Overhating it: Nestlé Schöller Kinowerbung 2011 - PewPewPew
Vorwort: Dieser Artikel entstand über einen langen Zeitraum. Er lungerte monatelang als Entwurf im Schuppen und konnte nur durch häufige Kinobesuche und dadurch resultierenden Hass fertiggestellt werden.

Ich gehe gerne und oft ins Kino. Sehr oft sogar. Auch wenn ich dabei immer den Charme und die Gemütlichkeit kleiner Arthäuser schätze, tendiere ich doch öfters zu dem hier größten Kino in der Umgebung: dem CineStar. Das schlimmste daran sind die Werbespots. Ja, wenn der Film um 20:15 beginnt, kann man ruhig um viertel vor neun da sein und man wird nichts verpasst haben. Doch das hat mich nicht immer gewurmt. Es gab auch Zeiten, in denen ich die Werbung genossen habe, weil sie teilweise so schlecht war, dass es wieder lustig wurde. Doch diese lustige Zeiten mit FunkyDave sind vorbei. Inzwischen nervt Werbung einfach. Eine regt mich momentan besonders auf. Es ist die Nestlé Schöller Kinowerbung für 2011:

Ich hasse diese Werbung so sehr.

Ich hasse sie so sehr. Ich weiß gar nicht wo genau ich anfangen soll aufzuzeigen, wieso ich sie so hasse. Aber eine chronologische Analyse macht Sinn. Also: Da parkt also nachts jemand rückwärts ein und steht schon praktisch in der Parklücke drin ohne Probleme und dann passiert trotzdem ein Unfall. Aber kein Parkunfall, wo man vielleicht die letzten Zentimeter ganz langsam fährt und dann kurz auffährt, ohne, dass wirklich etwas passiert – NEIN! Der ganze Eiswagen wackelt, als ob Hulk persönlich dran geklopft hätte und Eis kaufen wolle. Natürlich geht dann auch zufällig der Wagen an. Wie das? Lässt der Eismann die Schlüssel stecken und wenn ja, wie geht dann alles an?! Egal, denn es bimmelt schon!

Dann zu dem Eiswagen an sich. Er schaut so aus als sei er gerade aus einer Coca Cola Weihnachtswerbung entfahren – die Wagen, die ich aus meiner Kindheit kenne, waren immer rostige Metallkabuffe, die auch noch nach drölf Millionen Kilometer ihre Runden drehen müssen. Solche Wagen wie den hier im Spot gibt’s nicht mal bei BoFrost oder sowas! Am lächerlichsten sind jedoch die Reaktionen der Anwohner. Diese Anwohner sind natürlich nicht davon genervt, dass mitten in der Nacht irgendwas auf der Straße Musik macht und laut herumbimmelt, nein, niemals! Sie sind erfreut und stehen natürlich sofort auf um hinunter zu gehen und zu schauen was genau das los ist, immerhin ist es ein Eiswagen bei Nacht, das kann ja nur eins bedeuten: Kostenloses Eis in der Nacht.

Auch unglaublich toll ist die Type, die hier als Eismann verkauft wird. Ich weiß ja nicht wie das bei euch war, aber mein Eismann war Ende 60, mit dickem Schnauzbart, immer ein bisschen kurz angebunden und knurrte seine Sätze eher heraus als freundlich zu lächeln. Hier wird stattdessen ein hipper Endzwanziger präsentiert, der natürlich dem kleinen Kind nicht den Wunsch nach Eis in der Nacht abschlagen kann. Aber hey, ich habe Super Nanny geschaut, immerhin das ist halbwegs denkbar. Dann verabschiedet sich die Realität wieder aber so schnell wie sie kam, denn er gibt nicht nur dem kleinen Mädchen ein Eis, sondern der ganzen Straße, denn jeder – natürlich in Pyjamas – ist auf die Straße gekommen und will Eis. Dem Typen scheint es egal zu sein, ob er gerade mehrere hundert € aus dem Fenster wirft oder womöglich seinen Job verliert, er händigt freudig Eis an alle aus. Friede, Freude, Eiskuchen.

Ja, okay, es ist Werbung und Werbung ist nicht real, soll auch nicht real sein, sondern uns eine Idee verkaufen; oder einen Wunsch, eine Sehnsucht oder eine tolle Situation. Und dann natürlich dazu führen, dass wir das Produkt, hier Eis, kaufen. Aber irgendetwas setzt bei mir aus. Ich kann mich nicht beruhigen und es über mich ergehen lassen. Wenn ich mir schon Werbung im Kino anschauen muss, dann doch bitte gute. Aber mein Betteln hilft nicht. Ich werde sie weiter schauen müssen, bis Nestlé Schöller was neues bringt. Bis dahin werde ich jedes Mal, wenn die Werbung kommt, mich wohl so sehr ärgern, dass ich danach kein Eis kaufen kann, sondern den Eismann des Kinos vor Wut anbrüllen werde. But that’s just me.