Zum aktuellen Zustand der ästhetischen Beschaffenheit von Filmpostern lassen sich leider nicht viele lobende Worte finden. Die Trends werden gerne in Gallerien zusammengefasst und zurecht schlecht geschrieben. Blue’n’Orange-Tint, schwebende Köpfe, langweilige Charakterposter oder typische Actionfilmposter mit dem Helden umringt inmitten von fliegendem Dreck und Funken. Es ist traurig.
Dazu werden nicht nur bei der Auswahl der Filmproduktionen selbst, sondern auch immer mehr bei der Vermarktung kaum noch Risiken eingegangen. Alles muss für die Studios, die schon lange nicht mehr von Filmliebenden sondern Wirtschaftsprofis geführt werden, berechenbar bleiben.
Nur so kann man es sich schön reden, dass The Internship tatsächlich mit diesen zwei Photos von Owen Wilson und Vince Vaughn beworben wurde. Hätte man zwei langweiligere Photos finden können? Natürlich soll hier nur Vertrautheit suggeriert werden: “Hey, diese zwei Tunichtgute fandet ihr vor zehn Jahren in Wedding Crashers doch super lustig. Wollt ihr sehen, was sie bei Google als Praktikanten anstellen?” Das Endresultat fiel dann ebenso öde und überholt wie diese Poster aus.
Währenddessen floriert der Markt mit alternativen Postern von Mondo, der Gallery 1988 oder unabhängigen Vertrieben von Privatpersonen auf Etsy oder Society6. Künstler wie Olly Moss, Tyler Stout oder Laurent Duriueux sind in der Szene, die sich zu nicht kleinen Teilen auch aus aktiven Filmschaffenden und bekennenden Geeks wie z.B. Edgar Wright zusammensetzt, gefeierte Helden.
Doch eine gänzliche Katastrophe in Sachen Filmvermarktung im Posterformat war 2013 natürlich nicht. Ein paar Perlen gibt es natürlich jedes Jahr. Hier meine offizielle Top 15 der besten Filmposter 2013.
Die gesamte Kampagne ist großartig und spielt mit dem “Skandal”. Van Trier weiß genau, dass er polarisiert und er liebt es. Wieso subtil, wenn man auch so kann? Die O-Faces sind grandios, aber dieses Poster sagt ja schon alles. Nymphomaniac. No words needed.
Am Ende von Blackfish ist man überzeugt davon, dass SeaWorld eine der ekelhaftesten und schlimmsten Attraktionen dieser Welt ist. Sofern man diese Position nicht ohnehin schon vertrat. Nein, Blackfish erfindet das Rad nicht unbedingt neu, kann jedoch durch eine ausführliche Psychoanalyse am Fall von Tilikum der Bewegung gegen diese Firma Leben einhauchen. Daher passt auch dieses Rorschach-Poster. Ein Trainer sagt an einem Punkt im Film: “Wenn man in die Augen schaut, dann weiß man, dass dort jemand drin wohnt und zurück blickt.” Diese ominöse Aussage in Verbindung mit der beeindruckenden Größe des Tieres sowie seine Platzierung direkt vor dem Betrachter in einem Status, der sowohl friedlich aber auch jede Sekunde in eine Attacke umschlagen könnte, beweisst die Brillanz des Posters.
The Heat ist definitiv eine der Überraschungen meines Kinojahres. Sandra Bullock und Melissa McCarthy lieferten eine der besten Komödien des Jahres ab und zeigten, dass eine Buddy Cop Komödie auch mit Frauen gut funktionieren kann, die nicht dem Schnitt entsprechen. Tom Hodge kreierte dieses fantastische Poster, das genau all dies zusammenfasst. Dass sich Fox am Ende für ein anderes Poster als finale Variante entschied, ist nicht nur wegen dieses besseren Posters wegen ein trauriger Umstand, sondern vor allem wegen des Photoshops, das Melissa McCarthys Gesicht verunstaltet und sie anscheinend dünner erscheinen lassen soll.
Haus. Mörder. Maske. Ein Horrorfilm dieser Art kann kaum besser eingefangen werden.
Wer sind diese Menschen? Was machen sie in der Badewanne? Wie ist ihr Verhältnis zu einander? Verstecken sie sich vor jemandem? Großartiges Poster zu Shane Carruths Sophomore-Feature, das ein gleichwertiges Enigma zum Poster bietet.
Schönes Design aus Deutschland von Heike Jörss, das sogar für den deutschen Designpreis nominiert wurde. Das Strickposter und ein paar Details machen erst so richtig Sinn, wenn man den Film gesehen hat, aber Interesse weckt es auf jeden Fall. Und bei Gott, es ist auch mal wirklich was anderes. Mehr davon.
Credits unter dem Poster sind ja irgendwo öde. Sie sind mehr Tradition. Oftmals Verpflichtung. Daher werden sie so klein gehalten wie nur möglich, dass man sie eigentlich hätte auch gleich weglassen können. Side Effects zeigt, dass man mit ein bisschen Phantasie und Verbindung mit dem Filmstoff dort die Norm durchbrechen kann.
Es ist einer der besten Momente des Films. Bilbo hat den Drachen Smaug gerade bemerkt und versucht sich zu verstecken. Seine Kletteraktionen auf dem großen Haufen Gold wecken den Drachen, der sich nur langsam aus seinem Schlaf in die Szene schleppt. Und dann gibt uns Peter Jackson die Totale. Wir sehen, dass Smaug komplett im Haufen verschwunden ist, nur seine Schnauze und ein Teil des Schwanzes schauen heraus. Aber gerade die Entfernung dieser Körperteile gibt uns zum ersten Mal ein Gefühl für die wahre Größe dieses Ungeheuers in Relation zu unserem tapferen Helden. Es ist schade, dass man dieses Poster erst so spät veröffentliche, aber Jackson wollte wohl Smaug bis zum Schluss geheim halten.
Ich kann mich ehrlich gesagt nicht entscheiden, welches der beiden Poster ich mehr schätze und deshalb finden sie beide einen Platz in dieser Liste. Auf der einen Seite ist der Kontrast zwischen dem Astronauten im negativen “Space” (hehe) echt einfach klasse und es wird uns alles verkauft, was wir wissen müssen. Aber auch das andere Poster trifft die Action und Anspannung des Films perfekt, insbesondere die abgerissene Leine, hervorgehoben im Lens Flare der aufgehenden Sonne, verkörpert den Schockmoment dieser unvorstellbaren Situation problemlos.
Eigentlich fällt das Poster in diese RomCom-Falle von Postern. Beide Hauptdarsteller. Liebevolle Pose. Etc. Aber irgendwie dann doch nicht wirklich, denn: Before Midnight! Neun Jahre ist es her, dass wir Jesse und Celine zuletzt sahen und auch wenn sich einige natürlich ganz sicher waren, dass das Flugzeug ohne unseren charmanten Ami losflog, endete alles in einem offenen Cliffhanger. Und nun sehen wir sie hier wieder als vertrautes Liebespaar beim Sparziergang. Alles, was Fans der Reihe wissen müssen, um ins Kino gehen zu wollen.
Vielleicht das schönste Poster des Jahres.
Der Teufel in Neon. Das beschreibt den Film sehr gut.
Die ganze Kampagne zum Film ist zum Vergessen, aber dieses Poster verweilt. Es könnte durchaus von Mondo oder einem alternativen Künstler kommen. Definitiv ein Design, das man sich an die Wand hängen kann.
Zehn Jahre. Kathryn Bigelow und Mark Boal schildern die Jagd nach Osama bin Laden in Momenten. Das Poster fängt dies schön ein.