27 Nov, 2012 · Sascha · Alles sonst so
Ich werde hier zwar Einigen vielleicht vor den Kopf stoßen, aber vielleicht will ich das auch. Ich war übers Wochenende im Theater, Max und Moritz, wurde mitgeschleppt. Nicht gegen meinen Willen, ganz im Gegenteil: ich finde Theater eigentlich verdammt klasse, aber es sollte mir schon etwas bieten. Nach keiner wirklichen Vorbereitung oder Recherche (Teil des Abenteuers!), stellten wir dann fest, dass es sich um das diesjährige Weihnachtsstück handelte – für Kinder eben.
Gut, kann ich mit leben. Die schauspielerischen Leistungen, der Gesang, die Bühnengestaltung, und, und, und gehen auch alle in Ordnung, große Unterhaltung, die mir dennoch bis heute schwer im Magen liegt. Denn das Ende weicht in der ansonsten sklavischen Adaption doch weit vom Original ab. Max und Moritz sterben nicht in der Bäckerei, obwohl die Witwe Bollte selbst feststellte, dass man noch die Füßlein im Ofen zappeln sehen konnte.
Stattdessen tauchen Max und Moritz magischerweise später auf dem Dach der Bäckerei auf, natürlich ohne logische Erklärung, und stellen zu ihrer Überraschung fest, dass alle Dorfbewohner um sie trauern. Sie lösen die Situation auf: Hey, wir leben noch. Alle freuen sich, singen und das Publikum klatscht im verkehrten Rhythmus mit, aber das spielt keine Rolle weil Deutschland.
Sowas ärgert mich. Ja, es gab jüngere Kinder im dem Publikum, aber wo bleibt denn da die Lektion? „Bosheit ist kein Lebenszweck!“ heißt es im Original. Das ist in der Adaption verschwunden. Argumentation wahrscheinlich: Kinder, Weihnachten, blabla.
Es ist die gleiche Mentalität, die George Lucas Jar Jar Binks erfinden ließ und Steven Spielberg dazu brachte, Waffen mit Walkie-talkies in E.T. zu ersetzen. (Wobei Letzterer das ja inzwischen bereut und auf der fabelhaften Blu-Ray-Version korrigiert hat.)
Das kotzt mich an. Traut den Kindern doch mal was zu! Die Geschichte war auch Teil meiner Kindheit und mir hat es nicht geschadet. Ganz im Gegenteil sogar. Tod und Verlust ist ein Leitmotiv des Lebens, das Kindern durch empathische Geschichten nähergebracht wird. Nicht umsonst waren die Smashhits der letzten Jahre Up, Wall-E und How To Train Your Dragon, in dem der Protagonist in den ersten 10 Minuten sein verdammtes Bein verliert!
Die Kinder sollen doch lernen, dass ihre Protagonisten es zu weit getrieben haben. Hier ist wieder dieser typische Wischiwaschiblödsinn am Werk, der mich seit Jahren ankotzt. Unterschätzt die Kinder doch nicht. /rant