USA, Neuseeland 2011
Originaltitel: The Adventures of Tintin
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Stephen Moffat, Edgar Wright & Joe Cornish
Darsteller: Jamie Bell, Andy Serkis, Daniel Craig, Simon Pegg und Nick Frost
Länge: 107 Minuten
FSK: ab 6 Jahre
Start: 27. Oktober 2011
Jahrelang haben Steven Spielberg und Peter Jackson an einer Verfilmung der “Tim und Struppi” Comic-Bücher von Hergé gearbeitet, sich Talente wie Edgar Wright und Joe Cornish zusätzlich zu Stephen Moffat an Bord geholt, die Charaktere fantastisch besetzt, Studiowechsel durchmachen und Tim umbesetzen müssen. Es ist dabei fast schon bemerkenswert, wie leichtfüßig und unbeschwert Tim und Struppi als Projekt dann doch daherkommt. Nichts ist zu spüren von all dem Stress der Produktion, der Film ist rasant, witzig, atemberaubend und eine Umsetzung, die man sich als Fan des Originals nur wünschen kann.
Das beginnt natürlich mit der Besetzung und Auswahl der Comics. Auch wenn es keine direkte Adaption ist, sondern eine Vermischung von drei Comics aus den 40ern, sind zumindest die Charaktere bis in die Poren genauestens umgesetzt. Die Animation ist nahezu perfekt und die Sorge um den “Uncanny Valley”-Effekt verflüchtigt sich nach wenigen Minuten. Dazu schaffen es die Schauspieler, insbesondere Andy Serkis als Kapitän Haddock, die Charaktere so zu beleben, wie man das aus Kindertagen noch in Erinnerung hat.
Das ist ein glücklicher Umstand, denn viel Zeit bleibt den Schauspieler nicht, ihren Charakteren prägnante Fassaden zu verleihen, denn das Drehbuch peitscht die Geschichte von einem Setpiece zum Anderen. Da befinden wir uns einmal im einer schönen belgischen Villa, dann auf Haddocks Schiff, dann im Mittelmeer, nur um dann mit einem Flugzeug in der Sahara abzustürzen. Von einem kurzen Flashback und genialst choregraphierten Kampf zweier Schiffe im offenen Ozean springt das Drehbuch zu einer der besten Szenen in CGI-Filmen überhaupt hin ins nasse Frankreich. Und all das in gerade einmal 107 Minuten.
Da schaffen es wenige Figuren, darunter auch leider Tim, nicht eindimensional zu wirken. Aber das kennen wir ja schon aus den Comics. Tim ist eher der Erzähler und Träger / Medium für die Geschichte, während Haddock der Charakter ist, mit dem und dessen Fehlern wir sympathisieren. Struppi ist ebenfalls toll und stiehlt jede Szene, in der er agieren darf. Darunter fällt auch jene Verfolgungsszene durch ein Dorf am Hang in Marokko, die atemberaubend inszeniert ist. Spielberg zeigt ganz ähnlich wie Brad Bird in der Verfolgungsszene von “The Incredibles”, dass es in Animationsfilmen keinerlei Beschränkungen für die Kamera gibt. Teilweise wirklich lange, fast schon im “Children of Men”-Stil von Alfonso verfolgt die Kamera Tim, Struppi, Haddock und den Roten Rackham durch das Dorf, das durch eine Wasserflut und einen Panzer langsam in sich zusammenfällt. Alleine für diese Szene lohnt sich das Kinoticket, besonders in 3D.
Spielbergs “Tim und Struppi” ist ein Animationsfilm, der an eine Achterbahnfahrt erinnert. Er baut langsam auf um dann ohne Rücksicht auf Verluste durchzubrettern bis zum Schluss. Das mag so manchen vielleicht zu schnell sein, aber am Ende muss man feststellen, dass man eine Menge Spaß hatte und am liebsten gleich sitzen bleiben würde für Runde zwei, die Peter Jackson dank erfolgreichen Einspielergebnissen nach ‘The Hobbit’ für 2014 inszenieren wird.
9/10