12 Jun, 2016 · Sascha · Fernsehen
Netflix
Manchmal passiert es, dass man selbst als Blogger, der ja aus Prinzip vielen unterschiedlichen Kanälen im Internet folgen muss, etwas verpasst. Und so geschah es, dass ich bis vor wenigen Minuten nichts von Stranger Things wusste; eine Serie, die nun wahrscheinlich zu meinem Jahreshighlight werden könnte. Die Referenzen von Netflix’ neuer Serie sind offensichtlich, aber das Endprodukt scheint wie für mich gemacht: Verschwörungsgedöhns, Achtziger, Vorstadt, Spielbergs Amblin-Vibe, Stephen King und… Aliens? Yes, please!
Stranger Things startet am 15. Juli 2016 auf Netflix. Es ist nicht der erste Versuch, diesen ikonischen Nostalgiemix wieder aufleben zu lassen, doch vielleicht gelingt es Stranger Things mit seiner seriellen Erzählung mehr als zum Beispiel Super 8 zu schöpfen. JJ Abrams schuf eine charmant besetzte und süße Geschichte um eine Gruppe von Kids, die einen Film drehen wollten. Das Problem war nur, dass Abrams mit Super 8 auch einen Film über ein Alien drehen wollte.
Set in Hawkins Indiana in the 1980’s, Stranger Things chronicles the search for a young boy who vanishes into thin air under highly suspicious circumstances. His mother (Winona Ryder) opens an investigation into the boy’s disappearance with local authorities that unravels a series of mysteries involving top-secret government experiments, terrifying supernatural forces and one very strange little girl. A love letter to the ubiquitous cult classics of the 80’s, Stranger Things is a coming of age story for three boys that draws this quaint community into a world where mysteries lurk beneath the surface.
Wie gewohnt wird Netflix alle 10 Folgen auf einmal veröffentlichen und wenn man mir kurz den Exkurs erlauben wird (müsst ihr, mein Blog), ich finde das bedauernswert. Gerade eben bei einer Mysterieserie. Aber insgesamt war ich nie ohnehin ein großer Freund des Bingewatchingmodells und die Zahlen bei Netflix belegen schließlich, dass eher weniger Leute bingewatchen als uns das Marketing und das zum Mythos gewordene Meme glauben weismachen wollen.
Netflix hat ein Pacing-Problem. Als House of Cards damals zum ersten großen Erfolg mutierte, konnte man Kevin Spacey posaunen hören, dass Netflix der Pilot-Season die Stirn geboten hat. Viele andere Sender wären interessiert gewesen, aber David Fincher hätte zuerst einen Piloten drehen sollen bevor eine gesamte Staffel produziert worden wäre. Netflix dagegen finanziert ganze Staffeln in einem. Für Spacey ein Glücksfall, immerhin muss nicht alles in einen Piloten gesteckt werden, das später in einer Staffel wichtig wird. Sicherlich hat er dort einen Punkt, aber ein guter Pilot agiert auch oftmals wie ein Paukenschlag. Was vielleicht damals bei House of Cards gut funktionierte, wurde jedoch zum Netflix-Modell: 13 Episoden, in einem produziert, direkt in einem Rutsch veröffentlicht.
Nur das Modell passt eben nicht zu allen Serien, sprich es lässt sich nicht auf alle Geschichten gleich gut anwenden. Die Struktur einer seriellen Veröffentlichung wirkt sich eben stark auf die Narration aus. Normale Networkshows können es sich nicht leisten, mal ein paar Episoden zäh wie Gummi zu erzählen, sondern müssen um die Aufmerksamkeit des Zuschauers Woche um Woche kämpfen. Dass dieser Druck natürlich jahrelang auch oft negative Nebeneffekte hatte, möchte ich gar nicht von der Hand weisen. Aber nach Marco Polo und anderen Reinfällen hat man bei Netflix gelernt. Inzwischen experimentiert man mit dem Format. Bloodline senkte seine Episodenzahl von 13 auf 10 Stück in der zweiten Staffel, Master of None kam mit nur acht aus, ebenso Marseille und Flaked. Netflix lernt.
Was würde ich mich freuen, wenn man nun auch mit der Veröffentlichung ähnlich experimentieren würde. Gerade eine gute Mysterieserie würde doch wöchentlich, ähnlich wie Game of Thrones oder LOST, Buzz generieren, der Netflix auch zusätzliche Abonnenten einbringen würde. Anyway, ich freue mich riesig auf Stranger Things und bin so oder so froh, dass die Serie produziert wurde.