30 Jun, 2014 · Sascha · Sport
Sehr schöne Kommentar des Quer Magazins vom Bayrischen Rundfunk zu den schrecklichen Public Viewing Veranstaltungen, die mit Fußball nichts mehr zu tun haben. Ich hatte das Video gestern zunächst nur in meinem persönlichen Facebookfeed gepostet, aber ich will es auch hier im Blog haben, denn es spricht etwas an, das mich massiv stört momentan. Ich liebe Fußball, habe es jahrelang selbst gespielt und verfolge auch Bundesliga und Co. Und trotzdem hatte ich vor der WM eher wenig Vorfreude und war nicht aufgeregt. Ich wünschte mir lediglich einen ruhigen Ablauf der Spiele, keine Gewaltübergriffe der Polizei auf Demonstranten und ein paar schöne Spiele. Klar, natürlich bin freue ich mich für Deutschland, aber schöner Fußball ist mir wichtiger.
Auch ich war natürlich 2006 von den Public Viewings zunächst begeistert und dabei. Das nahm jedoch mit der Zeit stetig ab. Insbesondere ab 2010, spätestens aber bei der EM vor zwei Jahren, hatte ich immer weniger Lust darauf. Während 2006, zumindest bei unserer Veranstaltung in Saarlouis, sich die Zahlen noch im Zaum hielten, explodierten die Besucherzahlen in den darauffolgenden Jahren. Immer mehr wurde dieses gemeinschaftliche Fußballschauen zu einer Partyveranstaltung. Auch ich trug ein Trikot, aber der restliche Ablauf ähnelte immer mehr einer Karnevalverstaltungs und das sorgte für Unmut – das ist nichts gegen den Karneval, aber es geht doch schließlich um den Sport.
Ein Moment der EM 2012 blieb mir besonders im Gedächtnis hängen, als sich eine Gruppe junger Mädels im Alter 14 bis 16, geschminkt und verkleidet in Schland, zwischen mir und meinem Kumpel durchquätschten. Das Spiel lief bereits, doch das interessierte sie nicht. Es war eng, tausende Leute waren vor Ort, aber sie mussten sich nach vorne durchquätschten. Nicht, weil sie klein waren und mehr vom Spiel sehen wollten. Nein, ein Randkommentar entblößte die wahren Intentionen:
“Der Timo is da vorne.” – “Oh ja, der ist so heiß.”
Ehrlich. Das war die Konversation. Ich fuhr in der Halbzeit nach Hause. Public Viewing ist Dicso. Mehr nicht. Dazu kommt natürlich noch das Problem der Stammtischbundestrainer und des Nationalismus, denn es gibt keinen “Party Patriotismus” – das mal am Rande. Patriotismus und das angeblich schöne und viel umworbene “Wir-Gefühl” führen schlussendlich nur zu Nationalismus. Wo ein “Wir” ist, gibt es auch immer ein “Ihr”. Blackfacing und rassistische Tweets sind dabei wohl leider nur die Spitze des Eisberges.
Ich habe die laufende WM bisher zu Hause verfolgt. Jedes Spiel habe ich zu Hause vor meinem Fernseher gesehen und guten Fußball genossen (Seriously though, this world cup is nuts!). Eventfans kriege ich nur über Facebook und hupende Autos mit – und das ist gut so.