Kurzreviews: The Tunnel, Smashed, This Is the End, Mud - PewPewPew - PewPewPew

Rating: ★½☆☆☆

Enorme Hitzewellen in Australien zwingen die Regierung neue Methoden zur Wasserversorgung zu ergreifen. In den stillgelegten Tunneln des U-Bahnsystems Sydneys sammelten sich ausgiebige Wassermengen, die mit ein wenig Aufbereitung leicht zur Trinkwasserversorgung genutzt werden könnten. Doch als nach kurzer Erprobung dieser Idee das Thema ohne große Berichterstattung aus dem Tagesgeschehen verschwindet und die Regierung jeglichen Kommentar zur Situation ablehnt, wittert die junge Journalistin Natasha die große Story. Ein erstes Interview mit einem Obdachlosen, der die Tunnel sein Zuhause nannte, gibt weiteren Anlass zur Sorge. Zusammen mit ihrem Team um 3 weitere Mitarbeiter macht sie sich auf, in die dunklen Gänge und entdeckt schnell den hungrigen Grund für die Abschaltung des Systems.

Wäre The Tunnel vor 10 Jahren erschienen, hätte der von Fans finanzierte Low-Budget Horrorstreifen Chancen gehabt ein paar Wellen zu schlagen. Doch nach Rec, The Descent und dem Found Footage Craze der letzten Jahre, schafft The Tunnel es leider trotz einem sympathischen Cast zu keiner Sekunde etwas Innovatives oder Spannendes auf den Bildschirm zu liefern. Letzteres liegt vor allem an dem Stil der Mockumentary, der schnell verrät, dass zwei Hauptcharaktere überleben. Aber auch ohne diesen drehbuchtechnischen Griff ins Klo bleibt am Ende wenig übrig: The Tunnel ist zu keinem Zeitpunkt wirklich erschreckend, insbesondere da die durchaus unheimlich designte Figur erforscht wird oder in Schlüsselpunkten bewusst die Kamera weggedreht wird. Die typischen Found Footage Bildfehler, die Digitalkameras natürlich nicht produzieren und nur vom Regisseur für einen günstigen Schnitt genutzt werden, können ebenfalls den Film und sein unbefriedigendes Ende nicht retten. Schade um das Potential.

Rating: ★★½☆☆

An der Sucht, und insbesondere am Alkohol, haben sich bereits dutzende Regisseure und Autoren abgearbeitet. Leider schafft es James Ponsoldt in seinem zweiten Spielfilm, der bei dem letztjährigen Sundance Filmfestival den Special Jury Prize gewinnen konnte, nicht, das Thema von einer neuen Seite zu betrachten oder etwas Aussagekräftiges in seiner Geschichte zu finden. Immerhin ist die Ausgangssituation recht originell. Kate (Mary Elizabeth Winstead) ist jung, attraktiv und verheiratet. Zusammen mit ihrem Ehemann (Aaron Paul) wohnt sie in einem charmanten Vorstadthaus und unterrichtet Erstklässler an der örtlichen Grundschule. Alles gut. So gut, dass die Abende immer und immer wieder beim Alkohol enden. Während ihr Mann Charlie in seinem Beruf als Musikjournalist durch jahrelange Erfahrung noch funktioniert, verliert Kate immer mehr den Überblick.

Wie viele Süchtige ist sie sich ihres Problems sehr wohl bewusst, kann aber auf Grund ihres Umfeldes, das locker mit dem Thema umgeht, keine erfolgreichen Schritte gen Heilung machem. Bald schon muss sie sich zwischen zwei Leben entscheiden. Tragischerweise steckt hier viel Potential in der Ausgangssituation. Die Figuren sind zu Beginn interessant, äußerst charmant gespielt von zwei talentierten Darstellern und die Cinematographie ist für diesen Indie sehr ansprechend. Leider findet davon kaum davon etwas den Weg in die spätere Hälfte des Films, wo die Figuren – insbesondere die Nebendarsteller – schwer an der Karikatur kratzen. Dazu ruiniert ein Zeitsprung sehr viel Potential für das eigentliche Drama und den Kampf gegen die Nüchternheit in diesem ohnehin sehr kurzen Film.

Eigentlich sollte ich diesen Film lieben. Als riesiger Apatow-, Ananas Express-und Eastbound & Down-Fan bin ich gerade dazu prädestiniert mir meinen Arsch bei This Is The End den Arsch abzulachen – und dennoch war der Film alles andere als irrsinnig witzig. Der erfrischende Effekt, dass die Schauspieler eine fiktive aber doch ihrem popkulturären Image naheliegende Version von sich selbst spielen, arbeitet sich unglaublich schnell ab und endet spätestens mit dem fulminanten Eingang von Danny McBride zum Ende des ersten Drittel. Was danach folgt sind oft meist höchst improvisierte Witze, die für sich alleinstehend noch zum Schmunzeln sind, aber nie ein größeres Gesamtgefüge erzeugen. Am Ende bleiben es ein paar Idioten, die am Ende der Welt in einem Haus gefangen sind und sich dick jokes erzählen. Das ist sympathisch, aber nicht über die gesamte Lautzeit haltbar.

