Originaltitel: The Three Musketeers, D, F, GB 2011
Regie: Paul W.S. Anderson
Drehbuch: Alex Litvak, Andrew Davies
Darsteller: Logan Lerman, Orlando Bloom, Milla Jovovich, Christoph Waltz
Produktion: Constantin
Verleih: Summit Entertainment
Länge: 111 Minuten
FSK: 12 Jahre
Start: 1. September 2011
Schaut man sich in Wikipedia eine Auflistung der Serien, Filme, Animationswerke über drei Musktieren an, so kann man über knapp 45 Werke staunen, die über mehr als ein Jahrhundert verteilt sind. Das entspricht nahezu fast jedem zweiten bis dritten Jahr Musketiere-Content. Da dürfte der Markt doch überfüllt sein für neuere Versionen, oder nicht?
Bereits 1993 merkte Roger Ebert in seiner Review zu der damaligen Disney-Adaption (die ich sehr, sehr mochte) von Alexandre Dumas Geschichte an, dass es keinen wirklichen Grund gibt, die Geschichte der Drei Musketiere erneut zu verfilmen. Eine weitere Adaption müsse zunächst seine Existenz durch einen deftigen Grund und eine gute Umsetzung beweisen. Auch wenn ich die 1993er Adaption als Kind sehr mochte und sie im Gegensatz zu Ebert für mehr als gut halte, wird er mir wohl zustimmen werden, wenn ich sage, dass die neue Version von Paul W.S. Anderson großer Quatsch ist, der versucht ein Stück vom ‘Piraten der Karibik’-Kuchen abzubekommen. Denn machen wir uns nichts vor; in diesem Film geht es um alles, aber nicht um die Musketiere. Und dabei sind gerade sie diejenigen, die noch die besten Momente im Film haben. ‘Pirates’ ist natürlich auch großer Quatsch, aber er macht Spaß und hat eine großartige und noch großartiger gespielte Hauptperson. Die wenigen Akzente, die die Musketiere, allesamt prima gespielt, setzen dürfen, versagen da im Vergleich dank des Drehbuches.
Der Film schert sich nicht wirklich um adäquate Umsetzungen und springt direkt ins Geschehen; D’Artagnon wird zunächst als nobler, aufstrebender, junger Mann vom Lande vorgestellt, der des Vaters Schwert erbt und Segen empfängt, nur um sich in der nächsten Szene als hitzköpfiger Milchbubi herauszustellen. Die Musketiere kriegen alle kurze Szenen bei einer Raubszene in Venedig, wo sie kurz etwas Cooles machen, einen One-Line raushauen, um dann (ON-SCREEN!!!) mit Name und Freeze-Frame vorgestellt zu werden. Subtil ist das nicht. Alles andere als das. Es ist direkt ins Gesicht der Zuschauer, da man sich mit diesem Musketiere- und Ehre-quatsch beeilen muss, um zu den wirklich wichtigen Sachen zu kommen: lächerliche Luftschiffe, ulkige Kostüme, Teenieromanzen und Fremdschamgenerierende Comic-Relief-Charaktere.
Andersons Regiearbeit setzt sich im gewohnt schlechten ‘Resident-Evil’-Stil fort. Zeitlupenporn, Dutch-Angles und ein hektischer Schnitt im Stile des Chaos Cinemas bestimmen die Leinwand. Besonders die Schwertkämpfe enttäuschen massivst. Dabei bin ich ein großer Freund von Schwertkämpfen und habe mich genau darauf gefreut. Ich verlange zwar kein episches Duell wie der finale Kampf von Rob Roy, aber man muss sich schon extrem anstrengen, dass Schwertkämpfe so unkoordiniert, unchoreographiert und uninspiriert ausschauen. Dazu fehlt wie so oft der Überblick über das ganze Schauspiel. Der Mischmasch aus Close-ups und Medium Shots erreicht nie ein Gefühl des Wissen, wer wo gerade was tut.
Das 3D war bis auf zwei, drei Szenen nicht wirklich notwendig. Ich habe sogar mal für 5 Minuten meine Brille abgenommen und empfand es als wesentlich angenehmere Erfahrung.
Jetzt werden einige sagen: Ja, jetzt mach aber mal einen Punkt. Es ist immerhin eine deutsche Produktion. Ein deutscher Film – ein Sommerblockbuster! Dazu kann ich nur sagen: Blödsinn. Wenn schon, dann doch bitte richtig.
Hübsche Kostüme, schöne Sets und ein respektalber Cast können nicht über die Leere des Films, das überraschungsarme Drehbuch und das Chaos der Regie hinwegtäuschen.
3/10