24 May, 2014 · Sascha · Film
Schockierende Nachricht für alle Marvel-Fans, die ein wenig Abwechslung im Marvel Cinematic Universe erhofft haben! Edgar Wright verlässt Marvels Ant-Man. Marvel hat schnell eine kurze und knappe Pressemitteilung veröffentlicht:
Marvel and Edgar Wright jointly announced today that the studio and director have parted ways on ANT-MAN due to differences in their vision of the film. The decision to move on is amicable and does not impact the release date on July 17, 2015. A new director will be announced shortly.”
Es kommt schon einmal vor, dass Regisseure ihre Posten verlassen wegen kreativen Differenzen, doch Wrights Vorfall ist ein echter Schockmoment für alle, die das Projekt mit Eifer verfolgt haben. Schon fast ein Jahrzehnt reicht die Zusammenarbeit zwischen Marvel und Wright an Ant-Man zurück. Der Streifen stand bereits fest im Lineup der Marvel-Filme, als man damals 2006 die eigenständige Produktion begann. Der Wikipedia-Artikel fasst großartige die jahrelange Entwicklung des Projektes zusammen. Edgar Wright liebt diesen Stoff!
“The thing I like about Ant-Man is that it’s not like a secret power, there’s no supernatural element or it’s not a genetic thing. There’s no gamma rays. It’s just like the suit and the gas, so in that sense, it really appealed to me in terms that we could do something high-concept, really visual, cross-genre, sort of an action and special effects bonanza, but funny as well.”
Zusammen mit seinem Freund und Arbeitspartner Joe Cornish schrieb er jahrelang am Drehbuch herum, machte er Änderungen um dem wachsenden Marvel Cinematic Universe und seiner Maxime der Kontinuität gerecht zu werden. Und nun trennen sich Marvel und Wright. Das ergibt auf den ersten Blick wenig Sinn, wenn Feige in Interviews bereits zugab, dass man das MCU teilweise auch an Wrights Vision anpasste. Dieser Umstand ist nun schwer überraschend.
Und Marvel geht auch recht offensichtlich einen Fehler. Wright liebt den Stoff, kennt sich aus und ist leidenschaftlich seit Jahren am Projekt beschäftigt. Sein Comic-Con Footage versprühte bereits die Essenz des Charakters. Ob nun Joe Cornish (Attack The Block) übernehmen wird oder seinem Freund treu bleibt, steht ebenfalls zur Debatte.
Weniger interessant jedoch ist die bereits aufkochende, hitzige Diskussion um den Anfang vom Ende von Marvel. Die ganzen Think Pieces, die in den kommenden Tagen auftauchen werden, sind sicherlich nicht erfreulich, aber sie verschätzen sich maßlos. Marvel hat gerade, zumindest inhaltlich, mit Cap 2 sein Cinematic Universe maßgeblich verändert und wird auch wohl weiterhin in dieser Hinsicht überraschen.
Auch dass Wright mit seinem aufgedreht kinetischen Stil eine zu kreative oder außergewöhnliche Wahl für Marvel sei, kann ich nicht nachvollziehen, wenn Feige und seine Chefs James Gunn angeheuert haben, der Typ hinter Super und Slither, um einen Film mit einem sprechenden und vulgären Waschbären zu machen. Guardians ähnelt dem Rest des MCU in nur ganz wenigen Aspekten. Auch Shane Wright, der mit Iron Man 3 zumindest probierte, seinen alten Buddy Cop Stil zu übertragen und dann scheiterte, durfte sich versuchen. Es dürfte wohl wahrscheinlicher sein, dass ein Perfektionist wie Wright unter die Räder dieser kolossalen Franchise-Produktion geraten ist.
Man ist sich bei Marvel sicherlich bewusst, dass Wrights Vision, zumindest unter den Hardcore-Fans, als großer Wurf angesehen wurde (ähnlich wie Whedons Verpflichtung für die Avengers) und jetzt mit großer Skepsis zu rechnen ist. Das war mit Sicherheit kein einfacher Schritt. Immerhin erkannte Marvel die Gefahr einer Homogenisierung und versuchte dieser entgegenzusteuern. Wenn es jetzt einmal nicht funktioniert, ist das unglaublich schade für dieses eine Projekt, aber Marvel insgesamt wird dadurch wenig leiden.
Trotzdem wäre es sicherlich interessant zu hören, was genau zu diesem Schritt führte. Wieso wird gerade jetzt (nach all den quälenden Jahren der Planung!) das Projekt, so kurz bevor die Kameras laufen sollten, nicht mehr mit Wright umgesetzt? Man weiß es nicht und muss mehr Handfestes abwarten. So sehr ich Marvel jedoch auch verteidige, kann ich nicht umhin, dem wie immer einsichtigen FilmCritHulk hier ein wenig zuzustimmen.
A FAMILIAR STORY: BRAVERY LEADS TO SUCCESS. SUCCESS LEADS TO FEAR OF LOSING SUCCESS. FEAR LEADS TO SAFE, HOMOGENOUS THINKING.
— FILM CRIT HULK (@FilmCritHULK) May 23, 2014
Jetzt können wir nur hoffen, dass Joe Cornish das persönlich mit Wright regelt, Cornish die Regie übernimmt und Wright dafür stattdessen ein Star Wars Spin-Off angeboten bekommen hat.
Kleines Update: Interessante Spekulationen und böse Gerüchte auf Reddit.