‘The Grey’ Review - PewPewPew

‘The Grey’ Review

29 May, 2012 · Sascha · Film,Review

Vereinigte Staaten, 2011
Regie: Joe Carnahan
Drehbuch: Joe Carnahan, Ian MacKenzie Jeffers
Darsteller: Liam Neeson, Dallas Roberts, Frank Grillo, James Badge Dale
Länge: 117 Minuten
FSK: 16
Rating: ★★★★½

Ottway (Liam Neeson) ist Jäger und ist bei einer Ölfirma in Alaska angestellt um die Arbeiter vor Angriffen von Wölfen im Freien zu schützen. Er kennt die Tiere, er respektiert sie und tut seinen notwendigen Job nur ungern. Als er und eine Gruppe von Arbeitern auf dem Heimweg über der alaskischen Wildnis mit ihrem Flugzeug abstürzen, müssen sich die ungleichen Köpfe zusammenraufen um gegen die bittere Kälte und die hungrigen Wölfe zu kämpfen.

Junge, junge, das hört sich vielleicht einfach gestrickt an. Und dabei kann das gar nicht weiter entfernt von der Wahrheit sein. Ja, ‘The Grey’ ist ein typischer Film dieser Art. Es heißt Mann gegen Natur und es gibt eine Reise zur erhofften Rettung. Leute sterben oder werden getötet. Und so weiter. Auch Regisseur Joe Carnahan, der zuletzt bei der Serienadaption vom ‘A-Team’ Regie führte, ist auf den ersten Blick kein Indikator für einen tiefgehenden Genrebeitrag. Und doch schafft es der Film einen zu packen, visuell zu beeindrucken und emotional durchzuschütteln.

Das gelingt vor allem auf Grund der gnadenlosen Realität des Films, der locker den Titel “No Bullshit – The Movie” tragen könnte. Die Welt kann so grausam und herzlos sein. Das fängt bei einer der besten Umsetzungen eines Flugzeugsabsturzes aus subjektiver Perspektive an, geht weiter bei Interaktion mit tödlich Verwundeten und endet bei der grausamen Unbarmherzigkeit der Wölfe, die die Männer kurz nach dem Absturz angreifen. Ottway mutmaßt, dass sie im Jagdgebiet der Wölfe abgestürzt sind und sie sich deshalb fortbewegen müssen. Finden würden die wenigen Hilfseinheiten, die für Ex-Knackis und harte Kerle gesendet werden, sie ohnehin nicht schnell genug. Vorher findet sie eher der Tod.

Also beginnt die Reise. Die Schauplätze wechseln, es gibt nette Set-Pieces und nette Wendungen. Die Charaktere sind auf den ersten Blick eindimensionale Pappaufsteller, doch der Absturz reißt ihnen die stereotypischen Masken vom Gesicht und offenbart ihre wahren Gesichter. Natürlich gibt es die für das Genre typischen Dynamiken, die innerhalb der Gruppe Streit auslösen. Doch das intelligente Drehbuch von Carnahan und Jeffers weiß durch einen Zwischenfall hier einen Riegel vorzusetzen, sodass sogar die härtesten Kerle auf ihre Menschlichkeit reduziert werden. Hervorzuheben ist wie, wie sollte es anders sein, Liam Neeson, der Ottway wie von ihm aus den letzten Rollen (96 Hours) gewohnt stoisch spielt, aber durch visuell ansprechende Rückblenden eine emotionale Zerbrechlichkeit hinzufügen kann, sodass man sich fragt, wie lange er dieser Gruppe noch Mut zusprechen und sie anführen kann.

‘The Grey’ ist traditionelles Man vs. Nature Kino, das dank starker Performances (Neeson und Roberts) und einem guten und abwechslungsreichen Drehbuch begeistern kann. Die Geschichte ist konsequent und erbarmungslos und man sollte sich die Credits ganz anschauen, weil noch etwas kommt. Nicht, dass man ohne auch schon genug bedient wäre…