Liebe Videospiele,
ich muss mich bei euch entschuldigen. Dieses Jahr haben wir aus diversen Gründen irgendwie nicht so richtig zueinander gefunden. Entweder lag es daran, dass ich erst jetzt zu Weihnachten die Möglichkeit habe, einige von euch zu spielen (PS4). Oder es ist der Zeit geschuldet, denn der Tag hat auch bei mir nur 24 Stunden und eine Folge Master of None ist kürzer und bequemer geguckt als eine Spielsitzung Anno 2205. Während ich also sehr viel Zeit für andere Medien hatte, seid ihr mir ein wenig zu kurz gekommen. Das machen wir im nächsten Jahr etwas anders, hoffe ich.
Euer Sascha
xoxo
10. Downwell
Kaum ein anderes Spiel hat mich in diesem Jahr persönlich so herausgefordert wie Downwell. Das Spiel ist sehr direkt und schnörkellos: Man fällt tatsächlich als nicht näher definierte Spielfigur im Pixellook einen bodenlosen Brunnen hinunter. Dabei begegnet man Kanten und schwebenden Ebenen, auf den man sich ausruhen kann – und Gegner, die einen berühren und töten wollen. Man wehrt sich gegen sie, in dem man nach unten schießt und neue Waffenmodifikationen aufnimmt. Das ist alles.
Downwell ist insofern fast der Zwilling zu DoodleJump; nur, dass es nach unten statt nach oben geht. Da das Spielprinzip sehr einfach zu beherrschen, aber schwer zu meistern ist, habe ich mich richtig in diesen Welten mit Geistern und Unterwasserlevels verloren. Der hohe Wiederspielwert rührt auch daher, dass es scheinbar so einfach ist, nach unten zu kommen. Wenn die Figur stirbt, gibt man sich selbst und der eigenen Ungeschicklichkeit die Schuld, niemals dem Spiel. Downwell wird mich noch einige Zeit ins neue Jahr begleiten.
9. Besiege
Besiege ist das erste wirklich gute LEGO Spiel. Statt den dänischen Bauklötzchen gibt es Holz, Metal und Räder, mit denen mittelalterliche Höllenmaschinen gebaut werden sollen, die nur einen Zweck erfüllen sollen: Das Dorf, die Burg oder die Scharfsherde niederzumähen/-brennen/-bomben. Dabei kann man so verdammt kreativ sein. Ich selbst habe meine Maschine nur ein paar mal umbauen müssen, um die Levels zu schaffen. Das war auch gut so, denn die Kameraführung fand ich schrecklich. Trotzdem gab es im vergangen Spielejahr kaum ein besseres Gefühl, als wenn die eigene Kreationen a) nicht zusammenbricht und b) tatsächlich eine Bombe werfen und das Dorf zerstören kann.
8. Anno 2205
Ich bin ein großer und langjähriger Fan der Anno-Reihe. Anno 2205 ist mit Abstand mein Lieblingsspiel dieses Franchises. Das ist nicht nur unbedingt dem großartigen Science-Fiction-Setting geschuldet, sondern auch einer ganzen Reihe an bahnbrechenden Entwicklungen und kleinen Tweaks, die das Spielvergnügen für Anno-Casuals, die nicht komplett in die Tiefe des Handelssystems abtauchen wollen, immens gesteigert haben. Das fängt schon damit an, dass es keinen Dorfzentren mehr gibt. Halleluja! Jagoda Gadowski hat bei Superlevel einen sehr treffenden Artikel über die Neuerungen geschrieben und kommt zu einem Fazit, mit dem ich komplett übereinstimme: “Ein Spiel, das mir die Freude am Aufbau wiedergibt”.
7. Evolve
Ich verstehe nicht so wirklich, wieso Evolve kein größerer Hit wurde. Die negative PR über DLC und wenige Startlevel/-monster war mir nämlich sofort egal, als ich das Spiel bei einem Turnier zum Release kurz antesten durfte. Ein alter eSports-Kollege gab mir die Möglichkeit, bei seinem Team mitmachen zu können und daher erlebte ich das Spiel wohl tatsächlich so, wie es gespielt werden muss. Evolve ist ein absolutes Team-Spiel, das wahre Koordination, Abstimmung und Taktik benötigt. Ein zusammengewürfeltes Team aus Gelegenheitsspielern bedeutet für einen geskillten Player pure Frustration. Gegen einen fähigen Gegner zu spielen, sei es ein gut eingestimmtes Team oder ein Spieler, der die Monsterfähigkeiten sehr gut beherrscht, und zu gewinnen, war einer der befriedigensten Spielemomente des Jahres.
6. The Witcher 3
Ich habe The Witcher 3 noch nicht durchgespielt. Ich bin noch nicht einmal wirklich weit gekommen. Das Hauptquest ruht, ich reite lieber durch die Landschaft und suche nach spontanen Aktionen, die mir eine direkte und ehrliche Interkation mit der Umwelt ermöglichen. Ja, ich habe mich ein bisschen zu sehr in der Schönheit dieser Welt – in all ihren Facetten – verloren. CD Projekt verdient viel Lob, wie sie mit dem Spiel und der Veröffentlichung von DLC umgegangen sind, aber am meisten verdienen sie Lob für die Präsentation der Welt von Geralt von Riva.
