Resident Evil: Afterlife ist der größte Scheißdreck, den ich in meinem Leben auf einer Kinoleinwand gesehen habe. Selbst Filme unterster Kanone wie Transformers 2 oder Saw 2-(bald)7 wirken dagegen wie oscarreifes Material. Aber alles der Reihe nach.
Ich bin kein Fan der Spielereihe Resident Evil. Meine Erfahrungen mit Resident Evil beschränken sich auf das Zuschauen des Zockens des 5. Teiles gegen 6 Uhr morgens auf dem kläglichen Ende einer Party und auf das Intro des ersten Teils, als mein 12-jähriger Cousin meinte “Jetzt kannst du unberuhigt gucken”, ich die Finger vor meinem Gesicht spreitzte und eine Leiche mit heraushängendem Auge sah und schreiend davon lief. Mit den Filmen jedoch kenne ich mich ein wenig besser aus. Unter meinen riesigen Erfahrungen als Zombiefan sind die Filme neben Literatur, Comics und anderen Filmen mit Zombies mein absolutes Guilty Pleasure. Resident Evil 1 war leichte Kost, teilweise recht cool und es hatte Milla Jovovich und Michelle Rodriguez. ‘Nuff said. Auch der zweite Teil war nett, da er die Story nicht mehr auf einen Gebäudekomplex limitierte, sondern die Stadt als Spielplatz hatte. Viele tolle Konzepte wurden ausprobiert, doch schon längst hatte man hier verschiedene Sachen vermischt. Ich habe der Macht sei Dank ein paar wirklich erfahrene RE Zocker als Freunde, sodass man mir eigentlich mal erklärte wie weit noch übrig geblieben ist bei den Filmen von der ursprünglichen Story der Spiele. Und das ist so gut wie absolut nichts. Das mag vor allen daran liegen, dass der Hauptcharakter der Filme, Alice, gar nicht in den Filmen vorkommt und der Fokus auf sie immer größer wird; so springen am Anfang des Films 50 Alices in Tokyo rum. Das liegt wohl vor allem daran, dass die gute Milla (nicht die Volleyballspielerin) mit dem Regisseur, Paul W.S. Anderson (nicht P.T. Anderson) verheiratet ist und dieser Mann absolut nichts schreiben kann.
Resident Evil: Afterlife besitzt in keinster Hinsicht eine Story, geschweigedenn Charakterentwicklung, in den ersten 15 Minuten fallen 2 Dialoge und gefühlte drölftausend Patronenhülsen und in den kommenden 97 Minuten umso mehr One-Liner. Dass man das Fünkchen Stoff überhaupt auf 97 Minuten strecken kann liegt wohl daran, dass Anderson auch nur jede vermeintlich coole Einstellung in Ultrazeitlupe zeigt, egal ob Regen, das Zuwerfen einer Waffe oder dem Pan-Up eines Close-ups EINER STRUMPFHOSE, sodass am Ende wahrscheinlich ein Viertel in Zeitlupe gezeigt wurde (Ich bin mir sehr sicher, dass ich nicht übertreibe). Allgemein könnte man sagen, dass angefangen von den Sets bis über die Kostümen und den Kämpfen hier eine Matrixversion auf billigster Art in 3D gezeigt wird. Achja, 3D. Gefilmt wurde das ganze ja, so wurde es ja pompös im Trailer propagiert, mit dem von James Cameron entwickelten 3D-Kamera-Set. Dennoch schaut das 3D billig aus, die Personen schießen wie in Pop-up-Bücher beim Augenarzt aus den Frames und allgemein ist 3D Gimmick, indem Sachen auf die Zuschauer geworden werden – man braucht also nicht nur das Set, sondern auch einen guten Regisseur, was Anderson bei weitem nicht ist, geschweigedenn ein passabler Autor.
Das traurigste am ganzen Film ist jedoch, dass er sich von der ganzen Quadrilogie noch am meisten auf die Spiele bezieht und dadurch noch kläglicher failt als alles vorher dagewesene. Hätte man die Trilogie weiter fortgesetzt mit verteilten Verweisen auf die Spiele, jedoch die Story weiterfolgt, wäre das gar nicht so schlecht gewesen. Nein, stattdessen führt man diese Geschichte weiter auf die lächerlichste Art und Weise. Es fühlt sich zeitweise so an als ob sich Anderson und Co. einfach in einem Raum gesessen haben, jeder mal sagen durfte was er so toll findet und was er gerne im nächsten Film sehen wü rde UND GENAU DAS WURDE UNREFLEKTIERT UMGESETZT – 1 zu 1!
Nennt mich einen Nerd, aber ich nehme Zombies sehr ernst. Das Konzept selbst erfordert ja einiges an Gehirn-an-der-Kasse-abgeben, aber dann will ich wenigstens innerhalb dieses Universums ein wenig Realismus. Und selbst wenn das über Bord geworfen wurde, kann man dann wenigstens ZEIGEN wie man ein leerstehendes, aufgetanktes, 4-Jahre-altes, apokalypsenüberlebendes und rostfreies Boot in Los Angeles findet anstatt einfach zu dem Boot auf dem Meer zu schneiden? Ohnehin wird der Film mehr wie eine äußerst schlechte und zu lange Kinowerbung und zur Dekoration gibt es Zombies, denn RE ist nur noch im entferntesten ein Zombiefilm. Im gesamten Film sterben 3 Menschen durch Zombies, während nur 2 im üblichen Sinn gefressen werden – und nicht einmal das zeigen sie. Und selbst das Konzept der Zombies wurde für das der im 5. Spieletitel gezeigten Konzept ausgetauscht. “Zombies” sind nun schlaue von Parasiten besessene – tolle Entwicklung. Jetzt gibt es auch 4 Meter große 5 Meter lange hammerschwingende Parasitenmänner statt Zombies. Ich würde Bullshit aus meinen Lungen brüllen, wenn da nicht noch das Ende wäre, das in keiner Hinsicht in seiner Unverschämtheit jemals übertroffen werden könnte. Ich möchte zwar nichts spoilern, aber von “Ende” kann nicht gesprochen werden, da es ohnehin keinen Storyarc gibt, aber auch überhaupt keine abgeschlossene Handlung, sondern der Film mitten im Finale einen Cut-To-Black macht und danach während der Credits einen wiederkehreren Charakter zeigt, “reimagined” nach dem 5. Spieltitel und mit neuer Schauspielerin.
Bei all den vielen Reboots, Remakes und Reimagenings, kann das nicht auch mal dieser Reihe passieren? Oh, leider nicht. Der Film lief äußerst erfolgreich in den USA an und auch bei mri war das Kino proppevoll, wobei selbst die hardcoresten Fans über dieses Stück Scheiße lachen mussten. Aber Herr Anderson hat eine noch tollere Idee für den bereits angekündigten 5. Teil: Dieses mal dürften sich die Fans wünschen, was sie gerne im nächsten Teil sehen wollen und damit erwartet und ein noch schlimmerer Flickenteppich als in Teil 4.
Wenn das Verfilmen einer Geschichte zu “Wünsch Dir Was” wird, dann gute Nacht.
1/10