Doch der Film hat seine gute Seiten. Michael Cera zu Beginn des Films ist das Ticket schon alleine wert und wer ein paar Mitglieder des Ensembles auch nur halb mag, wird voll auf seine Kosten kommen. Trotzdem erreicht der Film leidet nie die Höhen seiner Vorgänger oder Cousins, da die Geschichte doch zu dünn und zusammenhanglos ist. Dazu wirkt der Konflikt zwischen Seth Rogen, James Franco und Jay Baruchel sehr aufgezwungen, auch wenn die finale Auflösung höchst amüsant ist.

Rating: ★★★☆☆

Jeff Nichols ist ein enigmatischer Regisseur. Er schafft es aus den alltäglichsten Bildern der amerikanischen Kleinstadt ein Rätsel zu kreieren, das das Leben der Einwohner nicht nut kritisch hinterfragt, sondern auch mystifiziert. Selbst das scheinbar ewig fließende Wasser (Niccols hat es mit den Elementen) wirkt mystisch und Geheimnisse unter seiner Oberfläche zu verbergen. Vor zwei Jahren schaffte er es die Lebenswirklichkeit eines jungen Familienvaters auf den Kopf zu stellen. Am Ende wusste nicht einmal der Zuschauer zwischen Realität und Wahnvorstellung zu unterscheiden. Nun widmet er sich dem Leben vom Jungen Ellis, der zusammen mit seiner Familie in einem Hausboot an einem der vielen Flüsse in Texas lebt. Im Labyrinth des Flussdeltas ist er mit seinem besten Freund Neckbone zu Hause. Gemeinsam erkunden sie ein durch eine Flut in den Baumwipfeln einer Insel gestrandetes Boot. Zu ihrer Überraschung entdecken sie dort den Flüchtigen Mud, der ihrer Hilfe bedarf. Er muss das Boot wieder wasserdicht kriegen um mit seiner Jugendliebe Juniper vor den bösen Kopfgeldjägern zu fliehen, die Mud nach einem Mord suchen.

Mud ist erneut, wie bereits Curtis in Take Shelter, ein Enigma. Doch im Gegensatz zu Curtis wählt Mud freiwillig dieses Schicksal. Gegenüber den hilfsbereiten Jungs hüllt sich Mud in einen Hauch von Mythen und Legenden. Seine Schuhsohlen hinterlassen ein Kreuz im Sand. Sein Hemd verleiht ihm Glück und ist neben der Pistole sein einzig verbleibender Besitz. Eine giftige Schlange biss ihn und er überlebte, obwohl die Doktoren sicher waren, er würde sterben. Ein erneuter Biss wäre sein Tod. Die Liebe zu seiner Freundin Juniper ist endlos und hat Wurzeln in ihrer Kindheit. Es wäre zu wünschen gewesen, dass Muds Schicksal gegen Ende ähnlich rätselhaft bleibt, ähnlich wie in Take Shelter.

Doch darum geht es Niccols dieses Mal nicht. Seine moderne, verwandte Version von Mark Twains Huckleberry Finn befasst sich mehr mit den verschiedenen Vater-und-Sohn-Beziehungen zu betrachten. So durchleidet Ellis gerade das Ende der Ehe seiner Eltern und kann in der scheinbar legendär endlosen Liebe von Mud und Juniper Hoffnung finden, während er selbst bereits erste Versuche mit Mädchen unternimmt. Doch zusammen mit seinem Freund Neckbone hat er keinen großen Erfolg, dafür stecken die 14-Jährigen doch zu sehr fest in ihrer kindlich zauberhaften Welt. Es ist dieses schmerzliche Alter in dem zwei Jahre Altersunterschied wie Jahrzehnte vorkommen. Dabei sind die Beiden aber dennoch überraschend reif. Insbesondere Neck, der bei seinem sorglosen Onkel aufwächst und wie ein alter Seefahrer spricht und aussieht. Die schauspielerischen Aspekte sind sowieso hervorzuheben. Selten, vielleicht zuletzt in Stand By Me, sah man so gutes Schauspiel und Casting von Kinderschauspielern, die nicht nur ihren erwachsenen Gegenspielern die Stirn bieten können, sondern auch teilweise übertrumphen können.

Rating: ★★★★½