, dass selbst Memes inzwischen fake sind. Gefälschte Memes sind sicherlich kein neuer Trend, doch der Boom und die Akzeptanz sowie die immer größere Verbreitung und Mainstreamisierung selbiger ist durchaus beachtlich und womöglich als Reaktion des Internets zu werten, braucht es zur Erstellung der Memes doch schon eine menschliche Komponente. Das stellt für mich neben dem Humor auf jeden Fall den Reiz dar und erklärt, wieso ich mich immer mehr zu diesem Format hingezogen fühle. Man spürt, dass hinter dem Meme oft eine unschuldige, manchmal auch unsinnige und teils blöde Intention war, aber darunter verbirgt sich trotzdem eine menschliche und aufrichtige Erfahrung. Das ist eher selten geworden im heutigen Internet.
Bird Box ist ein total normaler Sandra Bullock Thriller. Ich mochte den Film und seine Prämisse, die Metapher war nett realisiert. Angeblich haben laut Netflix 46 Millionen Leute den Film in der ersten Woche gestreamt, aber da die Zahlen von Netflix selbst stammen, gibt es keine Möglichkeit der Überprüfung. Ohnehin stellt sich die Frage, ob Bird Box diesem Erfolg gerecht wird oder ob die Leute einfach nur zwei Stunden lang während der Weihnachtszeit ihren Verwandten entfliehen wollten. Im Kino wäre der Film wohl mit einer Veröffentlichung im Januar untergegangen.
Angesichts des Erfolgs ist Bird Box somit ein Phänomen, doch stimmt das wirklich? Slashfilm hat früh darüber berichtet, wie relativ weirde Meme-Sammlungen zum Film fast zeitgleich auf großen Webseiten online gingen – fast so, als wäre die Veröffentlichung koordiniert gewesen. Die große Schnittmenge zwischen den eingebetteten Tweets ließ ebenfalls vermuten, dass hier nur eine Handvoll Memes tatsächlich existiert. Haben Social Media Experten bei Netflix etwa die Memes erfunden, um den Film zu pushen? Eine kurze Analyse der relativ harm- und witzlosen Tweets überzeugte mich davon, inzwischen jedoch haben die Berichterstattung über die Fakes und die authentischen Reaktionen daraus echte Memes kreiert.
Nun gibt es die Bird Box Challenge, bei der Menschen mit verbundenen Augen irgendwelche Aufgaben erledigen müssen. Medien berichten über Unfälle und lustige Videos, was dazu führt, dass Netflix vor der Challenge warnt und die Medien wiederum die Warnung aufgriffen. Ergebnis? Werbung für Netflix und freier Content in der nachrichtenarmen Zeit zwischen den Jahren. Alle sind happy. Die Wahrheit ist schwer zu verorten und liegt irgendwo dazwischen. Genau deshalb macht uns das Internet krank.