5. Star Wars Battlefront
Star Wars Battlefront ist sicherlich nicht das beste Star Wars Spiel aller Zeiten, aber ich bin mir sicher, dass kein anderes Spiel ein besseres Gefühl vermittelt hat, was bedeutet, ein Imperialer oder Rebellensoldat zu sein. Sprich: Fantastische Welten, viel PewBoomPew, wunderschöne Grafik und tolle Level (Freue mich auf den DLC-Kram). Natürlich wurden da jetzt einige Eckten und Kanten abgeschliffen und das fertige Spiel ist arcadey as hell, aber ich wüsste auch nicht, wieso mich das stören sollte.
4. Grow Home
Grow Home war für mich die Entdeckung des Jahres. Ubisofts kleines Spiel handelt von einem kleinen Roboter namens BUD, der auf einem fremden Planeten stöhnende, penisförmige Riesenpflanzen in die Atmosphäre reiten muss, sodass der Samen in ein Raumschiff gelangt, dessen Supercomputer Mutter heißt. Soviel zum total verrückt sexuellen Subtext.
Was Grow Home aber einzigartig macht ist die prozedurale Animation seiner Figur. Man kann jede Gliedmaße des humanoiden Roboters Bud steuern, während er felsige, schwebende Insel erkundet. BUD steht zu Beginn des Spiels auf so wackeligen Beinen, dass man denken könnte, er müsse zunächst wie der Spieler selbst zunächst einmal lernen zu laufen. Was in den ersten Ebenen eine kleine Lernherausforderung darstellt, wird nach und nach und mit einigen Upgrades zum größtmöglichen Spieleentertainment. Wirklich.
Ich hatte selten so viel Spaß mich einfach in einer Welt zu bewegen. Ich bin wild umhergesprungen oder hoch hinaus geklettert, nur um dann mit einem Sprung tief zu fallen und mich mit einer Gleitfunktion zu einer anderen Insel zu bringen – und das nicht nur, weil es cool aussieht, sondern weil es sich extrem gut anfühlt. Ich habe sogar alle 100 verschollenen Items in der Spielegewelt gefunden, was für mich als strikten Verweigerer solcher Komplettitstenambitionen ein kleines Wunder ist. Liebendgerne würde ich mehr für dieses Spiel oder für DLC bezahlen, wenn es da mal wieder etwas Neues geben würde.
3. Life Is Strange
Life Is Strange hat einige offensichtlichen Schwächen. Aber mal von den schmerzvollen Möchtegernteeniedialogen und einem sehr unbefriedigenden Ende mal abgesehen, war Life Is Strange eine einmalige, emotionale und höchst mitreißende Spieleerfahrung, deren Präsentation in Verbindung mit perfekt ausgewählten Soundtracks ein kleines Wunderwerk für Serienfans wie mich ist. Auch, dass die Entscheidungen des Spielers (mit Ausnahme des Endes) einen tatsächlich greifbaren und packenden Einfluss auf die Geschichte hatten, war für verschmähte Telltale-Spieler wie mich ein großartiges Erlebnis.
2. Ori and the Blind Forest
Selten hat mich ein Spiel so sehr überrascht. Ich hatte von Ori and The Blind Forest kurz vor meinem Kauf des Spiel nur noch die süßen Momente des E3-Trailers im Kopf und erwartete eine herzzerbrechende Geschichte mit malerischen Grafiken. Für die ersten fünf Minuten war das auch, dann folgte ein knallhartes Metroidvania, das mir mehr abforderte als irgendein Spiel in den letzten fünf Jahren. Neben den höchst motivierenden Upgrades und der präzisen Steuerung hielten mich zwei Sachen trotz vieler Tode bei der Stange: Die wahrhaft wunderschön (!!!) präsentierte Spielewelt mit einem völlig verrückten Sinn für Details (Kein Ast im Hintergrund gleicht einem anderen!) und der vielleicht schönste Spielesoundtrack aller Zeiten. Yeah, I mean that.
1. Rocket League
Fußball mit Autos. That’s it. Aber was für ein Spaß. Es wurde schon viel zu viel über Rocket League geschrieben. Für mich ist es das Spiel des Jahres, weil ich ein Spiel mit 330 Stunden Spielzeit einfach nicht auf Platz 2 einsortieren kann. Aber auch, weil es so eine tolle Mischung an Emotionen bietet. Rocket League ist die fucking Definiton von easy to learn, hard to master. Kein Spiel ist wie das andere, kein Spiel ist wie Rocket League. Das Matchmaking ist immer fair und rasant. Wenn ich will, bin ich binnen 15 Sekunden in einem Spiel. (Wirklich. Ich habe nachgemessen.) Diese Direktheit findet sich auch im Gameplay wieder, das von den Entwicklern mal mit kostenlosen und mal mit sehr billigen Upgrades in regelmäßigen Abständen aufgepeppt wird. Was für ein fantastisches Spiel.
10 Spiele-Highlights des kommenden Jahres:
Firewatch, Tacoma, Superhot, Unravel, Adr1ft, No Man’s Sky, The Last Guardian, Uncharted 4, Mirror’s Edge: Catalyst, The Division