Originaltitel: Thor, USA 2011
Regie: Kenneth Branagh
Drehbuch: Ashley Edward Miller, Zack Stentz, Don Payne
Darsteller: Chris Hemsworth, Natalie Portman, Tom Hiddleston, Anthony Hopkins, Stellan Skarsgård
Produktion: Marvel Studios
Verleih: Paramount Pictures
Länge: 114 Minuten
FSK:12
Start: 28. April
Alas, Thor, es tut mir Leid. Ich muss mich entschuldigen, du bist ein ziemlich guter Film, aber man sieht es Dir nicht direkt an. Bei Thor ist es wie bei einer dieser mittelmäßig ausschauenden Frauen, sie sind nicht hässlich, aber auch nichts zum Angeben, eher so meh. Und genau das entlockte mir jeder Trailer zu Kenneth Branaghs ‘Thor’ jedes Mal , wenn sein unglaublich cheesiger er irgendwo zu sehen war. Der zweite Trailer war ein bisschen besser, aber auch eher ziemlich meh.
Doch dann kamen die Kritiken. Und ja, die waren gut. Richtig gut. Durchschnittlich 95% positive Kritiken bei rotten tomatoes. Und dann sitzt man da im Auto und fährt zum Kino und es wird einem klar: Moment, brems dich, so toll kann er nicht sein. Und dann rollen die Credits und man stellt fest: Doch, kann er.
Nessmons Zusammenfassung von “Thor” belief sich auf “Ach, das is’ so’n germanischer Gott und der is’n bisschen blöd”. Und ehrlich gesagt finde ich auch diese Beschreibung besser als alle anderen, denn je weniger man von der eigentlichen Geschichte oder dem Comic weiß, desto besser ist der Film. Ich, vollkommen unbeleckt von nordischer Mythologie und Marvel Comics, hatte daher großes Vergnügen. Thor ist keine wirkliche Origin-Story, da Thor ja schon bereits Gott/Superheld ist und erst vom hohen Ross stürzen muss um zu nie geahnter Größer heranzuwachsen. Dass Thors Bruder Loki die Finger bei allem im Spiel hat und seine Intentionen nicht die Besten sind, erkennt auch jeder Blinde nach spätestens fünf Minuten.
Dafür ist Loki aber vielleicht die einzig wirklich interessante Figur und dabei auch noch schön ambivalent von Tom Hiddleston gespielt, der auch in “The Avengers” (2012) die Rolle des Loki übernehmen wird, was schon einmal ein gutes Signal ist.
Sobald Thor auf der Erde ist, verkommt der durchaus ernstgenommene Mythenquatsch zu einem Comedyfilm, wobei der Humor hauptsächlich durch Thors Unverständnis und Benehmen entsteht. Ja, das Niveau ist niedrig, aber es spricht an und geht nie wirklich unter die Gürtellinie. Apropos Gürtellinie, die Hosen bleiben bei Portmans Figur und Thor auch an, gut so, denn die Chemie der beiden reicht auch nur für einen kurzen Flirt. Thors spontane Liebe auf Ewigkeit nach 2 Tagen ist eben so lächerlich wie der Destroyer, der gegen Ende eine amerikanische Pappstadt am Arsch der Welt kleinmacht. Dramaturgie kommt nie auf, genausowenig ist der Zuschauer emotional eingebunden, was auch durchaus gewollt sein kann, erkennbar an dem gleich vierköpfigen Comic Relief aka Thors beste Kumpels und so ‘nen Xena-Verschnitt.
Dennoch, Thor ist kein schlechter Film. Er ist sogar ein ziemlich guter Film. Ist das nun, weil man weiß, dass es auch wesentlich schlimmer kommen könnte (I’m looking at you, Captain America and Green Lantern)? Vielleicht. Vielleicht aber auch, da es keinen großartigen Fehler gibt, wohl dank der Regie von Kenneth Branagh. Seine Actionszenen sind gut, die Welt von Asgard erscheint zumindestens optisch in vollem Glanz und auch die Schauspieler können unter ihm mit dem arbeiten, was ihnen zur Verfügungen steht. Vielmehr krankt Thor ähnlich wie Iron Man 2 an seinem Setup-Drehbuch für “The Avengers”. Ja, wenn die Credits rollen denkt man sich: OK, gut, aber mehr? Jede Figur, jeder Storystrang, jede Idee wird nur angefangen und nicht vollendet. Bei allem was sich MARVEL hier auflädt, kann Avengers eigentlich nur in die Hose gehen. Da sprechen die weiteren Pläne auch dafür: Nach dem Klassentreffen 2012 wird jeder Film seinen eigenen zweiten Teil haben, so sind Captain America 2, Thor 2 und Iron-Man 3 bereits in Planung. Bei all der feinen Planung und Cameoverliebtheit, sollte man dennoch darauf achten, dass eine Story nicht zum Cameo wird.
Thor. Gut. More please? 7/10